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Konjunkturabkühlung in China lastet auf SAP

Das verlangsamte Wirtschaftswachstum in China fordert von SAP Tribut. Der weltweit größte Entwickler von Firmen-Software schraubte seine Umsatzerwartungen für dieses Jahr zurück. Die "herausfordernde Situation" in Asien bekam auch der IT-Dienstleister IBM zu spüren.

Von Michael Braun |
    SAP ist nicht allein. Europas größte Softwareschmiede hat seine Umsatzprognose heute gesenkt. Die Produkt- und Serviceumsätze würden in diesem Jahr nur noch um zehn Prozent steigen. Bisher waren bis zu 13 Prozent geplant.

    Ähnlich der weltgrößte Halbleiter-Hersteller: Intel erwartet statt leicht steigender nur noch stagnierende Umsätze. Der weltgrößte Netzwerkausrüster Ericsson aus Schweden hat im abgelaufenen Vierteljahr bei Gewinn und Umsatz die Erwartungen der Analysten klar verfehlt.

    Oft lag es am nachlassenden Wachstum in China. Der Co-Vorstand von SAP, Jim Hagemann Snabe, sagte heute im Sender CNBC, das Asiengeschäft sei sehr herausfordernd:

    "The situation in Asia is challenging.”"

    Denn wenn China schwächer wachse, nähmen auch die Technologieinvestitionen in Australien, Neuseeland und Japan ab. Das seien alles Länder, die bei ihrem Wachstum stark auf China setzten.

    Der IT-Dienstleister IBM hob sich positiv vom Rest der schwächelnden
    Technologiebranche ab. Dank Einsparungen und gut laufender Softwareprodukte erhöhte der US-Konzern in der Nacht zu Donnerstag seine Jahresziele. Trotz der Schwierigkeiten in China und Australien stieg der Gewinn im zweiten Quartal um drei Prozent. Analysten wie Christoph Schmidt von NMF Vermögensverwalter waren voll des Lobes:

    ""Brillant. Wenn man sich die letzten 20 Jahre anschaut: So ein Großkonzern, der so festgefahren war in den Strukturen Anfang der 90er, hat einen Wandel hingelegt, der beispiellos ist. Man hat sehr früh erkannt, auf welche neuen Märkte man setzen muss, auf welche neuen Produkte. Und es ist auch ein ganz anderes Denken in diesem Unternehmen, was einfach zu mehr Innovation führt und zu viel schnelleren Entscheidungen und Dynamik."

    Der finnische Mobiltelefonhersteller Nokia setzt große Hoffnungen auf sein gerade vorgestelltes Smartphone Lumia 1020. Das, kündigte Vorstand Stephen Elop vor wenigen Tagen an, werde bald nicht nur in Amerika verkauft:

    "The Nokia Lumia 1020 is expected to arrive this quarter in China and key european markets and latin-american markets.”"

    Das ist nötig. Denn im zweiten Quartal brach der Umsatz bei Nokia wieder mal ein, um fast ein Viertel auf 5,7 Milliarden Euro. Nur der Absatz der Smartphone-Reihe Lumia zog im Vergleich zum Vorquartal um 32 Prozent an. Allerdings hatten Experten auch hier mit einem besseren Wert gerechnet.

    Ob Nokia nachhaltig ins Geschäft zurückkommt, ist offen. Intel stehe ähnlich abseits, meint Vermögensverwalter Schmidt:

    ""Man kann sich an einer Hand abzählen, wie viel Smartphones es gibt, die mit Intel-Chips betrieben werden: ein verschwindend geringer Anteil. Ich weiß nicht, ob es ihnen noch gelingen wird, dort größer Fuß zu fassen."

    Immerhin: Samsung verkauft erstmals einige seiner Android-Tablets mit Intel-Prozessoren. Dabei ist auch das Galaxy Tab 3, das direkt mit dem iPad von Apple konkurriert.

    SAP will mit Mietsoftware in ausgelagerten Rechnern, in der Cloud, wachsen. Datensicherheit, auch gegenüber Schnüffeleien von Geheimdiensten, so Co-Vorstand Hagemann Snabe, könne SAP sicherstellen:

    "Yes, we can."

    Die Idee des SAP-Mitgründers Hasso Plattner, SAP-Produkte ähnlich wie Apple in Shops zu zeigen, also näher an den Endkunden heranzurücken, findet der Technologieexperte Schmidt eher lächerlich:

    "Automobilhersteller haben das, um ihre Autos zu zeigen, aber was möchte ich für Software sehen. Da sieht man vielleicht nur irgendwelche Boxen und irgendwelche Beschreibungen. Aber es fehlt einfach das Produkt, was man präsentieren kann. Und die Kundschaft ist nun mal nicht der Privatkunde."

    SAP will weiter Firmenkunden bedienen, aber mit denen näher an den Endkunden ran. Software soll über Sensoren in Haushaltsgeräten den Stromverbrauch steuern. Vorstellbar auch die intelligente Vernetzung des Autos, das dann einen Parkplatz sucht oder ein Hotelzimmer zur Buchung vorschlägt.