In dem veröffentlichten Videozusammenschnitt sind Luftaufnahmen der Al-Ahli-Klinik und eines Parkplatzes zu sehen, auf dem ein Brand ausgebrochen ist. Verglichen werden Luftaufnahmen vor und nach dem tödlichen Vorfall. Ein Sprecher der Armee erläuterte, die Zerstörungen auf einem Parkplatz neben der Klinik seien vor allem durch eine große Menge an Raketentreibstoff zu erklären. Dieser habe eine größere Explosion ausgelöst als der Sprengkopf selbst. Darum seien Fahrzeuge in Brand geraten. Auf dem Parkplatz hätten sich zum Zeitpunkt der Explosion viele Menschen aufgehalten. Weiter hieß es, es gebe keine typischen Zerstörungen an den umliegenden Gebäuden oder einen Krater wie bei einem israelischen Luftangriff.
Islamischer Dschihad weist israelische Angaben zurück
Der Islamische Dschihad wies jegliche Verantwortung zurück und bezichtigte Israel der Lüge. Das Land wolle sich der Verantwortung für sein Verbrechen entziehen, hieß es. Auch das Gesundheitsministerium in Gaza erklärte, Israel habe die Klinik mit Raketen angegriffen.
Der britische Außenminister Cleverly warnte vor voreiligen Schlüssen. Zunächst müssten die Fakten zur Ursache der Detonation abgewartet werden, sagte er in London. Zu viele Menschen hätten zu schnell Schlüsse aus dem tragischen Verlust von Menschenleben gezogen.
Die Führung in China äußerte sich entsetzt und verurteilte den Vorfall auf das Schärfste. Das Außenministerium in Peking erklärte, China rufe zu einer sofortigen Waffenruhe und einer Beendigung des Krieges zwischen Israel und der Hamas auf.
Israel zweifelt Berichte über bis zu 500 Tote an
Die genaue Anzahl der Opfer in dem Krankenhaus ist unklar: In Medien ist unter Berufung auf palästinensische Quellen von bis zu 500 Todesopfern die Rede. Die israelische Armee bezweifelte die Zahl. Es habe keinen direkten Beschuss der Einrichtung gegeben. Bereits vor der Veröffentlichung der Luftbilder hieß es, Aufnahmen von Militärdrohnen zeigten eher eine "Art Treffer auf dem Parkplatz". Israels Präsident Herzog übte scharfe Kritik an den Medien: "Schande über jene, die die Lügen der Hamas und des Islamischen Dschihads schluckten und eine Ritualmordlegende des 21. Jahrhunderts auf der Welt verbreiteten", erklärte Herzog.
Scholz fordert Aufklärung
Im Iran und im Libanon kam es zu Protesten gegen Israel. Russland sprach von einem schockierenden Verbrechen. UNO-Generalsekretär Guterres erklärte, Krankenhäuser und medizinisches Personal seien durch das humanitäre Völkerrecht geschützt. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen betonte, ein Angriff auf ein Krankenkaus sei durch nichts zu rechtfertigen. Bundeskanzler Scholz forderte eine umfassende Aufklärung.
Biden in Tel Aviv
Präsident Biden traf am Vormittag zu einem Besuch in Israel ein und sicherte dem Land erneut die volle Unterstützung der Vereinigten Staaten zu. Alles, was Israel für seine Verteidigung gegen die Hamas benötige, werde es bekommen, sagte Biden in Tel Aviv. Die militante Palästinenser-Organisation sei schlimmer als die Terrormiliz Islamischer Staat. Ministerpräsident Netanjahu dankte den USA für ihre uneingeschränkte Solidarität und erklärte, die zivilisierte Welt müsse im Kampf gegen die Hamas zusammenhalten.
Absagen an Biden
Ursprünglich wollte Biden im Anschluss nach Jordanien weiterreisen, um dort mit dem palästinensischen Präsidenten Abbas, Ägyptens Staatschef al-Sisi und dem jordanischen König Abdullah II. zusammenzukommen. Nach dem Raketeneinschlag in dem Krankenhaus im Gazastreifen wurde das Treffen in Jordanien jedoch kurzfristig abgesagt. Der CDU-Außenpolitiker Röttgen bedauerte im Deutschlandfunk diese Entwicklung. Das Gespräch Bidens mit der arabischen Seite, vor allem mit dem jordanischen König, wäre sehr wichtig gewesen, betonte Röttgen.
Neuer israelischer Aufruf an Zivilisten
Das israelische Militär rief die Einwohner von Gaza-Stadt erneut aufgerufen, sich in den Süden des Gazastreifens zu begeben. Die Menschen würden in dem Ort Al-Mawasi mit Hilfsgütern versorgt, teilte die Armee weiter mit. In den vergangenen Tagen hatte es bereits mehrere ähnliche Aufrufe gegeben. Inzwischen flohen etwa 600.000 Menschen in den Süden des Palästinensergebiets.
Rotes Kreuz ruft zum Schutz von Zivilisten auf
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz rief erneut zum Schutz der Zivilisten im Gazastreifen auf. Das Leid der Menschen sei unerträglich, sagte IKRK-Präsidentin Spoljaric Egger im Deutschlandfunk. Im Gazastreifen drohe eine Katastrophe unbeschreiblichen Ausmaßes. Das Leben von über zwei Millionen Menschen sei bedroht. Spoljaric Egger unterstrich, dass Zivilisten durch das humanitäre Völkerrecht geschützt seien. Alle müssten sich daran halten. Seit Beginn der Gewalt im Nahen Osten sei es internationalen Hilfsorganisationen nicht gelungen, Güter in den Gazastreifen zu bringen, erklärte Spoljaric Egger. Den Menschen fehle es zunehmend am Lebensnotwendigsten.
Diese Nachricht wurde am 19.10.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.