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Indonesien
Mit Bildung aus dem Teufelskreis der Armut

Bildung ist der einzige Weg aus der Armut, das ist die Botschaft des indonesischen Autors Andrea Hirata, auch in seinem Bestseller "Die Regenbogentruppe". Verstärkt auf Bildung zu setzen, das hat Präsident Widodo bei seinem Amtsantritt vor einem Jahr versprochen. Die Geduld derer, die darauf warten, ist begrenzt.

Von Udo Schmidt | 13.10.2015
    Schüler einer Grundschule in Bogor, einem Vorort der indonesischen Hauptstadt Jakarta
    Schüler einer Grundschule in Bogor, einem Vorort der indonesischen Hauptstadt Jakarta (Imago/Xinhua)
    Die kleine indonesische Insel Belitung liegt zwischen Sumatra und Borneo. Jahrzehntelang wurde auf Belitung vor allem Zinn abgebaut, bekannt geworden ist die Insel aber durch die Romane des Schriftstellers Andrea Hirata. Er ist auf Belitung aufgewachsen als Kind armer, malaiisch-stämmiger Eltern, und hat seine Schulzeit in seinem bekanntesten Buch "Die Regenbogentruppe" verarbeitet. Andrea Hirata ist in Gantung geboren, dort ging er zur Schule, dort hat er seine Jugend verbracht. Etwas außerhalb dieses kleinen Städtchens Gantung steht eine Holzscheune.
    Petroleum zum Lesen
    Dutzende Frauen drängen sich vor der Warenausgabe. Eine Stunde lang wird hier Petroleum verkauft, das immer noch viele Menschen auf Belitung brauchen, zum Kochen, um abends Licht haben – zum Lesen also auch. Asna hat ihre Ration Petroleum bereits erhalten, sie ruht sich noch kurz aus, bevor es den weiten Weg zurück geht zu ihrem kleinen Haus. 3.300 Rupien kostet ein Liter Petroleum, umgerechnet etwa zwanzig Eurocent. Einmal im Monat kommt Asna hierher, in ihrem Ort würde das Petroleum ein paar Tausend Rupien mehr kosten.
    "Ich bin eigentlich Hausfrau, aber mehrmals im Monat fahre ich auch über die Insel und verkaufe in den Dörfern einfache Kleidung."
    Die 47-Jährige nimmt ihre Petroleumflaschen und befestigt sie am Fahrrad. Ja, sagt sie noch, natürlich kenne sie Andrea Hirata - sie habe von ihm gehört, sein Buch allerdings habe sie nicht gelesen.
    Der indonesische Schriftsteller, Andrea Hirata, aufgenommen am 15.03.2013 in Leipzig (Sachsen) auf der Buchmesse.
    Der indonesische Schriftsteller, Andrea Hirata (picture alliance / dpa / Marc Tirl)
    Dieser Andrea Hirata ist ein lustiger Kerl. Er lacht viel, erzählt gern und ist bescheiden geblieben trotz Millionenauflagen in vielen Ländern und trotz der Verfilmung seines Bestsellers "Die Regenbogentruppe", die ihn weit über seine Heimat Indonesien hinaus berühmt gemacht hat.
    "Die Regenbogentruppe baut auf wahren Begebenheiten auf und orientiert sich an realen Personen. Man kann sagen, der Roman ist autobiografisch. Er erzählt die Geschichte meiner Kindheit."
    Geschichte einer kleinen Dorfschule
    Die Regenbogentruppe - das ist die Geschichte der kleinen Dorfschule auf der Insel Belitung, in der Andrea Hirata seine Kindheit und Jugend zugebracht hat und der er vieles verdankt.
    "Mein Roman ist ein politisches Buch, weil es den politischen Willen schildert, die Menschen zu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen, ihr Leben zu verbessern. Darum geht es in meinem Roman."
