Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Initiative "Keinen Pixel den Faschisten"
Gameszene gegen Rechts

Die Computerspielszene "ist eine ideale Brutstätte für rechtsradikale Strömungen", sagte die Historikerin und Bloggerin Aurelia Brandenburg im Dlf. Deswegen hat sie die Initiative "Keinen Pixel den Faschisten" mitgegründet. Das Ziel: Schulen informieren und Betroffene unterstützen.

Aurelia Brandenburg im Gespräch mit Kolja Unger | 04.05.2020
Hakenkreuz in Computerspiel
Hakenkreuz in Computerspiel (imago stock&people)
Online-Communitys sind schnell anfällig für Radikalisierungen: Spätestens seit dem rechtsextremen Anschlag in Halle, den der Täter auf einer Streaming-Plattform für Computerspieler live übertragen hat, ist klar: Gaming-Communitys sind ein Nährboden für antisemitische, rassistische und menschenfeindliche Gesinnungen.
Gift und Hass allgegenwärtig
Natürlich, das klingt erstmal pauschal. Nicht alle Gamer sind dafür verantwortlich, dass sowas passiert, oder? Doch, schrieb die Historikerin und Bloggerin für Digital-Themen, Aurelia Brandenburg, fünf Tage nach dem Anschlag in Halle. Rechtsextremismus sei kein Problem einer lauten Minderheit. Gift und Hass im Gaming seien vielmehr omnipräsent. Um dagegen vorzugehen, hat sie letzten Januar die Initiative "Keinen Pixel den Faschisten", mitgegründet.
Den Reflex, Rechtsextremismus in der Gameszene als Taten von Einzelnen zu erklären, kenne man aus feministsichen Debatten, sagte Brandenburg im Dlf. "Wann immer man zum Beispiel Männer kritisiert, ist sofort die Antwort: nicht alle Männer sind so. Dasselbe passiert, wenn man Gamer kritisiert." Es werde ihr dann immer gesagt, sie solle sich "nicht so anstellen".
Vieles gilt als sagbar
Warum gerade Gaming-Plattformen für rechtsextreme Gedanken anfällig sein, erklärte Brandenburg im Dlf so: "Es gibt sehr viel, was als sagbar gilt. Das ist eine ideale Brutstätte für rechtsradikale Strömungen." Nicht immer böten die Gesetze Schutz vor rechten Angriffen: "Sehr viel von dem, was problematisch ist, ist nicht automatisch strafbar." Deswegen brauche es Engagement aus der Zivilgesellschaft.
Ihre Initiative "Keinen Pixel den Faschisten" wolle die Einzelkämpfer*innen gegen rechte Tendenzen in der Szene versammeln und deren Aktionen bündeln. Zudem stelle man Infomaterial bereit - etwa für den Schulunterricht, aber auch für Betroffene rechter Hetze.
Äußerungen unserer Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.