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Is was?!
Der satirische Wochenrückblick

Waschmittel und Toilettenpapier per Knopfdruck: Endlich einmal eine ganz tolle Idee von Amazon, die mit dem Dash Button. Es sollte sogar noch viel mehr solcher tollen, automatischen Knöpfe geben. Der satirische Wochenrückblick hat einige Ideen gesammelt.

Von Klaus Notnagel | 02.09.2016
    Der damalige Präsident des deutschen FIFA Organisationskomitees, Franz Beckenbauer.
    Franz Beckenbauer hat in diesen Tagen allen Grund düster dreinzublicken. (pa/dpa/Endig)
    Es ist so weit: Amazon dringt in unsere Wohnungen ein. Nicht mit Lieferdrohnen - obwohl auch das nett wäre -, sondern mit dem Dash Button, einem kleinen Knopf, den Sie zum Beispiel an der Waschmaschine befestigen und drücken, wenn das Waschmittel knapp wird. Der Preis des Pulvers soll eine Überraschung sein, den erfährt man erst nach der Bestellung, auf dem Smartphone. So nah war uns Amazon noch nie. Wir wollen glücklich darüber sein. Nicht wieder die Jammerei, "Amazon, der böse Daten-Krake" und so weiter; wir sagen ja zum Dash-Board, wir wünschen uns den Knopf, wir wollen das durchgeknöpfte Leben.
    Manche haben es schon. Donald Trump zum Beispiel - kaum sagt jemand "Mexiko", haut Trump unwillkürlich mit der Faust auf den Tobsuchts-Button: Die Einwanderer sind Vergewaltiger, Drogenstrolche, schießt es dann raus aus dem dicken Mann mit der schicken Frisur. Deaktivieren kann man den Button nur kurz, - sagen wir: für die Dauer eines Mexiko-Besuchs. Da singt Trump dann schalmeiengleich vom prima Kerl, dem Mexikaner. Kaum ist der politische Stammtischrandalierer wieder zu Haus, entweicht erneut Schwadronat aus ihm: Eine Mauer zwischen den USA und Mexiko fordert er, wie immer, und die Mexikaner müssten sie selbst bezahlen. An Trump muss ein Halt's-Maul-Button installiert werden, - und bezahlen muss er ihn selbst.
    Manchmal haben ernste und aufgeregte Debatten, bei denen jede Menge Zeter- und Aufblas-Buttons gedrückt werden, überraschend ein lustiges Nachspiel. Burkini-Verbot in Frankreich, Verbot des Verbots durchs höchste Verwaltungsgericht – darüber konnte man zwar staunen, es war aber ernst gemeint. Jetzt der lustige Kollateral-Effekt: Die Umsätze der Herstellerin des Burkinis gehen neuerdings durch die Decke. Der Geld-Riesel-Button wird gar nicht mehr kalt. Die Burkini-Debatte ist letztendlich marktwirtschaftskonform.
    Und dann noch Martin Schulz, Präsident des Europaparlaments, muss in die Werkstatt; sein kombinierter Courage- und Klarheitsbutton ist defekt. Muss wirklich jeder westliche Politiker, der Erdogan besucht, den Leisetreter geben, damit Erdogan, der ohnehin so gut wie immer beleidigt ist, sein Gesicht nicht verliert? Nachdem sich die Bundesregierung jetzt womöglich noch von der Armenien-Resolution des Bundestags distanziert – was kommt als nächstes? Der Erdogan-hinten-reinkriech-Button?
    Schon lange fragte man sich: Wie kann das gutgehen, wenn Franz Beckenbauer grundsätzlich mit dem Bleifuß auf dem Blödheitsbutton steht? Jetzt wird ermittelt gegen den Laberfranz. Ehemals Lichtgestalt, jetzt nur noch Gestalt. Und das bloß, weil er dem Vaterland eine WM beschafft hat, so wie es alle tun. Wie auch immer das alles ausgeht: Der Deutsche hat neuerdings einen Lichtgestalten-Ausknips-Button. Endlich. Ich sag's ja: Neue Buttons braucht das Land.