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Jubiläum auf dem Grünen Hügel

In Bayreuth herrscht zum 100. Jubiläum nicht nur Feierlaune. Denn die Intendantinnen und Halbschwestern Eva und Katharina Wagner haben einen "neuen Wind" in das Festspielhaus gebracht. Ihre mediale Vermarktung der Festspiele sorgt nicht nur für Applaus.

Von Jörn Florian Fuchs | 24.07.2011
    Eigentlich sollte anlässlich des 100-jährigen Jubiläums in Bayreuth Feierlaune herrschen, doch Nike Wagner, Tochter von Wieland Wagner, spricht aus, was viele denken: "Welchen Weg das allerneueste Bayreuth unter Katharina geht, das konnten wir ja alle sehen. Das geht in Richtung Kinderkram, Pop, Boulevardisierung."

    Wenn sich morgen um 16 Uhr der Vorhang im Bayreuther Festspielhaus öffnet, dann ist der Prominentenaufzug vorbei, die Kanzlerin wird ihren Sitzplatz eingenommen haben und die "Blaue Mädchen" genannten Türschließerinnen werden auf Ordnung und Ruhe innerhalb und außerhalb des Zuschauerraums achten. Knapp 2000 Augenpaare werden sich gebannt auf das richten, was Regisseur Sebastian Baumgarten zum Tannhäuser eingefallen ist. Baumgarten gilt als radikaler Theatermacher, der im Zweifel immer seine eigenen Ideen und Assoziationen über die des Autors stellt.

    Seit im Jahre 2009 die Halbschwestern Eva und Katharina Wagner als Intendantinnen verpflichtet wurden, weht auf dem Grünen Hügel nicht nur auf der Bühne ein neuer Wind. Dessen ungeachtet meinen einige Kritiker, dass bei der Berufung lediglich der Name eine Rolle spielte. Dazu Katharina Wagner gegenüber dem Deutschlandfunk:

    "Ich bin der Meinung, nur weil man Wagner heißt, ist man noch lang nicht befähigt, dieses Haus zu führen. Nur der Name allein befähigt nicht. Wenn es keinen befähigten Wagner gäbe, dann sollte es bitte ein Schmitt, Müller, Meier übernehmen, weil es geht hier um die Erhaltung der Bayreuther Festspiele und nicht nur in dem Sinn, nur den Namen vorführen. Also, einen Frühstücksdirektor, der das Haus nicht führen kann, den braucht hier keiner. Dazu ist auch die Aufgabe viel zu wichtig und zu verantwortungsvoll. Aber meine Schwester und ich hätten uns nicht beworben, wenn wir uns nicht im Klaren darüber gewesen wären, dass wir uns der Aufgabe gewachsen sehen."

    Zur Hauptaufgabe haben sich die neuen Herrinnen des Hügels derzeit die mediale Vermarktung der Marke Bayreuth gemacht. Auf der Internetseite der Festspiele kann man zwar nach wie vor keine Karten bestellen - das soll erst ab nächstem Jahr möglich sein - dafür gibt es online jede Menge Videoschnipsel und einen Blog. Als Vater Wolfgang noch regierte, war moderne Technik allenfalls auf der Bühne zu bestaunen. Vermutlich unter dem Einfluss von Katharina verpflichtete Wolfgang Wagner etwa das Enfant terrible Christoph Schlingensief für den "Parsifal". Aus Wagners Bühnenweihfestspiel machte der Regisseur eine Video-Orgie, überall flimmerte es, alles drehte sich und das Publikum war anschließend in zwei völlig konträre Lager geteilt.

    Der überwiegende Teil fand es grauenvoll, einige wenige meinten dagegen, eine Offenbarung zu erleben. Schlingensiefs "Parsifal" sorgte für ein überwältigendes Medienecho und befeuerte die Diskussion, wohin sich Bayreuth entwickeln soll und ob zur Wagnerpflege auch derart radikale Werkdeutungen gehören.

    Im letzten Jahr versetzte ein anderer, weithin gefürchteter Regisseur, Hans Neuenfels, die Ritteroper Lohengrin in ein Labor voller Ratten. Für die eher konservativen Gemüter blieb zuletzt einzig der "Ring des Nibelungen" in der Inszenierung des Dramatikers Tankred Dorst übrig, der eher eingängige Bilder und wenig konzeptionellen Ballast bot.

