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Jahreszahlen
RWE kommt nicht aus der Krise

Die großen Energiekonzerne in Deutschland stecken in der Misere: Die Energiewende macht ihnen zu schaffen. Der zweitgrößte unter den Stromanbietern, RWE, hat seine Jahresbilanz vorgestellt und von wegbrechenden Gewinnen berichtet. Am Mittwoch legt Hauptkonkurrent Eon sein Jahresergebnis vor.

10.03.2015
    Strommast und Windräder
    Strommast und Windräder in Sehnde-Müllingen (Niedersachsen) (dpa / picture alliance / Julian Stratenschulte)
    Nach einem neuerlichen Gewinneinbruch 2014 hat der Vorstand auf einen weiteren Ergebnisrückgang in diesem Jahr eingestimmt. "Es liegen weiterhin schwierige Jahre vor uns", sagte der Vorstandsvorsitzende Peter Terium bei der Vorstellung der Bilanz 2014 mit Blick auf die Stromerzeugung aus Kohle und Gas. Der Strukturwandel und der Umbau des Unternehmens werden sich wohl auch auf die Mitarbeiterzahl auswirken. Terium schloss betriebsbedingte Kündigungen nicht aus.
    Vor allem die klassischen Großkraftwerke werden immer unrentabler. Das liegt unter anderem am staatlich geförderten Ökostrom, der die Preise für Strom im Großhandel verfallen lässt. "Die wirtschaftliche Situation in der konventionellen Stromerzeugung ist dramatisch, und sie ist im vergangenen Jahr nicht besser, sondern schlechter geworden", berichtete Terium. Inzwischen verdienten 35 bis 45 Prozent der Anlagen kein Geld mehr.
    Weitere Kraftwerks-Stilllegungen möglich
    Anders als der Konkurrent Eon, der seine eigene Aufspaltung plant, will RWE am klassischen Geschäftsmodell festhalten und weiter praktisch in der gesamten Wertschöpfungskette der Strombranche präsent sein. Als Marktführer bei konventionellen Kraftwerken in Deutschland habe der Konzern auch eine Verpflichtung für den Industriestandort Deutschland: "Der Letzte macht das Licht aus - nicht mit uns: Wir sorgen dafür, dass das Licht an bleibt." Allerdings seien auch bei RWE weitere Kraftwerks-Stilllegungen möglich, sagte Konzernvize Rolf Martin Schmitz.
    Im vergangenen Jahr war der betriebliche Konzerngewinn weiter um ein Viertel auf rund vier Milliarden Euro abgesackt. Nach einem Verlust von fast 2,8 Milliarden Euro 2013 stand unter dem Strich nun zwar wieder ein Gewinn von 1,7 Milliarden Euro. Das lag aber vor allem daran, dass RWE diesmal weniger außerplanmäßige Abschreibungen vornahm. Der um solche Effekte bereinigte sogenannte nachhaltige Überschuss ging um 45 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zurück.
    Dividende bleibt stabil
    Um das Ruder herumzureißen, verschärft RWE sein Sparprogramm. Bis 2017 will der Konzern nun verglichen mit dem Startpunkt 2012 die Kosten um zwei Milliarden Euro drücken. Bislang lag die Vorgabe bei 1,5 Milliarden Euro. Die will der Konzern nun schon in diesem Jahr erreichen. Allein 2014 sank die Zahl der Mitarbeiter auch durch verkaufte Geschäftssparten um gut 5.100 auf knapp 59.800.
    Trotz des immer unwirtschaftlicheren Geschäfts und hoher Schulden hält RWE seine Dividende stabil. Wie erwartet sollen die Aktionäre erneut einen Euro pro Anteilsschein bekommen. Vor allem die Kommunen aus Nordrhein-Westfalen, die rund ein Viertel der RWE-Aktien halten, hatten auf eine zumindest stabile Ausschüttung gedrungen.
    Viel Luft verschaffte sich RWE vor wenigen Tagen mit dem Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea. Der Kaufpreis von 5,1 Milliarden Euro sei inzwischen auf den Konten eingegangen, sagte Terium. Das Geld soll zum Abbau der Schulden von zuletzt 31 Milliarden Euro dienen.
    (pg/stfr)