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Katholische Kirche
Jahrzehntelanger Kindesmissbrauch durch Priester in Pennsylvania

Über Jahrzehnte hatten Würdenträger der katholischen Kirche Missbrauchsfälle in Gemeinden im US-Staat Pennsylvania vertuscht, wie eine Untersuchung jetzt zeigt. Viele der beschuldigten Priester sind schon gestorben, viele Fälle verjährt. Kritik gibt es am Erzbischof von Washington, Kardinal Donald Wuerl.

Von Jan Bösche | 15.08.2018
    Kardinal Donald Wuerl am Nationalen Tag des Gebets zusammen mit Rabbi Marvin Hier, Pastor Jack Graham und Pastorin Paula White im Rosengarten des Weißen Hauses
    Kardinal Donald Wuerl am Nationalen Tag des Gebets zusammen mit Rabbi Marvin Hier, Pastor Jack Graham und Pastorin Paula White im Rosengarten des Weißen Hauses (imago / Cheriss May)
    Es ist die umfassendste Aufarbeitung von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche, die es in den USA bisher gegeben hat. Die Grand Jury hat die Diözesen im Bundesstaat Pennsylvania untersucht. Sie fand über 300 katholische Priester, die über 1.000 Kinder missbrauchten, seit den 1940er-Jahren. Generalstaatsanwalt Josh Shapiro sagte dem Fernsehsender PBS: "Katholische Priester nutzten ihren Glauben als Waffe, als Mittel für Missbrauch - während Bischöfe, Monsignores, Kardinäle das vertuschten."
    Die Grand Jury stellte fest, das Bischöfe und kirchliche Würdenträger über Jahrzehnte versuchten, die Probleme zu vertuschen. Sie wollten schlechte Schlagzeilen und Schadensersatzansprüche vermeiden. Darum wurden beschuldige Priester unter anderem in sogenannte Behandlungs-Zentren gebracht und anschließend wieder einer Gemeinde zugeteilt. Die Ermittler kamen vielen Fällen auf die Spur, weil sie auf Dokumente der Kirche zurückgreifen konnten: "Sie hatten Dokumente, die nicht nur den Missbrauch genau beschrieben, sondern auch die Vertuschung. Die Arbeit der Bischöfe, diese Priester von Ort zu Ort weiterzureichen, von einer Kirche, in der sie jemanden missbrauchten, in eine andere. Das alles ist in diesen Geheimarchiven dokumentiert."
    Regeln der Kirche haben sich geändert
    Viele Fälle liegen schon lange zurück. Von den über 300 beschuldigen Priestern sind über 100 schon gestorben, andere Fälle sind verjährt. Die Kritik richtet sich darum besonders gegen den heutigen Erzbischof von Washington, Kardinal Donald Wuerl. Er war vorher Bischof in einer der untersuchten Diözesen, in Pittsburgh. Wuerl sagte dem Fernsehsender CBS, sie seien sehr betrübt, dass das passiert sei. Darum hätten sie die Schritte unternommen, damit das nicht weitergehe.
    Der Jesuit Thomas Reese verwies darauf, dass die Grand Jury nur zwei Priester gefunden habe, die in den vergangenen zehn Jahren Kinder missbraucht hätten. Das seien zwei zu viel, aber nicht mehr die Zahlen, die es vor Jahrzehnten gegeben habe. Die Regeln der Kirche hätten sich geändert, sagte Reese: "Jeder, Laien und Priester, die in der Kirche mit Kindern zu tun haben, müssen von der Polizei geprüft werden. Zweitens muss jeder Missbrauchsvorwurf der Polizei gemeldet werden und drittens muss jeder Priester, gegen den es glaubhafte Missbrauchs-Vorwürfe gibt, aus dem Gemeindedienst entfernt werden und es muss eine volle Untersuchung geben."
    Für die Opfer ist das nur ein schwacher Trost. Sie fordern, dass die Verjährung für Missbrauch aufgehoben wird, um auch ältere Fälle strafrechtlich verfolgen zu können. Manche zeigten sich erleichtert, dass ihre Peiniger jetzt klar benannt wurden, so wie Shaun Daughtery: Er sei jetzt frei, absolut frei.