
Jubel vor dem Außenministerium im Süden Teherans, Jubel im Norden der Hauptstadt in der Vali-Asr-Straße. Tausende Menschen sind in der Nacht auf die Straße gegangen und haben gefeiert. Sie sind erleichtert über den Ausgang der Gespräche von Lausanne.
"Ich bin so glücklich, wenn ich diese freudige Menge hier sehe", sagt Mina. "Wir können endlich den Druck hinter uns lassen." Seit zehn Jahren habe es keinerlei Fortschritte gegeben, erklärt Musa. "Wir sind glücklich, dass wir endlich weitergehen können. Für uns ist das ein Sieg."
Reza hofft, dass die Welt sein Land nun besser verstehe. "Wir sind gar nicht anders als andere Länder. Wir wollen keinen Terrorismus. Wir können jetzt ohne Druck und Sorgen leben."
Detaillierter Vertrag muss noch ausgearbeitet werden
Natürlich ist der Wunsch Vater dieses Gedankens. Die Vereinbarung von Lausanne ist zunächst nicht viel mehr als eine Absichtserklärung. In den kommenden drei Monaten muss ein detaillierter Vertrag ausgearbeitet werden, in dem die politische Verabredung in ein wasserdichtes Abkommen gegossen wird. Die jubelnden Menschen von vergangener Nacht mögen den Wunsch nach Versöhnung mit der Welt und Fortschritt im Innern zum Ausdruck bringen.
Aber es wird aus den Reihen des konservativen Establishments noch genügend Querschläger geben, mutmaßt Professor Sadegh Zibakalam von der Uni Teheran. Viele in der Islamischen Republik seien sich darüber im Klaren, dass es nicht nur um die Atom-Verhandlung gehe, sagt der Politikwissenschaftler: "Sie ist nur der Anfang einer Kettenreaktion. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ayatollah Khamenei nicht weiß, dass im Iran sechs Millionen Menschen arbeitslos sind und dass wir kein Geld für Investitionen haben, um Arbeitsplätze für diese sechs Millionen Menschen zu schaffen. Er weiß sehr wohl, was sechs Millionen Arbeitslose bedeutet. Das bringt immense soziale und politische Probleme mit sich."
Beispiellose internationale Kontrolle
Das iranische Atomprogramm wird nicht nur spürbar reduziert, es wird auch unter eine beispiellose internationale Beobachtung gestellt. Die dem Iran abgerungenen Zugeständnisse sind ganz erheblich. Angesichts der kritischen Wirtschaftslage und dem politischen Druck musste die iranische Regierung schmerzhafte Kompromisse machen, sagt Professor Zibakalam: "Sie weiß, dass es einen Artikel 7 des Sicherheitsrates gibt und gemäß den Resolutionen, die gegen den Iran beschlossen wurden, kann Artikel 7 in Kraft gesetzt werden. Das heißt, der Iran kann militärisch angegriffen werden. Sie können uns vorschreiben, was zu tun und was zu lassen ist."
Genau darauf läuft es in dem Vertrag hinaus, der bis Ende Juni fertig sein soll. Erst wenn das geschehen ist, können einige der schmerzhaften Sanktionen nach und nach abgebaut werden und die Iraner können auf wirtschaftliche, aber nicht notwendigerweise auch auf politische Besserung und Änderungen hoffen.



