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Kniebeschwerden
Mit Physiotherapie das Gelenk stabilisieren

Das beste Mittel gegen vorzeitigen Knieverschleiß ist regelmäßige Bewegung. Doch wenn das Knie erst schmerzt, reagieren Patienten meist mit der Schonung des Gelenks. Genau das kann die Probleme aber noch verschlimmern. Welche Bewegungen helfen, wenn das Knie bereits weh tut, kann ein Physiotherapeut erklären.

Von Thomas Liesen | 03.11.2015
    Ein Mann hält sein Knie.
    Knieschmerzen können bedeuten, dass der Knorpel verschlissen ist. (imago/stock&people)
    Claudia Hormann hat Schmerzen im rechten Knie. Und das schon seit mehr als zwanzig Jahren. "Wenn ich Treppen gelaufen bin, dann sagte mein Sohn: Warum gehst du so komisch? Und es war, weil ich am Knie Schmerzen hatte und da ist das schon diagnostiziert worden - da war ich so ungefähr 40 - dass ich da Arthrose habe." Sie hofft nun, dass ihr eine Physiotherapie helfen kann. Denn eines möchte sie so lange es geht vermeiden: eine Knieoperation.
    "Vielleicht können sie sich mal kurz hinstellen. Bleiben sie bitte ganz locker stehen." Karl Patyn leitet eine Praxis in Köln. Zunächst möchte er herausbekommen, wie weit die Arthrose fortgeschritten ist. "Ich drücke jetzt mal von vorne auf ihr rechtes Knie. Tut das weh, wenn ich da drücke? Gut, dann bitte mal hinlegen auf den Rücken."
    Es fällt nun auf, dass Claudia Hormann mit ihrer Kniekehle nicht die Liege berühren kann. Denn als Reaktion auf den Schmerz hält sie das Knie meist leicht gebeugt. "Wenn man mit einem gebeugten Knie steht, passt die Muskulatur sich an. Das heißt, die braucht nicht mehr ihre volle Länge und verkürzt mit der Zeit. – Ich mache ein bisschen Traktion am Bein und versuche jetzt – nicht erschrecken, es wird ein bisschen Druck – diese Gleitbewegung nach hinten durchzuführen. Ist das schmerzhaft? Sie merken, da ist noch Möglichkeit."
    Auch Kraft ist wichtig
    Das Gelenk soll wieder seinen kompletten Bewegungsradius zurückbekommt, das ist wichtig, damit der angegriffene Gelenkknorpel großflächiger und nicht mehr punktuell belastet wird. Jetzt prüft Karl Patyn die Beinmuskulatur. Offenbar ist der Oberschenkelmuskel, der für die Beinstreckung zuständig ist, schon deutlich geschwächt. "Den müssen wir auf jeden Fall ein bisschen auftrainieren. Kraft ist ein wichtiger Faktor, der zweite ist die Koordination. Muskeln müssen ja zusammenarbeiten. Wenn ich anspanne auf der einen Seite, muss ich locker lassen, auf der anderen Seite."
    Doch bei Kniepatienten, die ihr Gelenk dauernd schonen, leidet neben der Muskelkraft auch die Bewegungskoordination. Folge: keine gleichmäßigen, gut geführten Bewegungen mehr, sondern das Knie "eiert" unkontrolliert, der Knorpel wird einseitig belastet.
    "Dann stellen sie sich aufs linke Bein jetzt, machen wieder eine leichte Beugung im Knie und versuchen jetzt quasi in Zeitlupe, einen Schritt nach vorne und einen Schritt nach hinten zu machen. Links halten und jetzt mal einen Schritt nach vorne bitte. Eine Übung, die sie zuhause machen können." Claudia Hormann bekommt nun noch den Rat mit, diese Übung möglichst täglich zu wiederholen, dann ist die Physiotherapie für heute zu Ende.
    "Dann wünsche ich ihnen einen guten Start!"
    "Dankeschön Herr Patyn. Vielen Dank und Wiedersehen."