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Jahresrückblick Russland
Im Zeichen des Patriotismus

Die Wirtschaft schrumpft, die Menschen müssen sich auf harte Zeiten einstellen - und trotzdem ist die Unterstützung in der russischen Bevölkerung für ihren Präsidenten Wladimir Putin ungebrochen. Mit viel Pathos hat er es geschafft, die Patrioten Russlands zusammenzuschweißen.

Von Gesine Dornblüth |
    Präsident Wladimir Putin vor einer russischen Flagge.
    Putin spricht in Kysyl bei der Feier zum 100. Jahrestag der Eingliederung der Republik Tuwa in die Russische Föderation (Ria Novosti / AFP / Aleksey Nikolsky)
    Das Jahr 2014 stand in Russland im Zeichen des Patriotismus. Den Auftakt dazu boten die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Die Moderatoren der Eröffnungsfeier:
    "Unvorstellbar, was das jetzt für eine Vereinigung unseres ganzen Landes ist. So ein Ereignis vereint alle Bürger Russlands. Im Patriotismus."
    Zugleich war Sotschi ein gigantisches Imageprojekt. Russland präsentierte sich als weltoffene Kultur- und Techniknation. Nach einigen Startschwierigkeiten stellten sich auch die sportlichen Erfolge ein.
    Am Ende führte die russische Olympiamannschaft den Medaillenspiegel an.
    Doch die russische Operation auf der Krim lag bereits wie ein Schatten über den Spielen. Russische Soldaten halfen, das international nicht anerkannte Referendum über die Loslösung der Halbinsel von der Ukraine und den Anschluss an Russland vorzubereiten. Russlands Präsident Wladimir Putin zeichnete sie dafür später mit Orden aus. Die Annexion der Krim brachte ihm ein Umfragehoch ein. "Krym nasch", "Die Krim gehört uns", wurde zu einem Mantra, das die Patrioten Russlands zusammenschweißte. Putin verstand es, das Pathos zu schüren, sprach von der "russischen Welt" auch jenseits der Grenzen Russlands:
    "Ein Russe, oder breiter formuliert, ein Mensch der russischen Welt, denkt vor allem daran, dass es eine höhere moralische Vorbestimmung des Menschen gibt. Im Westen konzentriert sich der Mensch auf sich selbst und seinen persönlichen Erfolg. Uns reicht das nicht. Wir sind weniger pragmatisch und berechnend als Vertreter anderer Völker, dafür weiter in der Seele, großzügiger."
    Rückhalt für Putin bleibt groß
    Auf die Annexion der Krim folgten Sanktionen westlicher Staaten. Ihr Ziel, Russland aus der Ostukraine herauszuhalten, verfehlten sie. Russische Staatsbürger setzten sich an die Spitze der Separatisten im Donbass. Russische Soldaten kamen militärisch zur Hilfe. Im Ergebnis erklärten sich die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk für unabhängig.
    Und Russlands Führung schob dem Westen die Verantwortung für den Konflikt zu. Parallel zur Expansion nach außen verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage in Russland rapide. Der Rubel verlor innerhalb des Jahres fast die Hälfte seines Wertes. Die Preise stiegen. Die Regierung muss mittlerweile Rücklagen einsetzen, um Staatsunternehmen und Banken zu stützen. Putin macht nicht mehr den Eindruck, als habe er Rezepte, die wirtschaftliche Krise aufzuhalten. Bei seiner Pressekonferenz am Jahresende wirkte er weltfremd.
    "Ja, es wird schwieriger werden. Wir müssen soziale Fragen klären. Können wir das? Ja, wir können es."
    Die Regierung geht davon aus, dass die Wirtschaft 2015 um bis zu vier Prozent schrumpfen wird. Die Bürger stellen sich auf härtere Zeiten ein. Trotzdem ist der Rückhalt für Präsident Putin groß. Im Dezember haben ihn die Russen - ganz patriotisch - erneut zur Person des Jahres gewählt, zum 16. Mal in Folge.