    Wofür stand und steht Bayreuth? Was soll es leisten? Der am Hügel viel beschäftigte Dirigent Christian Thielemann bringt es auf den Punkt:

    "Die Bayreuther Festspiele sollen der Ort sein, der Ort großgeschrieben, an dem Wagner gezeigt wird, und auch auf eine bestimmte Art gezeigt wird, die wegweisend sein sollte. Auf der anderen Seite müssen Sie immer überlegen, auch in Bayreuth wird mit Wasser gekocht, es wird auch an der MET und in Wien und überall mit Wasser gekocht. Die Probleme, die zu bewältigen sind, sind natürlich, wo holt man die Stimmen her, das ist das Wichtigste, dann die Dirigenten, Regisseure, etc."

    Die Idee Richard Wagners, ein Festspielhaus zu bauen, wurzelt im Jahr 1851. Damals war der nicht nur in der Kunst revolutionäre Komponist - man suchte ihn mehrfach steckbrieflich - 38 Jahre alt. Doch fertiggestellt wurde der bisweilen abfällig "Scheune" genannte Backsteinbau erst 1876. Ohne den kunstsinnigen König Ludwig II. freilich gäbe es weder Festspielhaus noch Festspiele. Vier Jahre dauerten die Bauarbeiten, mehrfach gingen Wagner die finanziellen Mittel aus. König Ludwig griff dann regelmäßig in letzter Minute ein. Von ihm ist der Ausspruch überliefert:

    "Nein, nein und wieder nein! So soll es nicht enden!"

    Von der ersten zyklischen Aufführung des Rings im Jahr 1876 blieb ein riesiges Finanzloch übrig. Zu wenig Enthusiasten fanden sich ein, um die rund sechzehnstündige Tetralogie zu bewundern - und dafür Eintritt zu bezahlen. Die folgenden Spielzeiten waren ähnlich schwach besucht; bis zu Wagners Tod 1883 konnte man von einer Auslastung wie heutzutage nur träumen. Richard Wagners Witwe Cosima übernahm nach dem Ableben des Meisters die Festspielleitung und setzte 1888 die "Meistersinger" auf den Spielplan. Das brachte den Durchbruch, das Publikum begeisterte sich für die rührende, zugleich komische Geschichte um den alten Hans Sachs, den gegen überkommene Regeln revoltierenden Walther von Stolzing, den falschen Beckmesser und die von allen begehrte Eva.

    Bald wurden auch die anderen Wagner-Opern mehr nachgefragt und fast die gesamte Prominenz kam nach Bayreuth: Kaiserin Elisabeth von Österreich, genannt Sissy, Kaiser Wilhelm II., aber auch bedeutende Komponisten wie Bruckner, Puccini oder Johann Strauß ließen sich von Wagners Klängen berauschen. Theodor Fontane allerdings erlitt beim "Parsifal" eine Panikattacke und flüchtete.

    Große Erfolge bringen freilich auch Neider und Spötter mit sich. Mark Twain und George Bernhard Shaw attackierten den grassierenden Wagner-Kult und seine Folgen. So konstatierte Shaw:

    "Diejenigen, die nach Bayreuth pilgern, bereuen es nie, obwohl die Aufführungen dort oft alles andere als erfreulich sind. Der Gesang ist bisweilen erträglich, bisweilen hundsmiserabel. Einige der Sänger sind nichts anderes als sich bewegende Bierfässer, zu faul und zu eingebildet, um Selbstbeherrschung zu üben und ihre Körper zu ertüchtigen - wie man es ganz selbstverständlich von einem Seiltänzer, Jockey oder Boxer erwarten würde."

    1906 übernahm Wagner-Sohn Siegfried die Geschicke und folgte ganz der Linie seiner Mutter, möglichst wenig zu verändern. Das reichte irgendwann nicht mehr und so gab es, vor allem aus finanziellen Gründen, etliche festspiellose Jahre. Geldprobleme, aber auch die beiden Weltkriege sorgten mehrfach für den Ausfall der Festspiele, deshalb kann man in diesen Sommer "nur" ein hundertjähriges Jubiläum feiern, obwohl die allerersten Festspiele ja bereits 1876 stattfanden. Während des Ersten Weltkriegs etwa diente das Festspielhaus als provisorisches Lazarett. Siegfried hatte unterdessen Winifred Klindworth geheiratet, sie wurde nach seinem Tod 1930 Festspielchefin und erwies sich während des Dritten Reichs als fanatische Hitler-Anhängerin sowie als erzkonservative Gralshüterin des Wagnerschen Erbes. Vier Kinder bekamen Siegfried und Winifred; die beiden Söhne Wieland und Wolfgang schufen nach dem Zweiten Weltkrieg das so genannte "Neu-Bayreuth". Es war der Versuch, durch experimentelle, apolitische Inszenierungen die unselige NS-Zeit hinter sich zu lassen.