    Die islamische Dorfschule, Muhammadiyah genannt, war und ist für den armen, malaiischen Teil der Bevölkerung Belitungs der einzige Zugang zu wenigstens etwas Bildung. Mit viel Gefühl beschreibt Hirata das Leben und die Fortschritte der kleinen elfköpfigen Klasse - und auch ihr Scheitern:
    "Manches, was damals geschehen ist, war viel schlimmer als das, was ich jetzt erzählt habe. Ich wollte ein optimistisches Buch schreiben, bei dem die Leser sich wohlfühlen."
    Ein Denkmal für die Lehrerin
    Und er setzt mit dem leicht zu lesenden, manchmal etwas zu märchenhaften Buch seiner damals jungen Lehrerin Bu Mus ein Denkmal, die über Jahre für den Erhalt der Muhammadiyah gekämpft hat.
    "Ich wollte mit dem Buch meinen Dank für meine Lehrerin ausdrücken. Es war eigentlich gar nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Ich habe ihr damals in der fünften Klasse versprochen, dass ich ihr ein Buch widmen werde."
    Bildung ist der einzige Weg aus der Armut, das ist die Botschaft, die Andrea Hirata in all seinen Büchern bereithält. Der 39-Jährige selber hat es geschafft, die Armut hinter sich zu lassen und über ein Studium und einen Job in der Telekommunikationsbranche zum bekanntesten und erfolgreichsten Schriftsteller des Landes zu werden. Seine Freunde von damals, die Regenbogentruppe, seien alle noch auf ihrer Heimatinsel, sagt Andrea Hirata:
    "Die Freunde meiner Kindheit leben wie alle im Dorf, als Bauern oder Fischer, sie haben Familie und sind vielleicht glücklicher, als ich es bin."
    Belitung in den frühen 80er Jahren war geprägt von der Zinnförderung, die ganze Insel wurde nach Zinn umgegraben. Die einen gruben und verdienten wenig, die anderen lebten in Palästen – auch davon, von der Ungerechtigkeit Indonesiens unter Diktator Suharto, erzählt der Roman:
    "Es geht um gemeinsame Verantwortung, um politische Mitbestimmung, um Gleichheit."
    Andrea Hirata ist großer Anhänger des vor einem Jahr gewählten Präsidenten Joko Widodo, der viele Erwartungen weckte – und viele in den vergangenen zwölf Monaten enttäuschte:
    "Ich glaube an ihn und ich bin optimistisch. Verglichen mit den frühen 80ern, also der Zeit, zu der das Buch spielt, hat sich vieles verbessert. Es gibt mehr Lehrer, mehr Geld für Bildung. Es gibt Fortschritt. Aber ich warte noch auf den wirklichen Durchbruch."
    Sagt es, lacht – und verschwindet – in Richtung Buchmesse. Er freue sich, seine deutschen Leser zu treffen, ruft Andrea Hirata noch über die Schulter.
    Geld verdienen mit Hiratas' Lesern
    Sukino spielt auf einem selbstgebauten Instrument, einer Art Mandoline. Er sitzt in Sichtweite der Muhammadiya, der Dorfschule von Gantung. Mit Musik und Malerei hat der 48-Jährige in den vergangenen Jahren viel verdient, seit Touristen auf die Insel Belitung kommen, die Leser und Fans Andrea Hiratas, die sich die wiederaufgebaute Dorfschule anschauen wollen, in der die Regenbogentruppe von der Lehrerin Bu Mus auf das Leben vorbereitet wurde.
    Der Roman erschien in vielen Sprachen und wurde verfilmt, seitdem lebt Gantung, Andreas Heimatort, gut von und mit dem Ruhm seines berühmten Sohnes, sagt Sukino:
    "Als der Film in den Kinos lief, ging es schnell, nicht nur wegen der Geschichte, sondern auch wegen der schönen Bilder. Die Menschen haben gemerkt, wie schön Belitung ist."
