Es ist schon eine Unverschämtheit, was einem heute alles so geboten wird! Stellen Sie sich mal vor, Sie sind eine echte Vorkämpferin für die Gleichberechtigung. Also, ich meine: wenn es um das Geschlecht geht; nicht bei der Steuer. Irgendwo hört die Gleichheit ja auf. Also, Sie sind eine ganz geradlinige Publizistin, die nur für die Leuchttürme der deutschen Intelligenz-Medien geschrieben hat, ohne dabei ans Honorar zu denken: also in der "Emma" und in der "Bild"-Zeitung. Und da kommen dann solche Pressbengels her – so hat der olle Bismarck die Jungs von den Medien schon genannt, Mädels gab's damals da noch nicht – und schreiben Sie nieder wegen so alter Finanzkamellen. Es ist schon eine Unverschämtheit. Heutzutage darf frau nicht mal mehr Alice im Steuerschummelland sein.
Oder Sie sind Kulturstaatssekretär einer echten Arbeiterpartei. Gehören also zu den ganz kleinen Leuten. Da machen Sie gerade mal Erbschaften von so schlappen 400.000 Tacken. In Alices Steuerschummelland sind die heute auch nicht mehr sicher. Also lieber in der eigenen Wohnung bunkern. Immerhin sind Sie für die Kultur da und könnten von diesem alten Mann in München ja mal ein schönes Bild kaufen, das der in seiner Wohnung gebunkert hat. Aber das lässt man Sie auch alles nicht. Es ist schon eine Unverschämtheit.
Oder Sie sind Schatzmeister einer großen deutschen Volkspartei. Da können Sie mit Geld umgehen. Und die Bahamas sind doch auch ganz schön. Da gibt's auch nicht so viele Berge wie in Alices Land. Passt den Leuten auch wieder nicht. Müssen Sie auch zurücktreten, weil Sie, sagen Sie dann im Interview, nicht am "Nasenring durch die Manege" gezogen werden wollen.Obwohl: Das ist jetzt wirklich komisch. Sie sind ja Schatzmeister dieser großen deutschen Volkspartei, die manche Leute von vorgestern gerne als bürgerlich bezeichnen – und dann haben Sie ein Nasenpiercing?
Dann sind Sie ein Fall fürs "Dschungelcamp". Sie könnten aber auch zum ADAC gehen, Pardon, ich meine: fliegen. Da werden jetzt Posten frei. Es ist ja auch eine Unverschämtheit, was dem ADAC so alles geboten wird. Der hat mehr Mitglieder als zwei Mal die Schweiz und zwei Mal die Bahamas. Obwohl: Jetzt werden es jeden Tag weniger. Und wenn das so weitergeht, passen die übrig gebliebenen ADACler bald in ein Dschungelcamp.
Aber lieber Dschungelcamp im Urwald als Olympiacamp in Sotschi. Hüten Sie sich vor den Russen – egal, ob Sie jetzt Steuerschlüpfer sind oder nicht. In Sotschi müssen Sie auf jedes Wort aufpassen, dass Sie in Ihr Handy sagen. Die Russen, Sie glauben es kaum, sollen Telefongespräche abhören! Wenn die Europabeauftragte der amerikanischen Regierung mit ihrem Botschafter im ukrainischen Kiew telefoniert und dann nicht sagt "Fack ju Göhte", sondern "Fuck the EU" – dann wird das abgehört und taucht auf einmal bei Youtube auf. Ja, ja, die Russen.
Und das machen die mit den Amerikanern, bei denen der Schutz des gesprochenen Wortes heilig ist. Es ist schon eine Unverschämtheit, was sich die Vereinigten Staaten alles bieten lassen müssen.
