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Leihgabe für Nationalgalerie
Gerhard Richter: "Birkenau"-Bilder gehören nach Deutschland

Gerhard Richter stellt der Nationalgalerie Berlin mehr als 100 Arbeiten für das Museum des 20. Jahrhunderts am Kulturforum zur Verfügung. Zentrales Werk der Kooperation ist der vierteilige Zyklus "Birkenau" von 2014. Diese Bilder müssten in Deutschland bleiben, sagte der Künstler im Dlf.

Von Stefan Koldehoff |
Der Maler und Bildhauer Gerhard Richter steht am 04.02.2016 vor seinem vierteiligen Zyklus "Birkenau" aus dem Jahr 2014 im Frieder Burda Museum in Baden-Baden
Gerhard Richter mit seinem "Birkenau"-Zyklus, den er jetzt nach Berlin gibt (picture alliance / dpa | Uli Deck)
Die Werke, von denen sich Gerhard Richter nun trennt, wovon neben Berlin auch Museen in Dresden, Tilburg und Winterthur profitieren, sind keine programmatische Auswahl eines Künstlers, der der Nachwelt vorschreiben will, was als sein gültiges Werk gezeigt werden soll. Sie sind schlicht das, was bei der Gründung seiner neuen Stiftung noch vorhanden war. Das Frühwerk aus den 1960er- bis 80er-Jahren zum Beispiel ist bis auf das "Motorboot" von 1965 gar nicht vertreten.

Kann und möchte "Birkenau-Bilder nicht verkaufen"

Gerhard Richter sagte im Deutschlandfunk zu den Birkenau-Bildern, die den Nukleus der Stiftung bilden:
"Mir wurde klar, dass ich die Birkenau-Bilder nicht verkaufen kann und nicht verkaufen möchte. Dann kam die Idee, eine Stiftung zu gründen und mehr Arbeiten dazu zu nehmen."
Gerhard Richter wird zum Rentner
Er gilt als höchstdotierter lebender Künstler, doch jetzt will Gerhard Richter nicht mehr malen. Die überraschende Entscheidung sei Ausdruck seines Perfektionismus, so Elke Buhr vom Kunstmagazin "Monopol".
127 Werke hat er neben einem substantiellen Geldbetrag eingebracht. Ab 2023 soll sie die Neue Nationalgalerie zeigen. Um den wichtigen "Birkenau"-Zyklus so lange nicht in einem Depot verschwinden lassen zu müssen, zieht er aber erst einmal in die Alte Nationalgalerie auf der Museumsinsel ein – so funktioniert zurzeit Museumspolitik in der Hauptstadt.

Internationales Interesse am Gemäldezyklus

Irgendwann einmal, wenn das geplante Herzog & de Meuron-Gebäude am Berliner Kulturforum fertig sein wird, sollen die Werke dann eigene Räume im "Museum des 20. Jahrhunderts" bekommen. Dort werden dann nach Richters Wunsch wechselnde Präsentationen zu sehen sein – auch im Zusammenspiel mit den Werken anderer Künstlerinnen und Künstler. Nicht alles muss immer zu sehen sein.
Die Kooperation mit Berlin hat sich langsam entwickelt, sagt Sabine-Moritz Richter: "Es gab sowohl national als auch International großes Interesse. Für meinen Mann stand aber fest, dass die "Birkenau"-Bilder in Deutschland bleiben sollen." Gerhard Richter betont:
"Das war schon nahezu Bedingung. Das Metropolitan Museum in New York wollte sie haben, da haben wir gesagt: Nein, die müssen in Deutschland bleiben. Die gehören hier her. Und dann kam die Idee, auch weitere Werke in die Stiftung zu geben. Seit 2014 ist sie gewachsen. Seitdem habe ich bewusst Bilder behalten oder reproduziert."