Sonntag, 05. Mai 2024

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Kernziele zum Schutz der Biodiversität
Mehr wirksame Schutzgebiete an Land und im Meer

Den Zahlen zufolge wurde das Aichi-Ziel 11 erreicht: Mehr als 17 Prozent der Landfläche und zehn Prozent der Meeresfläche stehen unter Schutz. Doch nicht überall, wo Schutz draufsteht, ist auch Schutz drin. Die Gebietsauswahl, das Management und die Artenabdeckung sind verbesserungswürdig.

11.10.2021
Fluken heben sich im Abendrot aus dem Wasser vor nordischer Küstenlandschaft
Es gibt heute sehr viel mehr Wale als noch vor 50 Jahren, sagen Forscher (picture alliance / blickwinkel/McPHOTO/A. Volz | McPHOTO/A. Volz)
Im Jahr 2010 wurden im japanischen Nagoya die so genannten Aichi-Ziele zum weltweiten Schutz der Artenvielfalt formuliert. Diese Kernziele zum Schutz der Biodiversität sollten bis 2020 erreicht werden. Manchen dieser Vorgaben ist die Menschheit ein wenig nähergekommen, die meisten wurden klar verfehlt. Darüber diskutieren Experten ab Oktober 2021 im chinesischen Kunming beim 15. Weltbiodiversitätsgipfel (COP15).

Verlorene Vielfalt: Wunsch und Wirklichkeit beim Artenschutz

In unserer Reihe "Verlorene Vielfalt: Wunsch und Wirklichkeit beim Artenschutz" stellen wir ausgewählte Ziele dar und ziehen Bilanz.
Kernziel 4: Ressourcenverbrauch beschränken
Kernziel 5: Regenwaldrodungen stoppen, Flächenfraß eindämmen
Kernziel 6: Überfischung vermeiden, marine Ökosysteme schützen
Kernziel 8: Nitratbelastung senken, Pestizideinsatz verringern
Kernziel 9: Invasive Arten kontrollieren
Kernziel 10: Korallenriffe schützen
Kernziel 11: Mehr wirksame Schutzgebiete an Land und im Meer
Kernziele 12+13: Artensterben stoppen, Biodiversität erhalten
Kernziel 15: Wüstenbildung bekämpfen
Kernziel 18: Bedürfnisse indigener Gruppen schützen

Viele terrestrische und marine Flächen tragen erheblich zum Erhalt der weltweiten Artenvielfalt bei. Ziel 11 lautete deshalb:
Aichi-Ziel 11: "Bis 2020 sind mindestens 17 Prozent der Land- und Binnenwassergebiete und 10 Prozent der Küsten- und Meeresgebiete, insbesondere Gebiete von besonderer Bedeutung für die biologische Vielfalt und für die Ökosystemleistungen, durch effektiv und gerecht gemanagte ökologisch repräsentative und gut vernetzte Schutzgebietssysteme und andere wirksame gebietsbezogene Erhaltungsmaßnahmen geschützt und in die umgebende (terrestrische/marine) Landschaft integriert."
Aichi-Ziel 11 - Bilanz: Zahl der weltweiten Schutzgebiete nimmt vor allem auf dem Meer deutlich zu
Den Zahlen zufolge wurde das Aichi-Ziel 11 erreicht: Mehr als 17 Prozent der Landfläche und zehn Prozent der Meeresfläche stehen unter Schutz. Und viele dieser Gebiete tragen erheblich zum Erhalt der weltweiten Artenvielfalt bei.
Ohne die Schutzgebiete, so steht es im globalen Biodiversitätsreport, wäre die Anzahl der ausgestorbenen Vogel- und Säugetierarten zwei- bis viermal so hoch gewesen. Es gibt heute beispielsweise sehr viel mehr Wale als noch vor 50 Jahren, sagen Forscher.
Diese Statistik zeigt die Anzahl der Biosphärenreservate weltweit nach ausgewählten Ländern (Stand: 2021). Demnach hatte Mexiko im genannten Jahr 41 Biosphärenreservate.
Ein Schwarm Schwalbenschwänze (Chromis amboinensis) im Indischen Ozean, Malediven.
Ein Plan für den Schutz der Meere
Wenn es um Schutzräume für mehr Artenvielfalt geht, dann sind Konflikte vorprogrammiert. Doch eine Studie kommt jetzt zu dem Schluss: Selbst im Ozean, wo die Fischer um ihre Pfründe fürchten, wäre eine starke Ausweitung der Schutzgebiete möglich - wobei die Fangmengen sogar noch steigen könnten.
Dennoch gilt Ziel Nummer 11 als nur "teilweise erreicht". Nicht überall, wo Schutz draufsteht, ist auch Schutz drin. Das zeigen die zunehmende Aussterberate und abnehmende Populationen auch bei Arten, für deren Erhalt es Schutzzonen gibt. Die Gebietsauswahl, das Management und die Artenabdeckung sind verbesserungswürdig.
Meeresschutzgebiete haben Experten zufolge oft relativ laxe Schutzbestimmungen, oder deren Einhaltung wird nicht gut genug überprüft. In Europa beispielsweise würden viele Meeresschutzgebiete immer noch stark befischt.
Ausblick
Bei der kommenden UN-Verhandlung zur Biodiversität sollen 30 Prozent der weltweiten Fläche unter Schutz gestellt werden. Damit diese Gebiete nicht weitere Papiertiger werden, müssten dann auch mehr Flächen tatsächlich ganz der Natur überlassen werden, meint Jonas Geldmann von der Universität Kopenhagen. Zudem müsste man Ökosysteme aktiv wieder aufbauen und Arten wiederansiedeln.
Quellen: Tomma Schröder, Statista, og