
Der Augsburger Eiskanal wird aus dem Wasser des Lech gespeist. Im Gegensatz zu anderen Strecken ist der Eiskanal so gebaut, dass keine elektrischen Pumpen benötigt werden – das Wasser fließt normalerweise ganz von alleine. Wenn denn welches kommt. Jüngst musste der Eiskanal wegen Wassermangels geschlossen werden, kurz vor dem Start der WM.
Thomas Konietzko, Präsident des Welt-Kanu-Verbandes, sagte im Dlf, es sei wohl die erste Weltmeisterschaft, „die wegen der Klimakrise auf der Kippe steht, aber natürlich bei weitem nicht der erste Wettkampf, der von Auswirkungen der Klimakrise betroffen ist.“

„Im Moment sieht alles so aus, als dass die Weltmeisterschaft stattfinden kann“
Ob die WM überhaupt stattfinden könne, sei noch nicht final entschieden. „Also ich glaube, man kann jetzt verhalten optimistisch auf die nächste Woche schauen. Im Moment sieht alles so aus, als dass die Weltmeisterschaft stattfinden kann.“ Die Pegelstände seien zumindest nicht weiter gesunken.
Inzwischen hat die Stadt einen Nebenbach mit Betonpollern so gestaut, dass dem Eiskanal wieder Wasser zuläuft. Das Ökosystem im Kanalsystem von Augsburg werde dadurch aber nicht gestört, hatte die Stadt versichert. Es sei aber trotzdem eine Maßnahme, „die uns weh tut“, so Konietzko.
Alle gemeinsam - Naturschutz, Fischerei und auch Kraftwerksbetreiber - hätten diesem Kompromiss aber zugestimmt. Sport sei in diesem Fall nicht das Wichtigste – das sei auch allen bewusst. Kompromisse könne man deshalb nur bis zu einem vertretbaren Rahmen schließen.

Mehr Herausforderungen für den Sport
„Aber es ist natürlich eine herausfordernde Situation und wir müssen uns tatsächlich auch zukünftig die Frage stellen: Bis zu welchem Punkt wollen wir gehen? Wollen wir darauf bestehen, Wettkämpfe durchzuführen? Und wo müssen wir dann sagen, wir müssen uns den Naturgewalten beugen. Also ich möchte nicht ausschließen, dass in den nächsten Jahren, wenn die Entwicklung so weitergeht, wir noch öfters vor diesen Fragen stehen werden. Wie wir sie dann beantworten, das hängt vom Einzelfall ab.“
Eine Konsequenz könnte sein, dass Wettbewerbe nicht mehr im Hochsommer stattfinden. „Wie denken schon einige Jahre darüber nach, weil wir als Sportart wahrscheinlich einer der besten Seismographen für Veränderungen des Klimas weltweit sind.“ Man habe schon öfter Wettkämpfe absagen oder ins Frühjahr verlegen müssen. „Wir kämpfen mit dieser Herausforderung schon seit einigen Jahren.“
Deshalb müsse man sich an die neuen Bedingungen anpassen. „Wir werden genauer schauen müssen, wo wir Wettbewerbe hin vergeben können.“
Neue Maßnahmen, um mehr CO2 einzusparen
Grundsätzlich wolle man im Kanusport auch mehr darauf achten, den CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten – zum Beispiel auch mit der Auswahl der Wettkampfstätten für die Weltcups, sagt Konietzko. „Wir werden dann nur auf einem Kontinent bleiben und dort die Wettkampfstätten so aussuchen, dass die Wege kurz sind.“
Im Blick sind aber auch andere Maßnahmen, die jedoch nicht immer auf großes Wohlwollen der Sportler treffen. „Zum Beispiel fahren wir - jedes Team für sich - die Boote durch halb Europa, wenn die Wettbewerbe hier sind oder schippern die über den Atlantik. Und wir diskutieren im Moment gerade, Mietboote anzubieten, also das jeder Athlet ein Einheitsboot nehmen muss. Und da gibt es noch einigen Widerstand zu überwinden“, so Konietzko.
„Aber ich glaube, bei unseren Athleten, die täglich auf dem Wasser trainieren und die Veränderungen hautnah auch miterleben, wird die Einsicht immer größer, dass wir mehr tun müssen als das, was wir bisher getan haben.“