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Kaffeekapseln
Umweltbelastend und teuer

Mit einem Verbrauch von etwa 7,3 Kilo Kaffee pro Kopf und Jahr rangieren die Deutschen unter den Top Ten der größten Kaffeekonsumenten. Besonders beliebt, weil besonders bequem, sind die Kaffeekapseln. Allerdings schaden sie Geldbeutel und Umwelt.

Von Annette Eversberg | 29.09.2014
    Einweg-Kapseln für Kaffee aus Aluminium liegen auf einem Tisch.
    In Deutschland fallen - so das Ökoinstitut in Freiburg - jährlich rund 4.000 Tonnen Müll aus rund zwei Milliarden Kaffeekapseln an. (picture-alliance / dpa / Sojka Libor)
    Kapsel rein in die Maschine. Bügel runter. Nach kurzer Zeit ist er fertig. Der Kaffee auf Knopfdruck. So einfach geht das. Die Kaffeekapseln sind eine Erfolgsgeschichte, die Holger Preibisch vom Deutschen Kaffeeverband mit Zahlen belegen kann.
    "Die haben im vergangenen Jahr 2013 ein Wachstum erlebt von 27 Prozent. Und der Blick auf die jüngsten Marktforschungszahlen zeigen, dass sich dieser Trend - deutliches Wachstum mehr als 20 Prozent bei den Kapseln - auch 2014 fortsetzt."
    Design als Kaufargument
    Kaffee aus Kapseln kann man nur mit einer besonderen Maschine brühen. Mit aufwendiger Technik und futuristischem Design. Auch hier ist das Marketing erfolgreich, betont Werner Scholz vom Fachverband Elektro-Haushalt-Kleingeräte ZVEI in Frankfurt.
    "Ein sehr, sehr wichtiges Kaufkriterium bei Kaffeemaschinen ist das Design. In der Küche geht der Trend zu offenen Küchen. Und die Geräte, die man dann um sich hat, die sollen schick aussehen und weit über den Funktionszweck hinausgehen."
    Auch der Trend bei den Kaffeekapselmaschinen ist ungebrochen. Obwohl viele Maschinen mehrere Hundert Euro kosten. Werner Scholz.
    "Da hatten wir in den letzten drei, vier Jahren jährliche Steigerungen im Markt, die zweistellig waren. Zwischen 10 und 20 Prozent."
    Kaffeekapseln: Rund 30 Euro Kilogrammpreis
    Dabei muss man sich schon beim Kauf entscheiden, welchen Kaffee man später trinken möchte. Denn fast jeder Hersteller hat seine eigene Maschine für ganz bestimmte Kaffeekapseln. Der Verbraucher muss also schon dabei tief in die Tasche greifen. Aber auch die schnelle Tasse selber ist vergleichsweise teuer, hat Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe in Berlin errechnet.
    "In der Regel bezahlt man selbst für die günstigsten Kaffeekapseln ungefähr 19 Cent pro Kapsel. Das bedeutet hochgerechnet einen Kilogrammpreis von 30 Euro für Kaffee."
    Und je nach Kapselpreis kann der Kaffeekonsum - so das Ökoinstitut in Freiburg - pro Jahr mit rund 700 Euro zu Buche schlagen. Denn in jeder Kapsel stecken nur wenige Gramm Kaffee. Eine kleine Menge Kaffee in aufwendiger Verpackung führt aber vor allem zu großen Mengen an Müll. Denn eine Kapsel wiegt schon halb so viel wie der darin enthaltende Kaffee. Thomas Fischer.
    "Wenn man den gesamten Kaffeeverbrauch in Deutschland tatsächlich mal umrechnet auf Kaffeekapseln, dann würde ein zusätzlicher Abfall von über 150.000 Tonnen pro Jahr in Deutschland anfallen. Das zeigt einfach, wie abfallintensiv dieses System ist. Und das kann sich heute eigentlich keiner mehr leisten."
    In Deutschland fallen - so das Ökoinstitut in Freiburg - jährlich rund 4.000 Tonnen Müll aus rund zwei Milliarden Kaffeekapseln an. Genauso viel Kapseln will das gerade erst eröffnete Werk eines führenden Kaffeekapselherstellers in Schwerin produzieren. Kaffeekapseln aus Aluminium und Plastik. Holger Preibisch vom Deutschen Kaffeeverband.
    "Daran arbeiten die Kaffeehersteller, dass ihre Kapseln in den Recyclinganlagen identifiziert werden können, und so wiederverwertet werden können. Da gibt es auch bereits Kapseln am Markt, die in die gelbe Tonne kommen können und entsprechend recycelt werden."
    Thomas Fischer bezweifelt das.
    "Wir von der DUH glauben, dass viele Kapseln gar nicht in den gelben Sack kommen, sondern im Restmüll landen."
    Schweiz als Vorreiterrolle in Sachen Kaffeekapsel-Recycling
    Und zwar Aluminiumkapseln, für die erhebliche Mengen an Ressourcen benötigt werden. Aber auch die Kunststoffkapseln sind ein Problem.
    "Viele Kaffeekapseln sind schwarz. Und jeder Experte weiß, dass über sogenannte Infrarotscanner Kunststoffe aussortiert werden in Sortieranlagen. Und diese schwarzen Kunststoffe können mit Infrarottechnik nicht erkannt werden, und gehen direkt in die Verbrennung. Deshalb muss man sagen, auch hier haben die Hersteller einen Fehler gemacht, wenn sie schwarze Kunststoffkapseln anbieten."
    In der Schweiz werden Kaffeekapseln schon gezielt zurückgenommen, was Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe grundsätzlich begrüßt.
    "Wenn das zu höheren Rücklaufmengen führt, dann kann das gut sein. Allerdings macht es dieses Verpackungssystem per se nicht umweltfreundlich".