    Vom Bergbau zum Tourismus
    Der Roman "Die Regenbogentruppe" spielt zur Zeit der Diktatur Suhartos, damals, als viele durch das Zinn reich wurden, nur nicht die Arbeiter in den Minen. Jetzt sei der Tourismus, ausgelöst durch Buch und Film, eine neue Hoffnung, zumal die Minen mittlerweile stillgelegt sind, sagt Sukino:
    "Das Einkommen war immer abhängig vom Zinn, und als das Millionengeschäft eingestellt wurde, haben alle ihre Jobs verloren. Man konnte damals mit zwölf Jahren anfangen zu arbeiten und Geld verdienen. Das geht jetzt nicht mehr. Ich hoffe, jetzt können wir alle unser Geld mit dem Tourismus machen."
    Gleich nebenan steht auf einer Sanddüne, wie gemalt, die windschiefe Muhammadiayh, die Dorfschule Andrea Hiratas. Die Tische und Stühle der Schüler sind wie früher in zwei Räumen angeordnet, durch Ritzen in den Holzwänden pfeift der Wind, an den Wänden hängen Präsidentenportraits. Wer "Die Regenbogentruppe" gelesen hat, fühlt sich hier direkt in das Buch oder den Film hinein versetzt.
    Der Armut entronnen
    Aswan lebt in Gantung, fährt Taxi und kennt die alte Schule gut:
    "Ursprünglich stand die Schule ein paar hundert Meter entfernt, dort ist jetzt aber neu gebaut worden, deswegen hat Andrea das Gebäude hierher versetzen lassen. Es ist alles noch original, nur nicht mehr am alten Platz."
    Andrea Hirata lebt zwar noch hin und wieder auf Belitung, aber der Armut ist er entronnen – erst durch ein Studium, schließlich durch die Schriftstellerei. Die Geschichte der Dorfschule, die Geschichte der wissenshungrigen bitterarmen Schüler habe er aber nur erzählen können, sagt der 39-Jährige, weil er selber aus diesen Verhältnissen stamme:
    "Die Gedanken armer Menschen können nur arme Menschen verstehen. Beispielsweise dieses Gefühl, im Fernsehen Dinge zu sehen, die man nie im Leben erreichen wird."
    Indonesien: Bauern arbeiten in einem Reisfeld in der Nähe des Dorfes Abang, aufgenommen am 06.04.2007.
    Nur wenige Indonesier schaffen es, der Armut zu entrinnen. (picture alliance / ZB / Andreas Lander)
    Andrea Hirata erzählt weiter Geschichten vom Leben auf Belitung, so auch in seinem Buch "Der Träumer". Immer wieder geht es um die eine Grundweisheit:
    "Education is the only way to break the circle of poverty."
    Widodo tut sich schwer mit der Führung des Landes
    Nur mit Bildung kann man den Teufelskreis der Armut durchbrechen. Vielen Menschen auf Belitung ist das bisher nicht gelungen. In ganz Indonesien stehen die Themen Chancengleichheit, gleiches Recht auf Bildung, Kampf gegen Armut ganz oben auf der politischen Agenda. Mit diesen Themen ist auch Joko Widodo angetreten, seit einem Jahr Präsident des Riesen-Inselreiches, vorher Gouverneur von Jakarta, der politikerfahren ist, sich aber schwer tut mit der Führung dieses Landes mit seinen 250 Millionen Einwohnern.
    Siebzig Jahre nach Erlangung der Unabhängigkeit schwächelt Indonesiens Wirtschaft und der eigentlich charismatische Präsident Joko Widodo schwächelt ebenfalls. Um 4,7 Prozent ist die Wirtschaft im zweiten Quartal dieses Jahres nur gewachsen, der schlechteste Wert seit 2009. Joko Widodo reagierte mit einer Kabinettsumbildung, neuer Wirtschaftsminister wurde der frühere Chef der Indonesischen Nationalbank, Darmin Nasution. Weitere Schlüsselministerien wurden umgebaut. Das kann jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass Jokowi, wie er von seinen Anhängern genannt wird, bei Amtsantritt extrem hohe Erwartungen geweckt hat und entsprechend tief fallen kann. Joko Widodo kurz vor der Einführung ins Präsidentenamt im vergangenen Oktober:
    "Ich werde sofort anfangen zu arbeiten, um den Menschen zu zeigen, dass unser Programm greift. Priorität haben der Bildungssektor und die Krankenversorgung. Die indonesische Gesundheitskarte, die ich versprochen habe, werden wir innerhalb von drei Monaten verteilen. Dann können alle sehen, dass es der neue Präsident ernst meint."
