Zuerst summte sie nur in Südostasien, doch inzwischen sticht die Tigermücke auch in Afrika, Nord- und Südamerika und Europa zu. Die schwarz-weiß gezeichnete Stechmücke lebt seit Jahren in Deutschland und wird wohl auch hier bleiben, meint Prof. Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe vom Bernhard-Nocht Institut für Tropenmedizin in Hamburg.
"Sie ist schon etabliert, also sie wird jetzt immer hier bleiben. Was wir jetzt nur mit sehr großem Aufwand schaffen können, ist sozusagen die Ausbreitung verlangsamen. Ganz wegbekommen wird man sie wahrscheinlich nicht, es sei denn man entwickelt wirklich neue Verfahren, um sie letztendlich eradizieren zu können. Davon sind wir noch weit entfernt."
Mücken können Viren übertragen
Die Tigermücke kann verschiedene Viren auf den Menschen übertragen, die dann Krankheiten auslösen wie zum Beispiel Denguefieber, Chikungunya-Fieber, West-Nil-Fieber oder eine Zika-Infektion. Krankheiten, die zwar in der Regel nicht tödlich, aber häufig genug schwer verlaufen. Bisher wurde in Deutschland keine dieser Krankheiten durch einen Tigermückenstich ausgelöst - doch das muss nicht so bleiben, meint Jonas Schmidt-Chanasit.
"Wir weisen sie vermehrt nach in Gebieten, wo sie bisher nicht gewesen ist, zum Beispiel in Jena oder auch im Ruhrgebiet. Also sie breitet sich immer weiter aus und könnte potenziell eben eine ganze Reihe von verschiedenen tropischen Viren übertragen."
Hauptrisikozeit Spätsommer
Wenn einmal, auch in Deutschland Tigermücken tropische Viren übertragen, dann steigt hier die Gefahr für Dengue, Chikungunya und Co. Deswegen wird die schwarz-weiße Stechmücke in Deutschland eng überwacht, erklärt Jonas Schmidt-Chanasit. Sie werden gefangen und auf Viren untersucht.
"Die Tigermückenpopulation ist noch negativ, das kann sich aber noch jeden Monat ändern. Und Hauptrisikozeit wäre immer der Spätsommer."
Noch ist in Deutschland ein Stich der Tigermücke zwar unangenehm, aber er macht nicht krank. In einigen Ländern in Asien, Afrika oder Südamerika, ist das anders. Hier kann der Stich zum Beispiel Dengue- oder Chikungunya Fieber auslösen. Und das ist nicht der einzige Grund, sich in diesen Ländern vor Mückenstichen zu schützen.
In vielen Ländern Südamerikas, die gerade als Reiseziele sehr beliebt sind, verursachen Verwandte der Tigermücke weitere Krankheiten, warnt Robert Steffen, emeritierter Professor an der Universität Zürich.
Impfungen schützen
"Ich denke vor allem an ein Aufflackern der Gelbfieber Epidemie, jetzt gerade in Brasilien. Das ist recht bedrohlich, weil diese Krankheit ist ja lebensgefährlich. Etwa ein Drittel aller Patienten wird daran sterben und die Behandlungsmöglichkeiten dagegen, die sind sehr beschränkt."
Die gute Nachricht: Vor einer Gelbfieber Infektion kann man sich durch eine Impfung schützen. Abhängig vom Reiseziel ist die Gelbfieber-Impfung nicht nur aus medizinischer Sicht empfehlenswert. Für Reisende, die sich vorher in Brasilien oder anderen Ländern mit Gelbfieber aufgehalten haben, erlauben manche Länder die Einreise nur mit einer Gelbfieber-Impfbescheinigung.
Risiko einer Infektion mit dem Zika-Virus gesunken
Während es derzeit in einigen Gegenden Brasiliens zu Gelbfieber-Ausbrüchen kommt, ist das Risiko einer Infektion mit dem Zika-Virus gesunken, sagt Robert Steffen.
"Glücklicherweise scheint es aber, dass die Zika-Epidemie jetzt rückläufig ist. Jedenfalls werden vor allem aus den Vereinigten Staaten jetzt weniger Infektionen gemeldet, die aus Südamerika dann in die USA importiert worden sind."
Im Vergleich zu anderen Krankheiten, die durch Stech-Mücken übertragen werden, hält auch Jonas Schmidt-Chanasit das Risiko für gering, dass durch eine Zika-Infektion während der Schwangerschaft das Baby geschädigt wird.
"Das Risiko ist sehr überschaubar bei Zika. Die Zahlen, die uns jetzt vorliegen sind eher im einstelligen Prozentbereich. Wenn man eine Infektion während der Schwangerschaft durchmacht, dass es zu diesen Problemen kommt - da sollte man auch an die anderen Sachen denken."