Musik aus Schlesien, Bilder mit idyllischen Landschaften und Feierstimmung: Am Vormittag wurde der Klimagipfel in Kattowitz offiziell eröffnet. Der heutige Tag steht im Zeichen von Reden von etwa zwei Dutzend Staats- und Regierungschefs. Die Rednerliste ist allerdings nicht besonders prominent besetzt: Aus der EU sprechen unter anderem Österreichs Präsident Alexander van der Bellen und Pedro Sanchez, der Ministerpräsident Spaniens. Die polnische Präsidentschaft der Konferenz verspricht sich vom Auftritt der Staatschefs trotzdem Rückenwind für einen erfolgreichen Verlauf. Zu Beginn redete Frank Bainimarama, der Staatschef der Fiji-Inseln und Leiter der Klimakonferenz im vergangenen Jahr in Bonn den Delegierten ins Gewissen.
"Die Wissenschaft hat uns klargemacht, dass sich das Fenster der Möglichkeit, noch gegenzusteuern, sehr schnell schließt. Die Zeit verrinnt und wir müssen uns schnell bewegen, um die Erderwärmung noch auf 1,5 Grad verglichen mit dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen."
Strittige Fragen
In den nächsten zwei Wochen geht es vor allem darum, aus dem Pariser Abkommen ein Regelwerk mit klaren Vorschriften zu machen, das es allen Staaten ermöglicht, die Anstrengungen der jeweils anderen Seiten im Klimaschutz nachvollziehbar zu machen. Das "Regelbuch zum Pariser Abkommen" wird weit über 100 Seiten umfassen. Viele Fragen sind noch strittig. Helmut Hojeski, der Leiter der österreichischen Delegation, formulierte für die Europäische Union diese Anforderungen:
"Die Regeln müssen ambitioniert und klar sein, das ist wichtig. Sie müssen alle Bereiche umfassen, also Verringerung der Emissionen, Finanzierung des Klimaschutzes und Anpassung. Sie müssen aber auch flexibel sein, um die unterschiedlichen Startvoraussetzungen und Fähigkeiten der einzelnen Länder zu berücksichtigen."
Die EU setzt in Kattowitz stark auf die Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern, die von den Industrieländern mehr Anstrengungen im Klimaschutz fordern. Gerd Müller, der deutsche Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, stellte eine Kooperation der Bundesregierung mit etwa 70 Unternehmen vor. Sie verpflichten sich zu weitgehend klimaneutralem Wirtschaften und wollen unvermeidliche Emissionen durch Projekte in Entwicklungsländern kompensieren, unter anderem in Afrika. Gerd Müller:
"Die Industrieländer, zehn Prozent der Weltbevölkerung, sind für 50 Prozent der Emissionen verantwortlich. Wir Deutschen stoßen pro Kopf zehn Tonnen Treibhausgase aus, in Somalia liegt dieser Satz bei 0,1, oder in Äthiopien. Und die ärmsten Länder der Welt sind am meisten betroffen, von Dürre, von Hitze, von Armut und von Tod."
Debatte um Kohle
Polen ist zum dritten Mal Gastgeber einer UN-Klimakonferenz. Die Regierung setzt nach wie vor auf die Kohle, auch die Wahl des Konferenzorts im Kohlerevier Oberschlesien belegt dies. Christoph Bals von der umwelt- und entwicklungspolitischen Organisation "Germanwatch" setzt trotzdem einige Hoffnungen auf den Gastgeber:
"Polen hat ein Interesse daran, auch die Debatte ins eigene Land hineinzutragen, um zu schauen, wie eine Transformation, eine gerechte Transformation, die auch die Interessen derer, die davon betroffen sind, im Blick hat, vorangetrieben werden kann."
Womit Polen vielleicht vor ähnlichen Auseinandersetzungen steht wie zur Zeit Deutschland mit der Debatte um den Ausstieg aus der Braunkohle. Die Konferenz ist bis zum übernächsten Freitag terminiert. Angesichts der schwierigen Fragen, die zur Debatte stehen, ist eine Verlängerung ins Wochenende zu erwarten.