Nahost
Israel bombardiert Hisbollah-Stellungen im Libanon - Sorge vor Eskalation nimmt zu

Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz verschärft sich weiter. Auf die Explosion Tausender Funkempfänger und Walkie-Talkies im Libanon in den vergangenen Tagen folgten in der Nacht israelische Luft- und Artillerieangriffe. In Paris beraten mehrere Länder über die derzeitige Lage in Nahost.

    Rauch steigt von einem Feuer im Süden des Libanon auf. Im Hintergrund ein Hügel mit zahlreichen Häusern.
    Immer wieder kommt es zu gegenseitigem Beschuss an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon (Archivbild) (AFP / RABIH DAHER)
    Dabei wurden nach Angaben des Militärs Hisbollah-Stellungen getroffen, darunter ein Waffenlager. In Israel wurden unbestätigten Berichten zufolge Zivilisten durch Beschuss aus dem Libanon verletzt.
    Die Hisbollah bestätigte den Tod von 32 Mitgliedern seit Dienstag, machte aber keine Angaben dazu, ob sie durch die Explosionen von Kommunikationsgeräten getötet wurden. Die Miliz macht Israel für die Angriffe verantwortlich und kündigte Vergeltung an. Am Nachmittag will sich deren Chef Nasrallah äußern.
    Die Hisbollah feuert seit Beginn des Gazakriegs zur Unterstützung der Hamas Raketen auf den Norden Israels. Zehntausende Israelis mussten ihre Häuser verlassen. Im Gegenzug beschießt die Armee Ziele im Südlibanon.

    Baerbock: "Schlag und Gegenschlag bringen Region keinen Millimeter Richtung Frieden"

    International wächst die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts. In Paris beraten heute Vertreter der USA, aus Deutschland, Großbritannien, Italien und Frankreich über eine mögliche Entschärfung der Lage. Der UNO-Sicherheitsrat hat für morgen eine Dringlichkeitssitzung einberufen.
    Bundesaußenministerin Baerbock erklärte, sie warne alle Seiten vor einer weiteren Eskalation. Schlag und Gegenschlag brächten die Region keinen Millimeter Richtung Frieden. US-Außenminister Blinken hatte sich bereits gestern frustriert gezeigt. Immer, wenn die USA und andere Vermittler Fortschritte in den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg ausmachten, drohe ein Ereignis die Gespräche zu stoppen.

    Experte: Hisbollah und Iran wollen keinen Krieg

    Ähnlich äußerte sich der frühere EU-Sonderbeauftragter für Nahost-Friedensprozess, Reinicke. Sowohl Israel als auch die Terrororganisation Hamas hätten in der Vergangenheit immer wieder versucht, die Verhandlungen über einen Waffenstillstand im Gazastreifen mit Aktionen zu stören, sagte Reinicke im Deutschlandfunk. Er geht nicht davon aus, dass die militant-islamistische Hisbollah-Miliz im Libanon einen Krieg mit Israel will. Man müsse zunächst die Reaktion des Hisbollah-Chefs Nasrallah abwarten.
    Reinicke, der auch deutscher Diplomat in der Region war, verweist auf die verschiedenen Interessenslagen. Der Iran wolle ebenfalls keinen Krieg mit Israel. Die Führung in Teheran sei darum bemüht, ihr Regime am Leben zu erhalten, betonte der Direktor des Deutschen Orient-Instituts in Berlin. Reinicke erwartet, dass im Fall einer Friedenslösung für den Gazastreifen sowohl die Hisbollah als auch die Huthi-Miliz im Jemen ihre militärischen Aktionen einstellen.

    Israel: Vom Iran unterstützte Anschlagspläne durchkreuzt

    Der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet und die Polizei teilten derweil mit, sie hätten vom Iran unterstützte Anschlagspläne durchkreuzt. Sie meldeten die Festnahme eines israelischen Geschäftsmanns im vergangenen Monat wegen mutmaßlicher Verwicklung in das Komplott. Geplant gewesen seien Attentate unter anderem auf Ministerpräsident Netanjahu.

    Weitere Informationen

    Sorge im Libanon vor weiteren Angriffen
    Diese Nachricht wurde am 19.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.