Dienstag, 19. März 2024

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IOC-Chef Thomas Bach
Unangefochten in die zweite Amtszeit

Seit acht Jahren ist Thomas Bach Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Für seine Wiederwahl gibt es keinen Gegenkandidaten, denn Bach habe das IOC in einen "Ein-Parteienstaat" umgewandelt, sagen Kritiker. Ändern könnten das die Athleten.

Robert Kempe im Gespräch mit Maximilian Rieger | 07.03.2021
Thomas Bach geht die Laufbahn entlang.
Thomas Bach beim Besuch des neuen japanischen Nationalstadions (November 2020) (picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Pool for Yomiuri)
Erst Olympia-Sieger im Fechten, dann irgendwann Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes und nach diversen anderen Top-Positionen als Sportfunktionär Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Das ist in aller Kürze der Lebenslauf von Thomas Bach. Seit acht Jahren ist er im Amt – und will gerne in seine zweite Amtszeit gehen. Und als er dies im vergangenen Sommer verkündet, war die Entzückung bei den anderen IOC-Mitgliedern hörbar. Bei der Wahl in der kommenden Woche gibt es nun auch keinen Gegenkandidaten für Bach.
Ein Grund für diese unangefochtene Stellung: Zwei Drittel der 103 Mitglieder seien unter Thomas Bach ins IOC aufgenommen worden, erklärt Robert Kempe, der seit Jahren über Bach und das IOC berichtet. Das habe zum Beispiel das langjährigste IOC-Mitglied Richard Pound zu spüren bekommen. Als er den Umgang des IOC mit Russland wegen des staatlich organisierten Dopings kritisierte, sei er massiv angegangen worden.

"Wie ein Führer eines Ein-Parteien-Staates"

Jens Sejer Andersen, Direktor von "Play the Game", eines Sportnetzwerks, das für die Stärkung moralischer Werte im Sport eintritt, vergleicht Bach mit den Führern eines Ein-Partienstaates oder der katholischen Kirche. Sie hätten absolute Macht. Niemand in solchen Systemen werde es wagen, über problematische Themen zu sprechen, weil es auf sie zurückfallen werde.
IOC-Session - IOC-Präsident Bach - durchwachsene Bilanz vor der Wiederwahl
IOC-Präsident Thomas Bach stellt sich nach acht Jahren im Amt bei der 137. IOC-Session zur Wiederwahl. Gegenkandidaten gibt es nicht, die Bilanz fällt durchwachsen aus.
Die Probleme in Bachs erster Amtszeit sind für Kempe allerdings klar zu finden: Die Spiele in Sotschi, die sehr teuer waren, und im direkten Anschluss der Bundesstaat Rio, der schon vor den Spielen 2016 bankrott gewesen sei. In der Folge seien viele potenziellen Bewerberstädte ausgestiegen, zum Beispiel Hamburg.
Bachs Antwort war die Olympische Agenda 2020 - sein Mantra, um das IOC zukunftssicher zu machen. Dabei seien viele der Maßnahmen aus der Not geboren gewesen, erklärt Kempe. So etwa die gleichzeiteige Vergabe an Paris und Los Angeles 2024 und 2028, die schlicht die einzigen Bewerber gewesen seien.

"Zügel lieber selber in der Hand"

Nun kommen weitere Aufgaben auf Bach zu: Zunächst die Spiele in Tokio mit der großen Frage, ob das IOC sie für alle sicher machen könne. Dann die Situation in den Gastgeberländern, in denen Menschenrechte missachtet werden - etwa in China bei den Spielen in Peking 2022.
Das wahre Erbe von Bachs Präsidentschaft könnten allerdings die Mitsprachrechte der Athleten sein. Die fordern die Möglichkeit ein, mit eigenen Sponsoren bei Olympia werben zu dürfen, und wollen ihre Meinung frei äußern können - auch zu politischen Themen.
"Wenn man zurückschaut auf die letzten acht Jahre von Bach, dann kriegt man definitiv das Gefühl, dass er die Zügel lieber selber in der Hand halten will, beziehungsweise sein interner Zirkel, der letztendlich für die Politik des Internationalen Olympischen Komitees verantwortlich ist", so Kempe. Schlussendlich werde das IOC den Athleten aber mehr Mitsprachrecht einräumen müssen.