Dienstag, 19. März 2024

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Lehrkräfte in Baden-Württemberg
"Es gibt genug Möglichkeiten, in den Schuldienst zu kommen"

Rund 9.000 Lehrkräfte in Baden-Württemberg haben befristete Arbeitsverträge. Das liege auch daran, dass viele Lehrkräfte lieber einen Vertretungsvertrag an ihrem Wunschort in Anspruch nähmen, als eine Festanstellung etwa 20 Kilometer weiter, sagte Volker Schebesta, Staatssekretär im Kultusministerium des Landes, im Dlf.

Volker Schebesta im Gespräch mit Thekla Jahn | 17.10.2019
Volker Schebesta, beantwortet am Mittwoch (11.07.2012) im Landtag in Stuttgart Fragen von Journalisten.
Baden-Württemberg bewerbe offene Lehrstellen sehr intensiv - sagt Volker Schebesta (picture alliance / Franziska Kraufmann)
Etwa 9.000 Lehrkräfte sind im vergangenen Sommer in Baden-Württemberg als Saisonarbeiter in den Sommerferien in die Arbeitslosigkeit geschickt worden - trotz Lehrermangel. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Baden-Württemberg übt daran massive Kritik.
Unter diesen 9.000 Lehrkräften mit unbefristeter Anstellung seien jedoch viele Pensionäre, die aufgrund des Lehrermangels dankenswerter Weise auch nach ihrer Pensionierung noch unterrichteten, erklärte Volker Schebeska, Staatssekretär im Kultusministerium in Baden-Württemberg.
Dazu kämen Lehrkräfte, die die Voraussetzungen für eine unbefristete Beschäftigung nicht erfüllen.
"Mobilität der jungen Menschen nicht so ausgeprägt"
Weiter erklärte der Volker Schebeska: "9.000 Arbeitslose Lehrkräfte, da sind auch Referendare mit dabei. Das sind etwa 5.000 Personen, die nicht entlassen werden, sondern deren Ausbildung mit dem zweiten Staatsexamen beendet ist und die dann eingestellt werden, wenn die entsprechenden Stellen besetzt werden."
97 Prozent der Lehrkräfte seien jedoch als Beamte oder Angestellte fest beschäftigt. Zudem gebe es in Baden Württemberg eine dreistellige Zahl von Stellen im Bereich der Grundschulen, die nicht besetzt seien und die angehenden Lehrkräften angeboten würden.
"Wir stellen aber fest, dass die Mobilität der jungen Menschen nicht so ausgeprägt ist, dass ein Vertretungsvertrag, der nicht befristet ist, weniger attraktiv erscheint, als die Festanstellung in einer Region, die eben nicht die Wunschregion darstellt."
Vertretungsverträge in der Wunschregion bevorzugt
Dabei gehe es nicht immer um einen Unterschied von 200 bis 300 Kilometern: "In Tübingen gibt es zu viele, die dort eine Stelle nachfragen, 20 Kilometer weiter in Reutlingen haben wir einen Mangel. Und die Bereitschaft diesen Mangel mit einer festen Stelle abzudecken, ist nicht so ausgeprägt, wie dass man nicht diese Vertretungsverträge in Kauf nehmen würde, soweit sie in der Wunschregion liegen."
Trotz der finanziellen Vorteile und der Sicherheit würden offene Stellen vielfach nicht wahrgenommen, sondern Vertretungsverträge bevorzugt.
Viele Angebote in Mangelregionen
Dabei bewerbe Baden-Württemberg gerade die offenen Stellen - in den Mangelregionen, Mangelfächern, Mangelschularten - sehr intensiv.
Doch gebe es eben Lehrkräfte, die lieber einen Vertretungsvertrag an ihrem Wunschort in Anspruch nähmen, als eine Festanstellung etwa 200 Kilometer weiter. Dabei hätten auch diese Lehrkräfte in Baden-Württemberg eine Möglichkeit zur Festanstellung.
Dennoch seien befristete Verträge in manchen Situationen notwendig: "Wir brauchen befristete Vertragssituationen, um Vertretungen aufzufangen - wir hoffen aber auch darauf, dass Angebote in Mangelregionen, Angebote für Sonderpädagogen, dass die auch von den Lehramtsbewerbern als Einstieg in den Schuldienst gesehen werden."
In der aktuellen Situation des Lehrermangels gebe es genügend Möglichkeiten, in den Schuldienst zu kommen.