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Journalismus im Film
Mit Deep Throat in der Tiefgarage

Sie sehen überdurchschnittlich gut aus, werden für ihre Recherchen fürstlich entlohnt und brechen auch schon mal das Gesetz, um an Informationen zu kommen: So werden Journalistinnen und Journalisten in Filmen und Serien gerne dargestellt. Sechs "echte" Kolleginnen und Kollegen haben sich sechs Filme angesehen und erzählen, was sie aufregt und zum Lachen bringt.

Ein Feature von Annika Schneider und Stefan Fries |
Das undatierte Archivbild zeigt die beiden amerikanischen Schauspieler Dustin Hoffman und Robert Redford in einer Szene des Films "Die Unbestechlichen" von Regisseur Alan Pakula.
"Die Unbestechlichen" ist ein Journalismus-Filmklassiker aus den 70ern. (picture-alliance / dpa | Bert_Reisfeld)
Ein Klassiker: "Die Unbestechlichen" mit Robert Redford und Dustin Hoffman als Investigativjournalisten Bob Woodward und Carl Bernstein, die die Watergate-Affäre aufdecken. Woodward trifft eine wichtige Quelle - Deep Throat, ein hoher Beamter aus dem Präsidentenapparat - regelmäßig im schummrigen Licht einer Tiefgarage.
Justus von Daniels, Chefredakteur des Recherchezentrums Correctiv, hat den Film gesehen. Er trifft sich eigentlich nicht mit seinen Quellen in der Tiefgarage, ein bisschen Filmdramatik ist ab und zu aber doch dabei. 
"Wo man manchmal ein bisschen schmunzeln kann, sind Quellen, die wirklich interessante Informationen haben und die dann aber ein bisschen Film spielen", so von Daniels. "Ich habe auch schon erlebt, dass dann konspirative Verabredungen getroffen werden. Der Stick, der liegt auf dem Tisch in dem Café. Und dann denkt man sich: Naja, also diese Recherche ist jetzt nicht so lebensgefährlich." 

"Schtonk" - Wenn die Realität zu verrückt für den Film ist

Der Journalist Michael Seufert hat 27 Jahre lang beim "Stern" gearbeitet. Im Mai 1983 stand fest, dass die Hitler-Tagebücher, mit denen der "Stern" Furore machen wollte, eine Fälschung waren. Seufert wurde damit beauftragt, die Sache journalistisch aufzuklären. In der satirischen Komödie "Schtonk" von Helmut Dietl geht es um den Betrug, dem der "Stern" damals aufgesessen war. 
"Der Film erzählt die Geschichte der Hitler-Tagebücher ziemlich an der Realität entlang, so wie es gewesen ist", sagt Seufert im Feature. Er habe Dietl damals gefragt, warum er gewisse Szenen nicht in seinen Film aufgenommen habe. "Und da hat er gesagt: 'Wissen Sie, das ist so verrückt, da hätten die Leute gesagt: Jetzt ist der Dietl irre geworden.'"

ARD-Moderatorin Natalie Amiri: " 'Don't Look Up' ist überzogen"

In der Satire "Don’t Look Up" mit Leonardo DiCaprio und Jennifer Lawrence kommen Journalistinnen und Journalisten nicht gut weg. Die Quoten sind ihnen wichtiger als die Nachricht der Wissenschaftler, dass ein Komet in wenigen Monaten die Erde treffen und alles auslöschen wird. Als das Thema beim Publikum auf wenig Resonanz trifft, lässt die Presse es fallen.
Das Bild zeigt das Moderationsteam Brie Evantee und Jack Bremmer mit dem Wissenschaftler Dr. Randall Mindy und der Wissenschaftlerin Kate Dibiasky in einer Szene des Films "Don't Look Up."
Im Film "Don't Look Up" versucht das Wissenschaftsteam Dr. Randall Mindy und Kate Dibiasky der Öffentlichkeit die Gefahr eines sich nähernden Kometen zu erklären. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Niko Tavernise)
"Das ist einfach komplett überzogen, die Moderatoren sind dumm, die verstehen im Grunde genommen nicht, um was es geht." Natalie Amiri moderiert in der ARD den Weltspiegel und hat den Film für das Feature kommentiert. "Klar frustriert mich auch das Konsumverhalten, dass einfach das Interesse so schnell abflaut. Und dass man eigentlich für komplexe Themen keine Zeit hat, keine Lust darauf hat, dass es anstrengend ist. 'Lass mich doch in Ruhe mit den Flüchtlingen und so weiter.'"
Als Amiri 2009 für die ARD im Iran war, berichtete sie über die Bürgerproteste, bei der Hunderttausende auf die Straße gingen. Etwa zeitgleich mit der brutalen Niederschlagung der Proteste starb Michael Jackson. " Und das gesamte mediale Interesse war vorbei. Das hat mich schon sehr entsetzt und auch traurig gemacht, dass man dann plötzlich wegsieht."

Sechs Filme, drei Journalistinnen, drei Journalisten

Neben Natalie Amiri, Justus von Daniels und Michael Seufert haben sich auch Juliane Löffler (Spiegel), Hans Leyendecker (ehemals Süddeutsche Zeitung) und Christina Florin (Deutschlandfunk) Journalismus-Filme angeschaut und erzählen, was sie an ihren fiktiven Kolleginnen und Kollegen aufregt – und wo sie sich wiederfinden.