Naher Osten
Israelische Armee: Halten uns wieder an Waffenruhe in Gaza - mehr als 100 Tote bei israelischen Luftangriffen

Die israelische Armee will nach eigenen Angaben die Waffenruhe im Gazastreifen wieder einhalten. Gestern Abend hatte die Luftwaffe zahlreiche Ziele im Gazastreifen bombardiert. Bei den Angriffen wurden nach palästinensischer Darstellung mehr als 100 Menschen getötet. Zuvor gab es Spannungen wegen der verzögerten Übergabe toter Geiseln.

    Der Palästinenser liegt auf einer orangefarbenen Bahre, man sieht seine verletzten Beine. Der Oberkörper ist von einer Silberfolie abgedeckt. Sanitäter tragen die Bahre, um sie herum weitere Menschen. Im Hintergrund ein Rettungswagen. Es ist dunkel.
    Ein verletzter Palästinenser wird nach einem israelischen Luftangriff in das Nasser-Krankenhaus in Chan Yunis im Gazastreifen gebracht. (AP / dpa / Jehad Alshrafi)
    Nach palästinensischen Angaben sind unter den Getöteten Dutzende Minderjährige. Verantwortliche eines örtlichen Krankenhauses meldeten, bei einem Angriff auf das als humanitäre Zone ausgewiesene Gebiet Al-Mawasi im Süden mehrere Tote. Demnach sollen Zelte von Vertriebenen durch den Beschuss getroffen worden sein. Insgesamt habe es zudem rund 200 Verletzte gegeben.
    Die israelische Armee gab an, bei den jüngsten Angriffen mindestens 30 militante Hamas-Vertreter ins Visier genommen zu haben. Premier Netanjahu hatte die Militäraktionen angeordnet. Er warf der Terrororganisation vor, unter anderem mit einem tödlichen Angriff auf israelische Soldaten die Waffenruhe gebrochen zu haben. Kämpfer der Hamas hätten israelische Soldaten angegriffen. Außerdem wird der Terrororganisation vorgeworfen, die vereinbarte Überstellung aller toten israelischen Geiseln absichtlich zu verzögern. Hamas-Vertreter wiesen die Anschuldigungen zurück.

    US-Regierung: Waffenruhe hält - Ramelow: Keine Anzeichen für Entwaffnung der Hamas

    US-Präsident Trump erklärte, Israel habe das Recht auf Vergeltung, wenn seine Soldaten attackiert würden. US-Vizepräsident Vance betonte, die Waffenruhe halte. Das bedeute jedoch nicht, dass es nicht hin und wieder kleinere Scharmützel gebe.
    Der Linken-Bundestagsabgeordnete Ramelow kommt nach einem Besuch in Israel zu einer anderen Einschätzung. An der Grenze zum Gazastreifen höre man immer wieder Maschinengewehrsalven, sagte Ramelow im Deutschlandfunk. Es seien keinerlei Anzeichen einer beginnenden Entwaffnung der Hamas zu beobachten. Vielmehr versuche sie an der Macht zu bleiben. Von einem Frieden im Nahen Osten sei man noch weit entfernt, erklärte Ramelow.
    Die Bundesregierung rief beide Seiten auf, sich an die Abmachungen zu halten. Außenminister Wadephul betonte vor seinem Abflug in die Nahost-Region, die Hamas müsse unter anderem die sterblichen Überreste der Geiseln übergeben und Israel müsse sich militärisch zurückhalten.

    Hamas: Zwei weitere tote Geiseln geborgen

    Am Abend gab die Hamas im Onlinedienst Telegram bekannt, die Leichen zweier weiterer Geiseln geborgen zu haben. Es ist noch unklar, ob die sterblichen Überreste umgehend an Israel übergeben werden. Zuvor hatte die Hamas mitgeteilt, die geplante Übergabe einer anderen toten Geisel wegen der israelischen Luftangriffe zu verschieben.
    Im Rahmen des Friedensplans von US-Präsident Trump hatte sich die Hamas bereiterklärt, insgesamt 28 Leichen zu übergeben. Bislang wurden jedoch nur 13 ausgehändigt. Die Hamas erklärt dies mit den Zerstörungen und weiteren schwierigen Bedingungen vor Ort, die eine Bergung erschwere.

    Wiederholt Zwischenfälle

    Die Waffenruhe war am 10. Oktober in Kraft getreten, rund zwei Jahre nach dem terroristischen Überfall der Hamas und ihrer Verbündeten auf Israel und dem Beginn des dadurch ausgelösten Krieges im Gazastreifen.
    Dennoch kam es zuletzt wiederholt zu Angriffen, bei denen nach Darstellung der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 90 Palästinenser getötet worden sein sollen. Am vorvergangenen Wochenende waren zudem zwei israelische Soldaten bei einem Angriff mit einer Panzerfaust getötet worden. 

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    Diese Nachricht wurde am 29.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.