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Krim
Mobile Einsatztruppen sichern Stromversorgung

Viele öffentliche Einrichtungen werden geschlossen bleiben. Aber zumindest in den Städten der Krim gibt es wieder Strom. Wahrscheinlich wollten Aktivisten mit der Beschädigung der Stromleitungen die Krim vom ukrainischen Festland abschneiden - gleichzeitig offenbaren sich dadurch die gegenseitigen Abhängigkeiten.

Von Florian Kellermann | 22.11.2015
    Eine Frau vor einem notdürftig beleuchteten Lebensmittelgeschäft
    Lebensmittelgeschäft mit Notbeleuchtung in der Stadt Stroganovka auf der Krim (picture alliance / dpa / Alexei Pavlishak)
    Auch morgen werden Schulen, Universitäten und Unternehmen geschlossen bleiben, erklärte die von Moskau eingesetzte Krim-Regierung. Zumindest in den Städten werden die Haushalte seit heute Morgen wieder zeitweise mit Strom versorgt - in der Hafenstadt Sewastopol etwa abwechselnd für jeweils drei Stunden. Dafür sind mobile Gasturbinen im Einsatz.
    Lebenswichtige Objekte wie Krankenhäuser seien jedoch schon unmittelbar nach dem Stromausfall über Dieselgeneratoren versorgt worden, so Aleksej Fridmann, Vize-Vorsitzender des Katastrophenministeriums:
    "Alle Einheiten des Katastrophenministeriums sind noch in der Nacht in Bereitschaft versetzt worden. Mobile Einsatzgruppen sind unterwegs und stellen sicher, dass alle für Leib und Leben wichtigen Objekte mit Strom versorgt werden. Die Lage ist stabil, es gibt keine Panik."
    Die Bewohner im Nordteil der Halbinsel hatten in der Nacht Explosionen gehört, teilten sie über soziale Netzwerke mit. Bisher Unbekannte haben zwei Masten gesprengt, so heißt es, und dadurch Starkstromleitungen zwischen dem ukrainischen Festland und der Krim außer Betrieb genommen. Schon vor einigen Tagen wurden Masten an anderen Leitungen beschädigt.
    Mindestens 24 Stunden benötigt Reparierung der Leitungen
    Mindestens 24 Stunden wird es dauern, bis die Ukraine zumindest eine der Leitungen repariert haben wird. Davon sei auch die Ukraine betroffen, so Jurij Kasitsch, stellvertretender Direktor des staatlichen Energieunternehmens Ukrenergo:
    "Wegen der Ereignisse mussten wir zwei Blöcke in Kohlekraftwerken abschalten. Außerdem waren wir gezwungen, zwei Atomkraftwerke abzuschalten und erneut hochzufahren. Ich weise darauf hin, dass ein solcher unplanmäßiger Neustart von Atomkraftwerken in der Ukraine sehr gefährlich ist."
    Alles deutet darauf hin, dass diejenigen Aktivisten die Stromleitungen beschädigt haben, die schon seit zwei Monaten versuchen, die Krim vom ukrainischen Festland abzuschneiden. Sie setzen sich aus Krimtataren und der nationalistischen Organisation "Rechter Sektor" zusammen. Zunächst blockierte die Gruppe nur Lebensmitteltransporte auf die Halbinsel. Nun hindert sie die ukrainischen Einsatzkräfte daran, die beschädigten Strommasten zu reparieren.
    Russische Annexion der Krim als Motivation
    Die Blockade solle die russische Annexion der Krim wieder auf die Tagesordnung heben, erklärte der Vorsitzende Krimtataren-Vertretung Medschlis, Refat Tschubarow:
    "Unserer Ansicht nach sollten unsere Partner im Westen die Ukraine systematischer unterstützen. Der Friedensvertrag von Minsk, der für das Donezbecken gilt, sollte ergänzt werden und auch die Rückkehr der Krim zur Ukraine mit einschließen."
    Die ukrainische Regierung will nun offenbar gegen die Blockade der Krim vorgehen. Schon gestern setzte sie die Nationalgarde ein, um den Zugang zu den zuerst beschädigten Strommasten herzustellen. Denn Russland hat als Antwort auf die ausgefallenen Lieferungen den Export von Kohle in die Ukraine gestoppt. Sieben ukrainische Kraftwerke brauchen diese Kohle, weil sie seit dem Konflikt im Donezbecken nicht mehr direkt aus den dortigen Bergwerken beliefert werden.