Nahostkonflikt
Israel greift Mitglieder der Hamas-Führung in Katar an - Todesopfer gemeldet

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben die Führungsspitze der Hamas im Golfstaat Katar angegriffen. Die Männer hätten jahrelang die Operationen der Terrororganisation geleitet und seien direkt für das brutale Massaker vom 7. Oktober verantwortlich, teilte das Militär mit.

    Rauch ist über einer Stadt zu sehen.
    Das israelische Militär hat in Doha die Hamas-Führungsebene angegriffen. (picture alliance / Anadolu / Ali Altunkaya)
    Medienberichten zufolge waren Kampfjets und Drohnen beteiligt. Ziel sei unter anderem Chalil al-Hajja gewesen, der im Exil lebende Gaza-Chef und Top-Unterhändler der Hamas. Zuvor hatte es Berichte über mehrere Explosionen in der katarischen Hauptstadt Doha gegeben. Das reiche Emirat gilt allgemein als sehr sicher, ein israelischer Angriff dort schien bisher undenkbar. Die Attacke ist nun die erste auf den Golfstaat seit dessen Unabhängigkeit vor mehr als 50 Jahren.

    Offenbar mehrere Todesopfer durch die israelischen Angriffe in Katar

    In Katar laufen seit längerem Gespräche über die Beendigung des Krieges im Gazastreifen. Laut dem Nachrichtensender Al Dschasira sind die angegriffenen Hamas-Führer Mitglieder des Verhandlungsteams gewesen, das sich zu Beratungen getroffen hatte. Hamas-Vertreter erklärten, die oberste Führungsriege habe überlebt. Es gebe fünf Tote, darunter Hajjas Sohn. Der arabische Nachrichtenkanal Al-Arabija hatte zunächst berichtet, dass nach vorläufigen Informationen Hajja selbst getötet worden sei.
    Wie das katarische Innenministerium mitteilte, kaum auch ein Mitglied der Sicherheitskräfte ums Leben. Mehrere weitere seien verletzt worden.

    Netanjahu: Angriff in Katar war rein israelische Operation ohne Beteiligung der USA

    Premier Netanjahu teilte mit, der Angriff sei eine rein israelische Operation gewesen. Israel übernehme die volle Verantwortung. Die Entscheidung für das Vorgehen sei nach dem Anschlag gestern in Jerusalem mit sechs Toten und einer Attacke auf Soldaten mit vier Opfern im Gazastreifen beschlossen worden. Ein Vertreter der US-Regierung teilte mit, Israel habe die Vereinigten Staaten im Voraus informiert. Die britische Regierung erklärte, sie sei im Vorfeld nicht unterrichtet worden.
    Israels rechtsextremer Finanzminister Smotrich lobte den Angriff. Für die Terroristen werde es niemals Immunität vor dem langen Arm Israels geben – an keinem Ort der Welt. Er sprach von einer "richtigen Entscheidung" und einer "perfekten Ausführung" durch die Armee und den Inlandsgeheimdienst Schin Bet. Auch der israelische Oppositionsführer Jair Lapid beglückwünschte Luftwaffe, Armee, Schin Bet und alle Sicherheitskräfte "zu einer außergewöhnlichen Operation zur Zerschlagung unserer Feinde".

    Katar verurteilt israelischen Militärschlag als eklatante Verletzung des Völkerrechts

    Katar verurteilte den israelischen Angriff. Es sei eine eklatante Verletzung des Völkerrechts. Ähnlich äußerte sich Saudi-Arabien. Jordanien sprach von "feiger Aggression", die die Sicherheit und Stabilität der gesamten Region gefährde. Vom türkischen Außenministerium in Ankara hieß es, Israels Vorgehen belege, dass die Regierung Expansionismus und Terrorismus als staatliche Politik verfolge. Papst Leo nannte die Situation "sehr ernst". UNO-Generalsekretär Guterres sieht eine Verletzung der territorialen Integrität Katars.
    Seit die Hamas den Gazakrieg mit ihrem Überfall auf Israel im Oktober 2023 ausgelöst hat, tötete Israel bereits mehrere hochrangige Anführer der islamistischen Terrorbewegung. Zudem weitete die Regierung in Jerusalem ihre Militäraktionen auf den Libanon, Syrien, den Iran und den Jemen aus.

    Sorgen der Geisel-Angehörigen nach Angriff in Katar nehmen zu

    Besorgt äußerten sich die Familien der von der Hamas verschleppten Menschen. Sie könnten nun den Preis für Israels Vorgehen zahlen, heißt es in einer Mitteilung des Forums der Angehörigen. Man wisse von aus dem Gazastreifen zurückgekehrten Überlebenden, dass die an den Geiseln verübte Rache brutal sei. Das Forum rief die israelischen Regierung dazu auf, einen Plan für ein Abkommen zur Rückkehr aller Verschleppten vorzulegen.
    Im Gazastreifen befinden sich noch 48 Geiseln, davon sind 20 nach israelischen Informationen noch am Leben.
    Diese Nachricht wurde am 09.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.