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Israels Hauptstadt
Guatemala erkennt Jerusalem an

Zwei Wochen nachdem US-Präsident Donald Trump den Willen bekundet hat, die US-amerikanische Botschaft in Israel nach Jerusalem zu verlegen, hat Guatemala diesen Schritt ebenfalls angekündigt. Weitere Staaten könnten sich dem anschließen und Jerusalem als israelische Hauptstadt anerkennen.

Von Tim Aßmann | 27.12.2017
    Der Tempelberg mit Felsendom
    Relative Entspanntheit und Ruhe auf dem Tempelberg von Jerusalem (Deutschlandradio / Benjamin Hammer)
    Noch sitzt die höchste diplomatische Vertretung Guatemalas in Israel rund achtzig Kilometer von Jerusalem entfernt. Die Botschaft residiert in einem unscheinbaren Bürogebäude in Herzliya vor den Toren Tel Avivs und daran wird sich wohl so schnell auch nichts ändern. Guatemala hat in der Innenstadt von Westjerusalem zwar ein Konsulat, doch dessen Räumlichkeiten eignen sich nicht als Botschaft. Man arbeite allerdings daran, ließ Guatemalas Außenministerium erklären, die Entscheidung des eigenen Präsidenten umzusetzen und die Botschaft nach Jerusalem zu verlegen.
    Wann das geschehen wird, ist zur Zeit wohl auch nicht wichtig. Es zählt das Signal, das von der Ankündigung ausgeht. Israels Premier Benjamin Netanjahu jedenfalls ist hochzufrieden.
    "Es wird mehr geben"
    "Gott schütze meinen Freund Präsident Morales. Gott schütze Israel und Guatemala. Wir warten hier auf Euch. In Jerusalem. Auch andere Länder werden Jerusalem anerkennen und ankündigen ihre Botschaften zu verlegen. Hier ist nun das zweite Land und ich sage: Es wird mehr geben" und Israels Regierungschef ergänzte: Das sei erst der Anfang.
    Netanjahu hätte diesen allerdings wohl gerne schon früher verkündet. Schon einen Tag nachdem US-Präsident Trump Anfang des Monats seine Entscheidung zu Jerusalem verkündete, stellte Netanjahu in Aussicht, dass andere Länder kurz davor stünden Trump zu folgen, doch so schnell ging es nicht.
    Wer wird folgen?
    Es dauerte etwas mehr als zwei Wochen bis mit Guatemala der erste Staat den USA folgte und ankündigte seine Botschaft zu verlegen. Weitere werden wohl folgen und Israels Medien spekulieren kräftig.
    Honduras gilt diesen Gerüchten zufolge als umzugswillig. Das mittelamerikanische Land stimmte genau wie Guatemala in der UN-Vollversammlung gegen die Resolution, in der eine Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt für null und nichtig erklärt wurde. Auch Togo, Paraguay, Rumänien und die Slowakei werden in israelischen Medienberichten als Kandidaten für eine Botschaftsverlegung genannt.
    Verhandlungen diplomatisch heikel
    Die stellvertretende israelische Außenministerin Hotoveli sagte in einem Radiointerview man spreche mit mehr als zehn Ländern über einen solchen Schritt. Hotoveli machte in einem weiteren Interview aber auch deutlich, dass einige der Gespräche erst in einem Anfangsstadium seien und es zum Teil eher um eine Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt gehe und nicht um eine baldige Verlegung von Botschaften.
    Die Aussagen der stellvertretenden Außenministerin, die offen ließ, um welche Staaten es konkret geht, lassen vermuten, dass die Verhandlungen diplomatisch heikel sind. Die palästinensische Führung in Ramallah hat den Schritt Guatemalas unterdessen verurteilt.
    Palästina: "Verletzung von Völkerrecht"
    Präsident Morales beteilige sich an der Verletzung von Völkerrecht, erklärte der palästinensische Parlamentsabgeordnete Mustafa Barghouti.
    "Diese Ankündigung ändert nichts daran, dass die meisten Länder ihre Botschaften nicht verlegen werden und gegen die Annexion von Ost-Jerusalem sind und gegen Trumps Entscheidung sind Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen. Die Welt ist mehrheitlich auf unserer Seite und die Entscheidung eines Landes wie Guatemala wird das nicht ändern."
    Guatemalas Botschaft in Israel war übrigens schon einmal in Jerusalem - bis 1980. Damals annektierte Israel den arabischen Ostteil Jerusalems, den es im Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzt hatte und Guatemala zog die Botschaft ab. Nun soll sie also wieder zurückkehren. Doch wann, ist offen. Guatemala will wohl nichts überstürzen. Der israelische Botschafter in dem mittelamerikanischen Land sagte in einem Fernsehinterview, er rechne nicht damit, dass Guatemalas Botschaft vor der US-Botschaft nach Jerusalem ziehe und deren Verlegung wird wahrscheinlich noch Jahre in Anspruch nehmen.