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Jahresbilanz Telekom
Telekom könnte von Huawei-Boykott profitieren

Vor allem die Telekom US-Tochter T-Mobile verhilft dem Konzern zu einer positiven Jahresbilanz. Besonders profitieren könnte die US-Tochter auch vom Boykott des chinesischen Mobilfunkausrüsters Huawei in den USA beim Ausbau des 5G-Netzes. Wie genau, erklärt Klemens Kindermann.

Klemens Kindermann im Gespräch mit Christine Heuer | 21.02.2019
    Smartphone von Huawei in der Hand eines Nutzers.
    Die Telekom US-Tochter könnte vom Huawei-Boykott profitieren. (picture alliance / Jaap Arriens)
    Christine Heuer: Heute stellt die Deutsche Telekom ihre Jahresbilanz vor. Klemens Kindermann aus unserer Wirtschaftsredaktion – wie fällt die aus?
    Klemens Kindermann: Ganz gut. Vor allem wegen der erfolgreichen US-Tochter T-Mobile US. Die Dividende soll auf 70 Cent je Aktie steigen. Immerhin, eine ganz gute Nachricht für alle, die noch Telekom-Aktien haben und damals dem Charme von Manfred Krug erlegen waren:
    "Haben Sie nichts vergessen? Wirklich an alles gedacht? Ha – die Telekom-Aktie!"
    Vor allem unser Bundesfinanzminister bekommt Geld, obwohl er ja schon so viel aus unseren Steuereinnahmen hat: Der Bund ist mit 32 Prozent größter Aktionär der Telekom.
    Heuer: Top-Thema in der Telekommunikations-Branche ist aktuell der chinesische Mobilfunkausrüster Huawei. Die USA will ihn aus Sicherheitsgründen boykottieren – ist die Telekom davon auch betroffen?
    Kindermann: Ja, sogar sehr. Die Telekom könnte ein Nutznießer dieses Boykotts sein. Weil sie nämlich genau das bietet, was die USA gerne wollen: ein Aufbau des superschnellen 5G-Netzes in den USA ohne die Chinesen. Und damit ohne die von den USA gesehene Gefahr, ausspioniert zu werden. T-Mobile US hat gerade riesige Aufträge an die Konkurrenten von Huawei vergeben. Einmal für 3,5 Milliarden Dollar an die finnische Nokia und in gleicher Höhe an den schwedischen Ausrüster Ericsson.
    Das wird US-Präsident Donald Trump ziemlich gut finden und das könnte dazu führen, dass T-Mobile US endlich in den USA mit dem Konkurrenten Sprint fusionieren darf. Mit knapp 30 Prozent Marktanteil wäre die Telekom dann – nach Verizon und AT&T - die Nummer 3 in den USA.
    Heuer: Können die USA den Huawei-Konzern in die Knie zwingen?
    Kindermann: Klare Antwort: Nein, jedenfalls vom Huawei-Gründer Ren, der sich überraschenderweise in dieser Woche in der britischen BBC äußerte, und zwar so:
    "Die USA können uns nicht zerdrücken. Die Welt braucht Huawei, weil wir weiter fortgeschritten sind."
    Und da ist etwas dran, weil es – neben Nokia, Ericsson und mit Abstrichen Samsung und Cisco weltweit nicht so viele Anbieter für den Aufbau der 5G-Netze gibt. Und die sind sozusagen die Blutadern für die Wirtschaft von morgen, für die Vernetzung von Maschinen und Gegenständen. Wenn man zum Beispiel mit Autos autonom fahren will, müssen die vielen Sensoren gefüttert werden, da ist Datenübertragung in Echtzeit gefragt, und das geht nur mit sehr schneller Funkzugangstechnik, mit 5G.
    Heuer: Wird Europa und insbesondere Deutschland dem Huawei-Boykott der USA folgen?
    Kindermann: Das ist die spannende Frage, die gerade in den europäischen Regierungszentralen stark diskutiert wird. In Großbritannien sollen die Sicherheitsbehörden gegen einen kompletten Verzicht auf Infrastruktur von Huawei sein.
    In Deutschland läuft die Diskussion noch. Montagabend gab es zu Huawei ein Treffen von Abgeordneten und Ministerien. Huawei ist eben nicht irgendwer, sondern – um in der Sprache der neuen Industriepolitik von Bundeswirtschaftsminister Altmaier zu sprechen – einer der globalen Champions, und zwar in diesem Fall Chinas. Und mit Peking will es sich die deutsche Regierung nun eigentlich nicht verscherzen.
    Und erst recht wird ein Schuh daraus, wenn man sich einmal die Geschäftszahlen von Huawei ansieht, insbesondere den Umsatz: Den macht das Unternehmen nämlich einerseits zur Hälfte in China selbst, sodann aber zu 27 Prozent in Europa, nur zu 6,5 Prozent in Nord- und Südamerika zusammen. Mit anderen Worten: Für Europa ist Huawei eigentlich als Netzwerkausrüster der Zukunft unverzichtbar.
    Hier kommt wieder die Telekom ins Spiel, die heute Morgen angekündigt hat, in den Netzausbau fast 13 Milliarden Euro stecken zu wollen.