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Ig Nobel-Preise 2014
Schinken gegen Nasenbluten

Preisverleihung. - Die Zeit der Nobelpreise rückt näher. In der ersten Oktoberwoche wird die Preiskomitees in Stockholm und Oslo die diesjährigen Laureaten verkünden. 14 Tage vorher werden in Boston, Massachusetts, die Träger der Ig-Nobelpreise gekürt Sie erhalten ihre Auszeichnung für Forschung, die "erst zum Lachen und dann zum Nachdenken" anregt.

Von Volker Mrasek | 19.09.2014
    Kiyoshi Mabuchi, Kitasato University, hält eine Banane zur Demonstration seines Forschungsobjektes hoch. Er referierte auf der Verleihungszeremonie der Ig-Nobel-Preise 2014 im Sanders Theater in Cambridge, Massachusetts.
    Kiyoshi Mabuchi, Kitasato University, erklärt auf der Ig-Nobel-Prize-Veranstaltung 2014 seine preiswürdigen Forschungen zur Friktion der Bananenschale. (dpa/picture alliance)
    Conferencier: "Please welcome the new Ig Nobel Prize winners!"
    Das ist immer wieder das Schöne am Ignoble Prize: Es erschließt sich augenblicklich, worüber die Geehrten genau forschen – ganz anders als bei den richtigen Nobelpreisen.
    "The physics prize!"
    Zum Beispiel die vier Japaner, denen der Physik-Preis zufiel. Sie ermittelten, wie stark die Reibung zwischen Schuhsohle, Bananenschale und Boden ist, wenn jemand darauf ausrutscht ...
    Conferencier: "...between a shoe and a banana skin ..."
    Und das ist immer wieder das Schlimme an der feierlichen Zeremonie in Boston...
    "This is a banana ..."
    ...die Geehrten versuchen sich auf der Bühne an Gesangsdarbietungen...
    "...friction..."
    Da kam kaum rüber, was Kiyoshi Mabuchi, eine der Physik-Koryphäen, eigentlich erklären wollte: Daß man praktisch hinschmiert, wenn man auf eine Bananenschale tritt. Der Reibungskoeffizient der Fruchthülle sei nämlich so klein wie der von Schmierstoffen...
    "Have you ever seen the face of Jesus on toast? No?"
    Haben Sie jemals das Gesicht von Jesus auf einer Scheibe Toast gesehen?
    "Elvis on a tortilla? No?"
    Oder vielleicht das von Elvis auf einer Tortilla?
    Sinnestäuschung auf Toast
    Mit diesen Fragen verblüffte Kang Lee das Publikum. Da hatte seine chinesisch-kanadische Arbeitsgruppe schon den IgNobelpreis für Neurowissenschaften in der Tasche. Für eine Studie über Gesichts-Pareidolien, optische Sinnestäuschungen. Dank dieser Arbeit weiß die Welt, daß man tatsächlich nicht ganz bei Toast sein kann. Und was im Gehirn so abläuft, wenn jemand auf dem Frühstücksbrot Gesichter sieht ...
    Ein bisschen musikalische Ablenkung gab es auch zwischendurch. Was ganz gut war, um manche der preiswürdigen Arbeiten zu verdauen. Etwa die für Biologie
    "Hoooooh!"
    "Let's talk about a study that contains lots of shit!"
    Lassen Sie uns über eine Studie reden, die jede Menge Scheiss enthält! Derbe, aber durchaus treffende Worte eines deutschen Forschers. Der Zoologe Pascal Malkemper von der Universität Duisburg-Essen gehörte zu einem Forscherteam, das untersuchte, wie sich Hunde positionieren, wenn sie ihr Geschäft verrichten. Das Ergebnis riecht nach einer Sensation: Die Tiere richten sich an den von Norden nach Süden verlaufenden Feldlinien der Erde aus. Der Hochschule war die Entdeckung der magnetosensitiven Darmentleerung übrigens schon im Januar eine Pressemeldung wert.
    "A freshly made serving of probiotic Spanish sausage ..."
    Schwer schlucken mussten die Ehrengäste auch, als ihnen auf der Bühne angeblich probiotische spanische Würste kredenzt wurden. Augenblicke vorher war der Ig-Nobelpreis für Ernährung verlieren worden. An spanische Forscherinnen. Sie hatten Milchsäurebakterien aus dem Kot von Kindern isoliert und getestet, ob sich die Mikroben als Starterkulturen für fermentierte Würste eignen. Vielleicht hatten die Damen ja im Kopf, dass es für uns eh gesünder wäre, weniger Fleisch zu essen...
    "I will not eat food!"
    Tierbeobachtung mit heftiger Störung
    Was gab es sonst noch? Zum Beispiel den erstmals verliehenen Ig-Nobelpreis für Arktische Wissenschaft. Den räumten zwei norwegische Forscher ab, die wissen wollten, wie Rentiere auf Eisbären reagieren. Was machten die Kerle also? Sie verkleideten sich selbst als Eisbären. Zum Glück begegneten ihnen keine echten.
    Was macht man bei Nasenbluten, das nicht aufhören will? Man schneidet gesalzenes Kasseler in kleine Streifen und benutzt sie als nasalen Tampon. Das erprobten jedenfalls Forscher aus Indien und den USA in einem Fall, bei dem das Bluten sogar lebensbedrohlich war. Und stoppten es! Dafür bekamen sie jetzt den Preis in der Rubrik Medizin. Eine Frage können sie aber nicht beantworten:
    "Then you have a vegetarian like me and I don't know what to do with bacon."
    Was macht man, wenn der Patient Vegetarier ist?
    Und auch dies noch: Besser, man schläft morgens nicht allzu lange! Nicht, weil der frühe Vogel den Wurm fängt. Sondern weil Spätaufsteher eher dazu neigen, narzisstisch oder sogar psychopathisch zu sein. Das sagen drei Forscher, die es wissen müssen. Schließlich errangen sie mit ihrer Studie den glorreichen Ig-Nobelpreis für Psychologie ...
    "Please shut up! I'm bored! Please shut up! I'm bored! Please shut up! I'm bored..."