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Klimagipfel
Anpassung an Klimawandel wird teuer

Seit einer Woche berät die internationale Staatengemeinschaft in Perus Hauptstadt Lima über das weltweite Klima. Das Hauptthema ist ein weltumspannendes Klimaabkommen. Gewillt sind viele Staaten, aber die Finanzierung ist noch unklar.

06.12.2014
    700 Kinder bilden die Form eines Baumes, über dem steht: "Die Welt, die wir wollen" am Strand von Lima, Peru. Hier findet der UN Klimagipfel statt.
    700 Kinder bilden die Form eines Baumes, über dem steht: "Die Welt, die wir wollen" am Strand von Lima, Peru. Hier findet der UN Klimagipfel statt. (imago/Xinhua)
    Auch knapp eine Woche nach Verhandlungsbeginn hält die positive Grundstimmung beim Klimagipfel in Lima an. Entscheidungen gibt es noch nicht, doch die deutsche Unterhändlerin Nicole Wilke gibt sich optimistisch.
    "Ich sehe schon auch an der Art, wie die Staaten intervenieren, dass wir uns deutlich in Richtung auf ein positives Ergebnis hier hinbewegen."
    Die Konferenz in Lima soll einen ersten Entwurf für ein weltumspannendes Klimaabkommen liefern, abgeschlossen werden soll es nächstes Jahr bei einem weiteren Gipfel in Paris. Was indem Abkommen stehen wird, darüber gehen die Meinungen auseinander, vor allem zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Das Protokoll von Paris soll für alle großen Emittenten von Treibhausgasen Ziele enthalten, was sie sich genau vornehmen, entscheiden die Staaten selber. Nötig sind jedoch gemeinsame Standards und Maßstäbe etwa für Emissionsminderungen, sie müssen noch ausgehandelt werden. Japans Unterhändler Hideaki Mitsukoshi rechnet damit, dass solche Fragen den Klimagipfel bis zum Schluss beschäftigen werden.
    Entwicklungsländer fordern Finanzhilfen
    "Es kann sein, dass wir darüber bis zur letzten Minute sprechen werden, doch ich hoffe, es wird nicht zu lange dauern."
    Entwicklungsländer wollen auch Finanzhilfen und die Anpassung an den Klimawandel in den Zusagen der Industrieländer berücksichtigt sehen, doch dies ist umstritten.
    Für die Europäische Union versucht deren Unterhändlerin Elina Bardram die Befürchtungen der Entwicklungsländer zu zerstreuen: Die EU stehe zu ihren Finanzzusagen, unabhängig davon, wo sie in einem neuen Klimavertrag stehen. Und Anpassung an den Klimawandel sei auch für Europa wichtig.
    "Auch Europa leidet unter den Folgen des Klimawandels. Wir haben eine eigene Strategie zur Anpassung. Wir versuchen also auch, mit den bereits bestehende Konsequenzen des Klimawandels klarzukommen."
    Studie: Kosten für Anpassungsstrategien werden höher als erwartet sein
    Einer neuen Studie des UN-Umweltprogramms UNEP zufolge könnte die Anpassung wesentlich teurer werden als bisher gedacht. Die Kosten könnten zwei bis drei Mal so hoch liegen wie die 70 bis 100 Milliarden Dollar jährlich, die bisher meist genannt würden, sagte die Mitautorin Anne Olhoff.
    "Die meisten Schätzungen berücksichtigen nur einen Teil der betreffenden Risiken. Das gilt auch für den Bericht des Weltklimarats. Und sie haben wenig realistische Annahmen darüber, was es kostet, wenn die Anpassung tatsächlich umgesetzt wird."
    Das Geld wird etwa für den Bau von Deichen gegen den steigenden Meeresspiegel verwendet, für die Umstellung der Landwirtschaft auf weniger temperaturanfällige Sorten oder für die Umsiedlung von Menschen, die durch die Erwärmung ihre Lebensgrundlage verlieren, wenn ihre Heimat zur Wüste wird. Bei der Anpassung an den Klimawandel komme es häufig auf Dinge an, die sich nicht in Geld ausdrücken lassen, sagt Salemuul Huq vom internationalen Zentrum für Klimawandel und Entwicklung in Bangladesch, einer der Autoren.
    "Die Schaffung von Wissen und Fähigkeiten ist ein sehr wichtiges Element und hat nichts mit Geld zu tun. Dies hat etwas damit zu tun, was vor Ort passiert."
    Die deutsche Unterhändlerin Nicole Wilke hält die Meinungsverschiedenheiten zum Thema Finanzen für lösbar – und auch die Empfängerländer müssten ihren Beitrag dazu leisten, dass das Geld tatsächlich der Bewältigung des Klimawandels nützt.
    "Ich glaube, dass wir hier insgesamt einen guten Rahmen haben, mit dem wir im Finanzbereich auch vorangehen können, und es ist wichtig, dass im Bereich Finanzierung auch die Rahmenbedingungen in den Staaten geschaffen werden, sodass sie dann die Gelder, die ihnen zufließen auch tatsächlich in konkrete Projekte umsetzen können.