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Klimaschutz 2014
Weiteres Ringen um die Klimaziele

Der Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid steigt weiter, der Schutz des Klimas ist trotzdem weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden. Doch das könnte sich in diesem Jahr ändern.

Von Georg Ehring | 03.01.2014
    Wenn eine Veranstaltung die Nerven von Diplomaten wirklich strapaziert hat, dann sprechen sie oft von einem Ereignis, das "nicht vergnügungssteuerpflichtig" war. Der deutsche Chefunterhändler Carsten Sach drückte sich unmittelbar nach Abschluss des Klimagipfels von Warschau im November vorigen Jahres deutlicher aus.
    "Die Stimmung war bis drei Uhr grauenvoll. Das muss man schon sagen, also es war schon sehr zäh."
    Immerhin, die Konferenz brachte etwas mehr Klarheit darüber, wie die Staatengemeinschaft bis Ende 2015 bei einem Gipfel in Paris einen weltweit geltenden Vertrag über den Klimaschutz zustande bringen will – und die Unterhändler können sich noch auf einige schlaflose Nächte einstellen.
    "Wir haben einen Fahrplan nach Paris. Den hätten wir uns klarer vorgestellt. Wir hätten ihn uns auch ambitionierter vorgestellt. Aber es ist wichtig, dass wir einen Fahrplan haben, dass wir die Verpflichtung aller Staaten haben, jetzt bis zum Frühjahr 2015 ihre Beiträge vorzulegen."
    Nach dem gescheiterten Gipfel von Kopenhagen Ende 2009 war der Klimawandel immer weiter aus den Schlagzeilen verschwunden, doch das soll sich bald ändern. In diesem und im nächsten Jahr stehen Entscheidungen über konkrete Klimaziele für die nächsten Dekaden an. Die Frage ist, welches Land und welcher Staatenblock die Emission von Treibhausgasen wie stark zurückführt.
    Die Europäische Union will ihre Pläne für den Klimaschutz bis zum Jahr 2030 schon im ersten Quartal dieses Jahres schmieden. Für andere Staaten könnte es im September so weit sein. Dann soll ein Gipfel von Staats- und Regierungschefs sowie Vertretern von Wirtschaft und Zivilgesellschaft in New York über den Klimaschutz beraten - auf Einladung von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon.
    "Ich rufe Sie alle auf, zu kommen, mutige und neue Zusagen mitzubringen und vor allem zu handeln. Wir brauchen kühne politische Führung in dieser Zeit der Entscheidung. Ich fordere Sie auf, auch an das zu denken, was Sie der Nachwelt hinterlassen. Planen Sie nicht nur für Ihr Land, sondern auch für Ihren Nachbarn und dessen Nachbarn und bauen Sie nicht nur für heute, sondern auch für Ihre Kinder und für deren Kinder."
    Deutlich mehr Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten könnten die Regierungen schon mitbringen und sie müssen es auch, wenn sie die Erderwärmung bremsen wollen. Die Emission von Treibhausgasen wie Kohlendioxid steigt nach wie vor steil an. Es gibt jedoch auch Erfolge, vor allem beim Ausbau erneuerbarer Energien.
    Viele Staaten haben sich bei ihren verbindlichen Klimazielen so zurückgehalten, dass sie sie in der Realität vorzeitig erfüllen – mehr Ehrgeiz wäre also gar nicht so schwer. Dies gilt für so wichtige Blöcke wie China, die USA und die Europäische Union, die bereits heute rund ein Fünftel weniger an Treibhausgasen ausstößt als 1990. Versprochen war dies erst für 2020.
    Der Klimawandel selbst wartet nicht auf die Ergebnisse der Unterhändler, dies haben im vergangenen Jahr Wetterextreme wie der Supertaifun Hayan auf den Philippinen gezeigt. Entwicklungsländer gehören seit Jahren zu den Staaten, die beim Klimaschutz konkrete Ergebnisse und mehr Ehrgeiz fordern. Im Dezember 2014 findet in Lima, der Hauptstadt Perus, der 20. Klimagipfel seit 1995 statt. Yeb Sano, der Chefunterhändler der Philippinen beim vergangenen Gipfel in Warschau, will sich nicht mehr vertrösten lassen.
    "Mein Land weigert sich, zu akzeptieren, dass ein 30. oder ein 40. Klimagipfel nötig sein wird, bevor wir den Klimawandel in den Griff bekommen."