    Joko Widodo macht das Victory-Zeichen
    Joko Widodo ist seit einem Jahr Präsident Indonesiens. (afp / Adek Berry)
    Die Gesundheitskarte ist inzwischen in Teilen eingeführt, ansonsten aber bemerken die Menschen im größten muslimischen Land der Welt eher Nachteiliges. Jokowi tritt überraschend protektionistisch auf, um indonesische Arbeitsplätze zu schützen. Die Folge sind jedoch Preissteigerungen in vielen Bereichen. Und auch sein gleich nach der Amtseinführung umgesetztes Wahlverspechen, die Benzinpreis-Subventionierung zu stoppen - eine grundsätzlich sinnvolle Maßnahme - führt für die Mopedfahrer in Jakarta erst einmal zu steigenden Preisen an der Zapfsäule. Jayadi Hanan, Politikwissenschaftler an der Universität von Jakarta:
    "Ökonomisch gesehen ist die Subventionierung von Benzin völlig falsch, am Ende auch nicht gut für die Menschen, weil das Geld an anderer Stelle fehlt. Aber wo es fehlt, und wofür es nun genutzt werden soll, dass muss Jokowi genau erklären, und er muss seinen Wählern zeigen, dass es sein Ziel bleibt, ihre Situation zu verbessern."
    Die Ziele des Präsidenten
    Langfristiges Ziel des neuen Präsidenten ist es und muss es sein, die Korruption zu bekämpfen und die Infrastruktur des riesigen Landes auszubauen. Sie gilt derzeit als Hemmschuh für die wirtschaftliche Entwicklung.
    Hasto Kristanto ist stellvertretender Generalsekretär der regierenden Partei des Kampfes, er steckt voller Pläne:
    "Zuerst müssen wir die Stromversorgung ausbauen und sie absichern mit neuen Kraftwerken, dann werden wir sehen, dass wir mehr Bahnverbindungen zweigleisig ausbauen, etwa zum Hafen von Surabaya, damit der Transport von der Straße auf die Schiene kommt."
    Kaum Verbesserungen in naher Zukunft
    Das aber ist ein langfristiges Ziel. Verbesserungen wird der Bürger in naher Zukunft nicht bemerken. Und wie schwer es überhaupt mit der Modernisierung der Infrastruktur wird, sieht man schon daran, dass es seit zwanzig Jahren nicht gelingt, in der Hauptstadt Jakarta auch nur eine einzige U-Bahn-Linie zu bauen. Ähnlich sieht es im Bereich Bildung aus. Jokowi hat viel angekündigt, neue Lehrerstellen, eine bessere Schulinfrastruktur. Aber die Umsetzung nimmt Zeit in Anspruch und die Geduld derer, die schon lange auf Verbesserungen warten, ist nun, da die Erwartungen an diesen Präsidenten so hoch sind, begrenzt.
    Laksmi Pamuntjak ist als Kind wohlhabender, eigentlich reicher Eltern aufgewachsen. Sie hätte Konzertpianistin werden sollen, entschied sich aber für die Schriftstellerei. Und Laksmi, jetzt Anfang 40 und selber Mutter, schreibt über eine Zeit, die sie persönlich nie erlebt hat: über die Jagd auf Kommunisten im Indonesien des Jahres 1965, mit der der Unabhängigkeitsheld des Landes Sukarno kaltgestellt wurde, die den Diktator Suharto an die Macht brachte und die hunderttausende Indonesier das Leben kostete. Laksmi Pamuntjak:
    "Ich mag es überhaupt nicht, wenn es nur eine Sicht auf die Geschichte gibt. Die offizielle indonesische Politik der Neuen Ordnung hat ganz einfach den Kommunismus zum Teufelswerk erklärt, für das es in Indonesien keinen Platz geben darf. Das führt zwangsläufig zu der Frage, ob dies die einzig mögliche Deutung der Ereignisse von 1965 ist."