    Die Ideen Wieland Wagners für Neu-Bayreuth sorgten bei vielen Alt-Wagnerianern für Kopfschütteln und Protest. Wieland arbeitete viel mit Abstraktion und Licht, Wolfgangs Inszenierungen waren konventioneller und behäbiger. Rasch kristallisierte sich eine Arbeitsteilung der Brüder heraus. Dazu die Historikerin Brigitte Hamann:

    "Wolfgang Wagner war ein ganz anderer Typ als sein älterer Bruder Wieland natürlich. Der war der große Künstler, und der hat also alles doch unter sich gehabt und den kleinen Bruder immer von oben herab behandelt. Er hat keine besondere Schulausbildung gehabt, er ist also nur ganz normal in die Schule gegangen, und er hat dann auch in den Krieg müssen. Und er ist dann ja gleich '39 noch verwundet worden, und zwar ziemlich schwer. Er wollte immer Dirigent werden, aber die eine Hand war ihm kaputt geschossen worden, und das konnte er dann nicht mehr machen. Das heißt, er war vor allem dann doch ein Mann, der sich immer für Bayreuth eingesetzt hat, aber immer in der zweiten Linie hinter seinem Bruder."

    1966 starb Wieland, und Wolfgang wurde zum alleinigen Herr des Grünen Hügels. Für viele überraschend, ließ er bald nicht nur andere Regiehandschriften zu, sondern förderte systematisch junge, unberechenbare Künstler. Am meisten Aufsehen erregte die Ring-Deutung des damals erst knapp über dreißigjährigen Patrice Chéreau im Jubiläumsjahr 1976. Chéreau erdete den Mythos und zeigte Zwerge, Riesen und Götter als gegenwärtige Figuren, als Menschen wie Du und ich mit nahezu normalen Problemen. Seit Chéreaus Ring gab es in Bayreuth immer wieder polarisierende Inszenierungen, gleichsam als Kontrast zu Wolfgang Wagners eigenen, recht gediegenen Arbeiten. Wichtiger als das Szenische war Wolfgang jedoch immer die musikalische Seite, das hatte er von Bruder Wieland gelernt. Bayreuth als künstlerische Speerspitze zu etablieren, war das erste Ziel. Wieland formulierte es einmal so:

    "Das ist das Schöne und das Große an unserer Aufgabe, dass wir durch ein ehernes Gesetz der Spitzenqualität verpflichtet sind und dass wir bitter bezahlen würden in dem Moment, in dem wir einmal mit unserem Bemühen um diese Qualität nachlassen würden."

    Spitzenqualität zu bieten, das wurde für Bayreuth in den letzten zehn, fünfzehn Jahren zunehmend schwieriger. Die Konkurrenz nahm zu, auch kleinere und mittlere Opernhäuser wollten sich mit repräsentativen Wagner-Aufführungen profilieren - und zahlten oft höhere Gagen. In Bayreuth zu singen oder zu inszenieren, das bedeutete von jeher, um der Kunst willen dort zu sein und den schnöden Mammon zu verachten. In den 90er-Jahren verließ Wolfgang Wagner ein wenig der Mut, er engagierte eher biedere Gastregisseure, auch sängerisch herrschte häufig Mittelmaß. Die Kritik am knorrigen Langzeitintendanten wuchs, dieser hatte einen Vertrag auf Lebenszeit unterschrieben und verharrte auf seinem Posten. Auf seinen Konservativismus angesprochen, reagierte er meist schnoddrig oder ausweichend.

    "Wenn ich nun bemüht bin, scheinbar konservativer die Vorschriften Richard Wagners zu befolgen, so glaube ich aber trotzdem, dass man von den Vorstellungen, dass ich bei deren Auslegung nicht nur den Buchstaben gerecht, sondern dem Sinne gemäß die Dinge angepackt habe."

