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Kindesmissbrauch in Pennsylvania
"An die Ursachen will die Kirche nicht heran"

Mehr als 1.000 Kinder wurden im US-Staat Pennsylvania Opfer sexueller Gewalt, die Täter sind katholische Geistliche. So steht es in einem neuen Untersuchungsbericht. Der Generalstaatsanwalt spricht von systematischer Vertuschung. Warum ändert sich das System nicht?

Gerald Beyrodt im Kollegengespräch mit Christiane Florin | 15.08.2018
    Ein Priester mit einem Teddybären, der Verbände einem Arm und einem Bein trägt
    Symbol für Missbrauch in der katholischen Kirche (imago stock&people/blickwinkel)
    Das Muster wiederholt sich: Jahrzehntelang werden Missbrauchsfälle vertuscht. Dann, wenn die meisten Taten verjährt sind, erscheint ein Untersuchungsbericht, den Bischöfe mit Bestürzung zur Kenntnis nehmen.
    Gestern veröffentlichte ein Geschworenengremium in Pennsylvania das Ergebnis einer Recherche. Demnach wurden seit den 1940er-Jahren eintausend Kinder von 300 katholischen Priestern missbraucht. Die Geistlichen seien meist in andere Gemeinden versetzt worden. Die neuen Fälle aus den USA erinnern an den Kino-Film "Spotlight", der sich mit der katholischen Kirche in Boston beschäftigte.
    Systemische Ursachen
    "Man kann nicht übersehen, dass es für die Taten und für die Vertuschung systemische Ursachen gibt", sagte Dlf-Redakteurin Christiane Florin im Kollegengespräch. Es trage nichts zur Aufklärung bei, wenn darauf verwiesen werde, dass sexuelle Gewalt gegen Kinder auch in Familien und Sportvereinen vorkommen.
    Alle Studien aus den USA, Australien und Deutschland zeigten, dass es auch spezifisch institutionelle, spezifisch katholische Ursachen gebe: vor allem das Verhältnis zur Sexualität, das überhöhte Amtsverständnis und der Korpsgeist der Geistlichkeit. "Es nützt nichts Bericht auf Bericht zu veröffentlichen und die Ergebnisse zur Kenntnis zu nehmen, wenn sich die katholische Kirche nicht diesen systemischen Ursachen stellt", so Florin.