    Freie Meinungsäußerung lernen
    Erst nach dem Ende der Suharto Diktatur 1998 konnte überhaupt über die Massaker ab Oktober 1965 gesprochen werden. Aber kaum einer im Jahrzehnte von Unterdrückung gekennzeichneten Indonesien hatte gelernt, seine Meinung offen zu äußern. Nur langsam bildeten sich Organisationen für die Überlebenden der massenhaften Verfolgungen. Eine breite gesellschaftliche Diskussion hat aber bis heute nicht stattgefunden.
    "Alle Farben Rot" heißt der Roman von Laksmi Pamuntjak, der gerade erschienen ist und der die Ereignisse von 1965 im Stil eines Familienepos nachzeichnet:
    "Ich will nicht die Geschichte korrigieren, ich will auch nicht festlegen, was richtig oder was falsch ist. Ich will nur darauf hinweisen, dass Intoleranz in jeder Kultur und in jedem Land möglich ist, und dass es sehr wahrscheinlich ist, dass daraus am Ende Zwang und Gewalt werden."
    In Sippenhaft genommen
    Ein kleines Haus in einer Seitenstraße der Innenstadt Jakartas. Ein Schild am Eingang verrät, dass hier Gerwani, die Frauenbewegung Indonesiens, eine Unterkunft für alte Menschen unterhält. Die sechs Alten, die hier leben, sind Opfer der Kommunistenverfolgung von 1965, sie alle haben Jahre im Gefängnis gesessen, während der Diktatur Suhartos bis 1998. Auch danach wurde ihr Leben nie mehr so wie früher.
    Sri Sroepaptri ist 86 Jahre alt. Neun Jahre hat sie hinter Gittern verbracht, ohne Anklage, ohne jemals zu erfahren, was gegen sie vorliegt. Der einzige Grund, den sie vermuten konnte: Ihr Mann wurde verfolgt als Mitglied der KPI, der Kommunistischen Partei Indonesiens, Sri wurde in Sippenhaft genommen. Alles begann mit der Verwüstung ihres Hauses, erinnert sich die alte Dame:
    "Ich kam vom Einkaufen zurück und alles war zerstört, das Haus kaputt, meine Familienmitglieder verschwunden, wahrscheinlich verschleppt."
    Am 30. September 1965 waren mehrere Armeegeneräle ermordet morden, das Militär beschuldigte die Kommunistische Partei, für den Überfall verantwortlich zu sein, und begann am 1. Oktober mit der gnadenlosen Verfolgung aller so genannten Kommunisten.
    "Keiner spricht oder schreibt darüber"
    Hilmar Farid ist Historiker in Jakarta und hat sich jahrelang mit diesem dunklen Kapitel indonesischer Geschichte beschäftigt:
    "Das ist ein Teil unserer jüngeren Geschichte, aber kaum einer weiß etwas davon, obwohl die Opfer dieser Verfolgung noch unter uns sind, sogar eine große Zahl. Das ist das schlimme, wir leben damit, aber keiner spricht oder schreibt darüber."
    Historiker wie Hilmar Farid sind davon überzeugt, dass die Kommunistenverfolgung in Indonesien, die im Kern ein Putsch gegen den beliebten Präsidenten Sukarno war, mit Billigung und Unterstützung der USA und möglicherweise Großbritanniens stattfand. Unklar bleibt bis heute, wie konkret diese Unterstützung war. Waffen, Logistik, oder nur Ideologie? Wer jedenfalls in die Fänge des Sukarno folgenden Diktators Suharto geriet, sah sein Leben zerstört. Bis zu eine Million Menschen wurden ermordet oder sind bis heute verschwunden.