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Brucia vor 130 Jahren entdeckt
Kamera, Asteroid und eine reiche Amerikanerin

Übermorgen vor 130 Jahren belichtete Max Wolf etliche Minuten lang eine Fotoplatte. Nach dem Entwickeln erkannte er auf dem Bild, dass ein Objekt zu einem kleinen Strich verzerrt war – der Heidelberger Astronom hatte erstmals mit Hilfe der Fotografie einen Asteroiden entdeckt.

Von Dirk Lorenzen |
Wie Brucia aus der Nähe aussieht, weiß niemand – er dürfte ganz grob dem Asteroiden Ida ähneln.
Wie Brucia aus der Nähe aussieht, weiß niemand – er dürfte ganz grob dem Asteroiden Ida ähneln. (Galileo/NASA)
Während der minutenlangen Belichtung einer Fotoplatte hatte Max Wolf sein Teleskop so nachgeführt, dass die Sterne Punkte blieben – trotz der Drehung der Erde. Sterne bilden stets dieselben Muster am Himmel. Asteroiden aber laufen um die Sonne und bewegen sich daher ununterbrochen vor dem Hintergrund der Sterne. Manchmal geschieht das so schnell, dass sie auf einer länger belichteten Aufnahme zu einer kleinen Strichspur werden.

Der erste „fotografierte“ Asteroid 

Bis zur Entdeckung durch Max Wolf hatten die Astronomen die kleinen Körper immer mit dem Auge am Okular eines Teleskops aufgespürt – meist durch Vergleich des Himmelsanblicks im Fernrohr mit Sternkarten. Asteroiden sind darauf nicht eingezeichnet.
Der erste fotografisch aufgespürte Asteroid erhielt den Namen Brucia – aus Dankbarkeit für die amerikanische Astronomie-Förderin Catherine Wolfe Bruce. Sie hatte große Summen für den Kauf von Teleskopen gespendet, etwa an das Observatorium der Harvard-Universität und die Heidelberger Sternwarte auf dem Königstuhl.
Wolfs Fund sorgte für einen starken Anstieg der Entdeckungszahlen. Brucia war der erste „fotografierte“ Asteroid – inzwischen liegt die Zahl bei über 1,1 Millionen! Seit der Pioniertat durch Max Wolf vor 130 Jahren wurde im Schnitt jede Stunde ein Asteroid entdeckt.
Die erste fotografische Entdeckung eines Asteroiden
Max Wolf, ein großer Pionier der Astronomie