"Interview der Woche"
Israelischer Ex-Geheimdienstchef fordert Anerkennung eines Staates Palästina durch Deutschland - Gaza-Krieg "nicht mehr gerecht"

DDer ehemalige Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes, Ajalon, hat Deutschland aufgefordert, einen palästinensischen Staat anzuerkennen. Ein solcher Schritt würde Hoffnung machen, sagte Ajalon im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks.

    Der israelische Ex-Geheimdienstchef Ami Ajalon gibt seine Stimme zur Wahl 2007 ab
    Der israelische Ex-Geheimdienstchef Ami Ajalon gibt seine Stimme zur Wahl 2007 ab (dpa / picture alliance / Doron Golan-Jini)
    Er war bis zum Jahr 2000 Chef des Geheimdienstes Schin Bet und Verfechter einer Zweistaatenlösung. Durch eine Realität von zwei Staaten würde die Hamas-Ideologie aus seiner Sicht gebrochen. Die Anerkennung eines Staates Palästina wäre zudem eine Botschaft an die Radikalen auf beiden Seiten des Konflikts.

    Gaza-Krieg "nicht mehr gerecht“

    Ajalon, der auch Oberbefehlshaber der israelischen Marine war, betonte, in historischer Perspektive habe Israel zuletzt einen der brillantesten Siege seiner Militärgeschichte errungen. Er bezog sich auf die jüngsten Aktionen gegen den Iran, die Hisbollah im Libanon und die Hamas im Gazastreifen. Letztere habe Israel militärisch und als Organisation "demontiert", man habe die gesamte Kommandostruktur und die Waffeninfrastruktur der militanten Islamisten zerstört. "Mehr kann eine Armee nicht erreichen", fügte Ajalon hinzu. So habe Israel bis Ende 2024 in dem Küstenstreifen zunächst noch einen "gerechten Verteidigungskrieg" geführt. Seitdem aber sei der Krieg unnötig und nunmehr "nicht gerecht“.

    Kritik am Angriff auf Hamas-Führung in Katar

    Den Angriff der israelischen Luftwaffe auf die Hamas-Führung im Katarer Exil bezeichnete Ajalon als nicht gerechtfertigt und ineffektiv. Die israelische Regierung habe damit auf den pragmatischeren und gemäßigteren Teil der Hamas-Führung gezielt. Er vertrete mit der großen Mehrheit der Israelis die Auffassung, dass es eine Operation gewesen sei, um ein Abkommen zur Befreiung der Geiseln zu verhindern, erklärte der frühere Shin-Bet-Chef weiter.

    Vorgehen im Gazastreifen "kein Völkermord“

    Trotz aller Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung wies Ajalon den Vorwurf eines Genozids im Gazastreifen mit den Worten zurück, dies sei "in keiner Weise" der Fall. Schließlich beginne das Konzept des Völkermords mit der Absichtlichkeit - Israel aber habe nicht die Absicht, das palästinensische Volk zu zerstören, sei gleichwohl auf der anderen Seite aber für die humanitäre Katastrophe in dem Küstenstreifen verantwortlich.
    Das Interview können Sie am Sonntag ab 11.05 Uhr im Deutschlandfunk hören - oder im Livestream der Nachrichten-App.
    Diese Nachricht wurde am 27.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.