Donnerstag, 09. Mai 2024

Ironman
Ex-Triathletin Wallenhorst: "Man spürt den ganzen Kommerz"

Zum ersten Mal fand die Ironman-WM der Frauen getrennt von der WM der Männer statt. Ex-Triathletin Sandra Wallenhorst findet das "traurig". Im Dlf kritisiert sie die zunehmende Kommerzialisierung im Ironman und fordert eine Rückkehr zum alten Format.

Sandra Wallenhorst im Gespräch mit Christian von Stülpnagel | 15.10.2023
Lucy Charles-Barclay ist Ironman-Weltmeisterin. Auf Hawaii gewann sie in 8:24:31 Stunden.
Lucy Charles-Barclay ist Ironman-Weltmeisterin. Auf Hawaii gewann sie in 8:24:31 Stunden. (IMAGO / Beautiful Sports / IMAGO / BEAUTIFUL SPORTS / Nagel)
Lucy Charles-Barclay hat bei der Ironman-WM auf Hawaii einen Start-Ziel-Sieg hingelegt. Schon ab den ersten Metern im Meer führte sie das Rennen an und ließ sich den Vorsprung nicht mehr nehmen. 8:24:31 Stunden brauchte die Britin für die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und den abschließenden Marathon - Streckenrekord. Zweite wurde die Deutsche Anne Haug, gefolgt von ihrer Landsfrau Laura Philipp.
"Ich habe es Lucy gewünscht, dass sie endlich mal gewinnt, auch wenn ich den Deutschen natürlich die Daumen drücke. Aber ich finde Lucy ist eine ganz sympathische Athletin, die es jetzt nach vier zweiten Plätzen einfach verdient hat, ganz vorne zu stehen", sagte Sandra Wallenhorst im Deutschlandfunk.
Wallenhorst ist selbst mehrfache Ironman-Siegerin. 2009 und 2010 gewann die heute 51-Jährige die Ironman European Championships. Im Juli 2008 brach sie den damals seit 14 Jahren bestehenden Weltrekord der Südafrikanerin Paula Newby-Fraser. 2011 beendete sie ihre internationale Karriere und ist heute als Trainerin aktiv.
Sandra Wallenhorst bei ihrem Triumph beim Ironman in Frankfurt im Jahr 2010.
Sandra Wallenhorst bei ihrem Triumph beim Ironman in Frankfurt im Jahr 2010. (imago images / Mika Volkmann / imago sportfotodienst via www.imago-images.de)

Wallenhorst: "Die WM im Ironman gehört nach Hawaii"

Zum ersten Mal fand in diesem Jahr die Ironman-WM der Frauen getrennt von der WM der Männer statt. Die haben bereits im September in Nizza in Sam Laidlow ihren Weltmeister gefunden. Wallenhorst ist kein Fan des neuen Formats: "Mein Geschmack ist es nicht", sagte sie. "Allein von der Tradition her. Es war immer gemeinsam und es war einfach auch schön, mit den Männern gemeinsam ins Rennen zu gehen. Ich finde es sehr traurig und hoffe, dass sie das jetzt wirklich nur ein paar Übergangsjahre lang so machen, wie es ursprünglich geplant war und es dann wieder zusammenlegen. Die WM in Ironman gehört nach Hawaii."

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Der Ironman sei mittlerweile zu groß für Hawaii, findet Wallenhorst: "Das Starterfeld soll künstlich ausgedehnt werden. Ich finde das nicht so gut, weil Hawaii für jeden Triathleten etwas Besonderes ist", sagte sie. "Bisher konnte man es nur selten erreichen, dort zu starten und das war auch ein wirklich hartes Stück Arbeit. Das wird jetzt aufgeweicht. Es ist auf dem Weg, dass bald jeder dort starten kann und das macht es in meinen Augen weniger spektakulär."
Generell gibt es am Unternehmen Ironman aktuell viel Kritik. Es sei zu sehr auf Profit ausgerichtet, heißt es. Dazu gebe es zu viele Rennen. Auch nach dem tödlichen Unfall eines Motorradfahrers beim Ironman im Hamburg gab es Kritik an den Reaktionen von Ironman.

Ironman für Wallenhorst in der Krise

"Es ist alles sehr, sehr kommerzialisiert und das gefällt mir persönlich überhaupt nicht", sagte Wallenhorst. "Früher war alles fast familiär und das wird alles aufgeweicht und ausgedehnt. Man spürt förmlich diesen ganzen Kommerz dahinter. Für mich ist es eine Krise, für andere vielleicht nicht, die da gerne mal hinwollten und das jetzt natürlich viel leichter schaffen können, weil einfach mehr Plätze vergeben werden. Ich finde das eine negative Entwicklung."
Die Lösung ist für die 51-Jährige einfach: "Back to the roots, so wie es früher war. Die Qualifikation, wie sie früher gelaufen ist, sollte man wiedereinführen. Und man sollte Männer und Frauen wieder gleichzeitig auf Hawaii starten lassen, wie es immer war. Und mit den Quali-Plätzen, die man früher zugeteilt hat und das nicht künstlich ausdehnen, nur um Profit zu schlagen."
Andere Sportevents würden auch nicht künstlich ausgedehnt, sagte Wallenhorst. "So eine Fußball-Weltmeisterschaft findet ja auch nicht drei Mal im Jahr statt, nur damit alle mitmachen können." Dass sich das Rad wieder zurückdrehen wird, glaubt Wallenhorst nicht. "Wenn man einmal mit etwas viel Geld verdienen kann, macht man sicherlich da weiter."
Eine Lösung wäre eine mögliche neue Veranstaltungsreihe, unabhängig von Ironman, findet Wallenhorst: "Das ist tatsächlich eine ganz gute Idee."