    Nach endlosen Querelen willigte Wolfgang Wagner letztendlich ein, zurückzutreten, sofern seine Töchter Eva und Katharina seine Nachfolgerinnen würden. Eva, 1945 geboren, stammt aus Wolfgangs erster Ehe, Katharina ist Jahrgang 1978, ihre Mutter Gudrun war einst Sekretärin bei den Festspielen, 1976 heiratete sie Wolfgang. 2007 starb Gudrun Wagner überraschend, Wolfgang Wagner im März 2010.

    In ihrer ersten Pressekonferenz kündigten die Halbschwestern Eva und Katharina eine Art Neustart der Festspiele an. Eine Sängerakademie sollte eingerichtet werden, man wollte die nationalsozialistische Vergangenheit aufarbeiten und eine neue, dringend benötigte Probebühne bauen. Zu alldem ist es bisher nicht gekommen, das Thema Probebühne ist in einem Kleinkrieg mit dem Bayreuther Stadtrat erst mal untergegangen, zur Aufarbeitung der NS-Verstrickungen wurde ein Journalist engagiert, der aber noch keine Ergebnisse vorlegt hat - und von der Akademie zur Pflege des Wagnergesangs ist inzwischen überhaupt keine Rede mehr. Dabei sind nach Meinung vieler vor allem die Sängerbesetzungen in Bayreuth unter dem neuen Team enttäuschend. Verantwortlich dafür, wer Siegfried, Wotan oder Brünnhilde singt, ist hauptsächlich Eva Wagner-Pasquier, die lange als Beraterin für Festivals und internationale Opernhäuser tätig war. Der Dirigent Christian Thielemann lässt die Kritik an den Festspielsängern allerdings nicht gelten:

    "Ich weiß nicht, was da manchmal für eine Wegwerf- oder gnadenlose Mentalität vorherrscht. Stellen Sie sich doch mal auf die Bühne und werden angebuht und so weiter, was glauben Sie, wie schwer das ist. Und dann schreiben noch die Leute, das ist wohl nicht gut. Ja glauben Sie denn, dass eine Festspielleitung dann jemanden rausschmeißt? Ganz im Gegenteil! Wir sagen: Wir halten zusammen, und wir wollen doch mal sehen, ob sich das nicht verbessert. Manchmal ist das ja auch so."

    Statt eine Lösung der Sängerkrise in Angriff zu nehmen, konzentriert sich die Festspielleitung lieber auf Marketingmaßnahmen, es gibt Liveübertragungen auf den Bayreuther Volksfestplatz oder ins Internet. Die Programmhefte erscheinen im Hochglanzformat, für Sponsoren wurde eine Lounge in edlem Design eingerichtet. Im Festspielhaus werden die Besucher statt wie früher mit Operngläsern, nun mit Briefbeschwerern oder Festspiellogo-Kugelschreibern versorgt. Zumindest eine Ankündigung wurde allerdings umgesetzt: Allsommerlich gibt es nun auf einer Nebenbühne Wagner für Kinder. Die Tochter Wieland Wagners, Nike, die sich selbst mehrfach erfolglos für die Festspielleitung bewarb, kommentierte das mit dem Satz, der Grüne Hügel ließe sich nicht erkrabbeln. Überhaupt sieht sie die Entwicklung Bayreuths insgesamt sehr kritisch:

    "Welchen Weg das allerneueste Bayreuth unter Katharina geht, das konnten wir ja alle sehen. Das geht in Richtung Kinderkram, Pop, Boulevardisierung."

    Als besonders schmerzlich empfindet Nike Wagner die zurückhaltende Würdigung ihres Ururgroßvaters Franz Liszt in Bayreuth. Liszt, 1811 geboren, war auf Engste mit Richard Wagner verbunden. Auch was die Aufarbeitung des Dritten Reiches angeht, gebe es dringenden Handlungsbedarf, meint Nike Wagner. Katharina geht das Thema NS-Vergangenheit eher burschikos an. Gefragt nach Richard Wagners explizit antisemitischen Auslassungen, sagt sie:

