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Klimagipfel
Der Optimismus überwiegt

Die Klimakonferenz in Lima soll die Vorlage bringen für ein weltweites Klimaabkommen. Nach der ersten Woche haben sich die Aussichten auf eine ehrgeizige Vereinbarung verbessert, doch viele Fragen sind nach wie vor offen - und einige Punkte sorgen für viel Zündstoff.

Von Georg Ehring | 07.12.2014
    700 Kinder bilden die Form eines Baumes, über dem steht: "Die Welt, die wir wollen" am Strand von Lima, Peru. Hier findet der UN Klimagipfel statt.
    Eine Umwelt-Demonstration am Strand des Gipfelortes Lima. (imago/Xinhua)
    Wieder ein Taifun und wieder trifft er die Philippinen – zum Glück nicht ganz so schwer wie der Supertaifun vor einem Jahr. Die Häufung schwerer Wirbelstürme in seinem Land hat mit dem Klimawandel zu tun, da ist sich der philippinische Klima-Aktivist Voltaire Alfarez sicher: "Das ist nur eine Folge der Erwärmung der Erdatmosphäre um 0,85 Grad. Wie viel mehr wird eine Erwärmung um eineinhalb, zwei, drei oder gar vier Grad anrichten? Die Zeiten werden wirklich schwer für die Philippinen und andere Länder in der Welt."
    Ein ehrgeiziges Klimaabkommen wäre für Voltaire Alfarez die beste Solidarität mit seinem Land und die Aussichten dafür haben sich verbessert. Am Ende der ersten Gipfelwoche überwiegt der Optimismus bei vielen Delegierten. Sven Harmeling von der Hilfsorganisation Care: "Wenn man das vergleicht mit anderen Konferenzen, ist die erste Woche einigermaßen gut gestartet, es gab ja im Vorfeld einige wichtige Impulse durch die neuen Finanzierungen durch den sogenannten Green Climate Fund, durch die Ankündigungen von den USA und China. Das hat zumindest einige Impulse gesetzt."
    Der Grüne Fonds für das Klima soll Entwicklungsländer beim Klimaschutz unterstützen, er ist jetzt mit fast zehn Milliarden Dollar Anfangsfinanzierung ausgestattet. Die USA und China hatten sich vor wenigen Wochen gemeinsam eigene Ziele im Klimaschutz gesetzt, ebenso die Europäische Union. Bis Ende März sollen alle großen Emittenten von Treibhausgasen ihre Pläne vorlegen, weitere Ankündigungen dürften also folgen.
    Vorlage für ein weltweites Klimaabkommen
    In der ersten Woche haben die Fach-Unterhändler sich vor allem um technische Fragen gekümmert, in der nächsten Woche sollen die zuständigen Minister die strittigen politischen Fragen klären. Für Deutschland wird Bundesumweltministerin Barbara Hendricks nach Lima reisen. Sie wird sich nicht langweilen, da ist sich die deutsche Unterhändlerin Nicole Wilke sicher: "Das ist im Moment noch ein bisschen schwer zu sagen, was konkret für die Minister überbleiben wird zu verhandeln, aber ich bin mir sicher, so wie ich Klimaverhandlungen kenne, es wird genug für die Minister übrig bleiben."
    Die Konferenz in Lima könnte die Vorlage zustande bringen für ein weltweites Klimaabkommen im nächsten Jahr in Paris. Doch, ob dieses Abkommen ehrgeizig genug wird, um den Klimawandel auch deutlich zu bremsen, ist eine andere Frage. Sven Harmeling: "Es geht hier um ganz viel. Es geht nicht nur darum, dazustehen und am Ende zu sagen: Wir haben was vereinbart, sondern wir müssen wirklich viel ambitionierter an die ganze Sache Klimaschutz und Klimapolitik herangehen."
    Hoffen auf ein Abkommen: die Generalsekretärin des UN-Klimaschutzsekretariats (UNFCCC) Christiana Figueres (l.) und Perus Umweltminister Manuel Pulgar Vidal (r.)
    Generalsekretärin des UN-Klimaschutzsekretariats (UNFCCC) Christiana Figueres (l.) und Perus Umweltminister Manuel Pulgar Vidal (r.) (picture-alliance / dpa / Paolo Aguilar)
    Besonders viel Zündstoff
    Kern des Abkommens sollen freiwillige Klima-Zusagen der einzelnen Staaten sein. Die Staatengemeinschaft soll eigentlich auch vorab prüfen, ob die Ziele den Möglichkeiten des Landes entsprechen. Manche Länder, vor allem China, wollen dieses Verfahren allerdings anscheinend wieder streichen. Die Diskussion darüber dürfte für besonders viel Zündstoff sorgen, erwartet Sven Harmeling: "Wenn wir da nicht die Kriterien richtig haben, dann sind wir im nächsten Jahr in einer Situation, wo jeder macht, was er will und wir keine Möglichkeit haben, dann zu gucken: Reicht das eigentlich alles?"
    Die meisten der knapp 200 Teilnehmerländer schicken ihre Umweltminister nach Lima und sie werden auch noch einmal intensiv über das Thema Geld reden müssen. Entwicklungsländer verlangen einen glaubwürdigen Plan, bis Ende des Jahrzehnts jährlich 100 Milliarden Dollar für Klimaschutz in der Dritten Welt zu mobilisieren. Tasneen Essop vom World Wide Fund for Nature: "Der Kampf geht vor allem um die Frage, ob das Abkommen von Paris nur die Verringerung des Klimawandels regelt, oder ob es einen ausgewogenen und zusammenhängenden Ansatz bekommt, der auch Dinge wie die Anpassung an den Klimawandel, Finanzhilfen für Entwicklungsländer und Ersatz von durch den Klimawandel hervorgerufenen Schäden umfasst."