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Inklusion im Job
Noch lange keine Gleichberechtigung

Vom Aufschwung am Arbeitsmarkt profitieren auch Menschen mit Behinderung. Das geht aus dem heute vorgestellten "Inklusionsbarometer Arbeit 2015" hervor. Die Studie wurde vom Handelsblatt Research Institute (HRI) im Auftrag der "Aktion Mensch" erstellt. Experten sehen bei der Beschäftigung von behinderten Menschen noch Luft nach oben.

Von Anja Nehls |
    Eine Frau im Rollstuhl sitzt an einem Schreibtisch.
    Eine Frau im Rollstuhl sitzt an einem Schreibtisch. (dpa / picture alliuance / Paul Zinken)
    Mehr als 1,15 Millionen Menschen mit Behinderung sind in Deutschland erwerbstätig – so viele wie nie zuvor. Zwar sank die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderung leicht auf 13,9 Prozent, sie ist aber immer noch doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Behinderung. Die Zahlen stammen aus dem Inklusionsbarometer der Aktion Mensch, einer Untersuchung über die Berufs- und Arbeitssituation behinderter Menschen. Das Handelsblatt Research Institute, HRI, hat die Studie durchgeführt. HRI-Präsident Bert Rürup sieht in den Ergebnissen eine positive Entwicklung:
    "Der Aufschwung am Arbeitsmarkt geht an den Menschen mit Behinderung nicht vorbei. Er trifft sie nicht so toll wie Menschen ohne Behinderung, aber wir haben eine deutliche Verbesserung zu konstatieren über die letzten Jahre."
    Positive Erfahrungen
    Auch die Anzahl der Firmen, die mehr als 20 Mitarbeitern haben und damit Menschen mit Behinderung einstellen müssen, ist in Deutschland gestiegen. 150.000 Unternehmen mit Beschäftigungspflicht gibt es zur Zeit und fast alle haben ihre Quote von fünf Prozent Mitarbeitern mit Schwerbehinderung erfüllt. Bei über drei Millionen kleinen Unternehmen in Deutschland, die dieser Quote nicht unterliegen, gäbe es aber noch Potenzial, so Bert Rürup. Die Studie zeigt, dass über drei Viertel der Arbeitgeber von behinderten Menschen keine Leistungsunterschiede zu anderen Mitarbeitern feststellen. Ein Viertel der befragten Arbeitnehmer sieht auch einen positiven Einfluss auf das Betriebsklima. Entscheidend sei es also, Berührungsängste abzubauen:
    "Wenn man im Beschäftigungsverhältnis ist, dann sieht der Arbeitgeber sehr deutlich, dass die Leistung gut ist und die Motivation gut ist. Deshalb würde ich versuchen, die Kontaktschwelle zu senken, und das geht meiner Meinung nach am ehesten, indem man Minijobs im Vollerwerb noch weiter begünstigt, die allerdings nicht auf die Quote angerechnet werden dürfen, dass wir hier erstmal die Berührungsängste abbauen."
    Unwissenheit über Fördermöglichkeiten
    Dazu müssten potenzielle Arbeitgeber umfassender informiert werden, so Armin von Buttlar von der Aktion Mensch. Viele Unternehmen und Betriebe wüssten gar nicht, welche Unterstützungen sie bekommen, wenn sie einen behinderten Menschen einstellen:
    "Es gibt sehr unterschiedliche Förderungsmöglichkeiten, angefangen bei der Ausstattung des Arbeitsplatzes, wenn dort spezielle Ausstattungen notwendig sind, bis hin zur Unterstützung bei den Gehältern für eine gewisse Zeit, wenn jemand in eine neue Stelle eingearbeitet werden muss, als Einarbeitungsunterstützung, bis hin zu Assistenz, die manche Menschen mit Behinderung benötigen, also alle diese Themen werden unterstützt."
    Das alles kommt allerdings noch immer hauptsächlich Menschen mit körperlicher Einschränkung zu gute. 67 Prozent der befragten Unternehmer stellen sich auf körperbehinderte Mitarbeiter ein. Für Menschen mit einer geistigen Behinderung ist der erste Arbeitsmarkt immer noch weitgehend verschlossen.