    "Natürlich ist man schockiert, wie solche Schriften zustande kommen, und am liebsten würde man sich natürlich mit Richard selber darüber unterhalten, was ihn da geritten hat. Gut, zum anderen wurde auch die Musik Wagners natürlich extrem missbraucht. Ich glaube, das ist auch ein großes Problem, dass viele, die sich nicht genau auskennen, Richard Wagner und seine Kompositionen in die gleiche Zeit versetzen wie Adolf Hitler und sozusagen Wagner zum Hofkomponisten von Hitler machen, was natürlich zeitlich einfach völliger Schwachsinn ist. Was aber nichts an der schlimmen Tatsache ändert, dass Hitler natürlich die Musik in einer Form ge- und missbraucht hat, dass man sich heute auch nur noch dafür schämen kann."

    Ob Katharinas Idee, das Israelische Kammerorchester heuer zu einem Konzert nach Bayreuth einzuladen, zündet, wird man noch sehen. Die Musiker spielen ein vielfältiges Programm, darunter auch das Siegfried-Idyll von Richard Wagner - in Israel gilt das vielen als Affront. Bereits jetzt wird heftig über den geplanten Auftritt debattiert.

    Diskussionsbedarf besteht auch noch an einer ganz anderen Stelle. Denn die Bayreuther Festspiele sind kein Privatunternehmen, sie finanzieren sich wesentlich durch Mittel der Öffentlichen Hand. Jüngst hat der Bundesrechnungshof die Vergabepraxis der Eintrittskarten kritisiert. Tatsächlich mangelt es hier an Transparenz, offiziell beträgt die Wartezeit bis zu zehn Jahre. Dennoch trifft sich eine gar nicht so kleine Wagnergemeinde jedes Jahr auf dem Grünen Hügel wieder. Man muss offenbar nicht unbedingt Politiker oder besonders prominent sein, um an die begehrten Karten zu kommen. Zum Thema der Freikarten für mehr oder minder Prominente sagt Katharina Wagner:

    "Eigentlich reden wir ja immer nur über den Eröffnungstag, das muss man jetzt mal sagen. Es ist ja nicht die Festspielleitung, die die Leute einlädt, sondern die Stadt als Gesellschafter hat ja auch ein Ehrenkartenkontingent, und die lädt die sogenannten Promis ein. Also diesen Vorwurf, dass die Festspielleitung diese Leute einlädt, diesen muss ich mal von uns weisen. Gut, das kann man so und so sehen. Das ist natürlich so, dass der gewisse Glamour natürlich auch immer vom Promifaktor ausgeht, andererseits, wenn es heißt, da marschiert die Frau Merkel über den roten Teppich, die ist nun wirklich interessiert, weil die bleibt auch noch nach dem 25."

    Eine Möglichkeit ist der ziemlich große Graue Markt, auf dem es für fast alle Vorstellungen Tickets gibt, die freilich das Vielfache des regulären Preises kosten. Auch Hotels und renommierte Firmen mischen bei diesem Verteilungsspiel mit. Obendrein sorgt auch die Mitgliedschaft im Förderverein "Freunde von Bayreuth" für kürzere Wartezeiten. Allerdings verstehen sich die meist älteren Herrschaften nicht so gut mit den Wagner-Halbschwestern. Auf Initiative Katharinas, so vermutet man, wurde jetzt sogar ein zweiter Freundeskreis mit dem Namen TAFF - Team Aktiver Festspielförderer - gegründet, den Vorsitz hat der Bayreuther Brauunternehmer Peter Maisel.

    TAFF ist ganz auf Linie der Festspielleitung und bekommt dafür etliche Privilegien. So dürfen einige TAFF-Mitglieder bei der diesjährigen Tannhäuser-Premiere auf der Bühne sitzen - ein absolutes Novum!

    Jenseits all dieser Fragen und Probleme bleibt die wohl größte Baustelle aber das Jahr 2013. Zum 200. Geburtstag Richard Wagners sollen auch seine drei im Festspielhaus nicht gespielten Jugendwerke "Die Feen", "Das Liebesverbot" und "Rienzi" aufgeführt werden. Und auch ein neuer Nibelungen-Ring steht an, für den es bis jetzt noch keinen Regisseur gibt. Wenn die Halbschwestern an diesem Punkt versagen, dürfte die bald anstehende Vertragsverlängerung stark gefährdet sein. Offiziell endet ihr Vertrag im Jahr 2015.