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Italien
Ein Restaurant für die Armen

Die Basilika Sant'Eustachio in Rom ist mehr als eine Kirche. Einmal am Tag, sechs Mal die Woche verwandelt sich die Kirche in ein Restaurant, das kostenfrei alle versorgt, die Hunger haben. Vor allem Rentner nutzen das Angebot, denn sie sind in Italien am häufigsten von Armut betroffen. Ein Problem, das sich in den nächsten Jahren noch verschlimmern könnte.

Von Sarah Zerback |
    Ein Blick auf Rom mit dem Kolosseum
    In Rom gibt es ein Restaurant, in dem es für alle umsonst Essen gibt. (picture-alliance / dpa / Waltraud Grubitzsch)
    Don Pietro steht zwischen den langen Tischen, aufgereiht mitten in der Basilika Sant'Eustachio, umgeben von Marienbildern, mit Blick auf den Altar. In einer halben Stunde werden hier bis zu 130 Bedürftige ein warmes Mittagessen bekommen.
    "Ich nenne das nicht Tafel. Das hat sowas Unpersönliches. Tatsächlich sitzen alle am Tisch, das Essen wird ihnen dort serviert und es können auch Wünsche geäußert werden: Das mag ich nicht, das vertrage ich nicht. Es ist ein Restaurant für die Armen."
    Ein Restaurant, das für jeden offen ist, jeden Tag, außer am Heiligen Sonntag, sagt der Priester mit dem freundlichen Gesicht und streicht sich über den Bauch.
    "Wer Hunger hat. Wer danach hungert, einige Worte zu wechseln, respektiert zu werden als Person und wer einfach hungrig ist. Wir fragen nicht danach, woher du kommst, was du machst, das spielt keine Rolle. Wer auch immer kommt, isst."
    Wenn das Geld nicht reicht
    Viele alte Menschen sind darunter, deren Rente nicht zum Leben reicht. Ein Problem, das zugenommen und mittlerweile auch den Mittelstand erreicht hat. Zum einen, weil das Leben teurer wird, aber die Renten nicht angepasst werden. Zum anderen, weil Italiens Jugend keine Arbeit findet und darauf angewiesen ist, dass Eltern, Großeltern einspringen. So wie Giovanni, 75, Romano di Roma, ein echter Römer, wie er betont. Er isst bei Don Pietro, weil er seinen 50-jährigen Sohn mitfinanzieren muss.
    "Der lebt in Bologna und er absorbiert quasi meine Rente. Die würde mir sonst reichen, aber ich überlasse sie ihm weil es doch besser ist, wenn ich diese Art von Leben habe als er. Er schafft das sonst einfach nicht, dieses Leben und er wäre sonst in großen Schwierigkeiten."
    "Nichts ist jemals wirklich garantiert"
    Ein Problem, das Sergio Perino von der Vereinigung der Pensionäre nur allzu gut kennt. 2012 wurden unter dem damaligen Ministerpräsidenten Mario Monti Einschnitte im Rentensystem durchgesetzt, die anschließend nur zum Teil abgemildert wurden. Seine Gewerkschaft fordert deshalb ein Gesetz zum Schutz der Armen. Einen Schutz, den es bislang nicht gebe.
    "Das ist der große Unterschied zu Deutschland. In Italien fehlt es schlicht an Einkommen, den finanziellen Ressourcen, um die Armut zu bekämpfen. Nichts ist wirklich jemals garantiert.
    Und das sind wirklich alarmierende Aussichten, besonders für kommende Generationen für die das Risiko der Altersarmut weiter steigt für Millionen junge Menschen von heute. Das ist das große Problem, das die Reform geschaffen hat."
    Weitere Einschnitte befürchtet
    Und Perino fürchtet weitere Einschnitte für Italiens Rentner. Aktuell berät die Regierung darüber, das Gesetz zur Witwenrente zu überarbeiten. Derzeit bekommt ein Ehepartner im Todesfall 60 Prozent der Rente des Verstorbenen. Bis zu 40 Milliarden Euro kostet das den Staat. Ministerpräsident Renzi beteuert zwar, dass die Witwenrente nicht gekürzt werden solle. Aber so richtig glauben will ihm Perino das nicht.
    "Jedes Mal wenn die Regierung sich mit etwas befasst, dann um Schaden anzurichten. Wenn man jetzt die Schere ansetzt, dann um einige Milliarden einzusparen, um sie für wer weiß was zu verwenden. Wenn jetzt der Finger in diese Wunde gelegt werden soll, dann wird das die Frauen der Zukunft treffen."
    Baustelle Rentensystem
    Eine ständige Baustelle sei das Rentensystem, so Perino. Die wirklichen Ungerechtigkeiten würden allerdings nie angegangen. Denn neben den Mini-Renten, gibt es Hunderttausende sogenannte Gold-Renten, die sämtliche Reformen der vergangenen Jahre überdauert haben. Ein Missstand, der Italiens Sozialsystem noch Jahrzehnte lang belasten wird, weiß auch der Gewerkschafter.
    "Es ist nicht richtig, dass es Personen gibt, die 20 bis 60.000 Euro im Monat bekommen. Das ist natürlich nicht normal und das Resultat von falschen Gesetzen und das muss korrigiert werden. Vor allem die Parlamentarier bekommen zu viel, ja.
    Aber der größte Teil der Arbeitnehmer führt einen großen Teil des Einkommens ab und hat dann relativ niedrige Renten."