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Lima
Umweltchaos in der Wüstenstadt

Viel zu viele Autos, Müllberge, Wassermangel und schlechte Luft: die acht-Millionen-Metropole Lima ist die weltweit zweitgrößte Wüstenstadt und kämpft mit zahlreichen Umweltproblemen. Dennoch habe man sich getraut, die Klimakonferenz auszurichten, sagt Umweltminister Manuel Pulgar Vidal - und hofft auf Lerneffekte bei seinen Landsleuten.

Von Julio Segador | 04.12.2014
    Autos und Taxis ohne Ende: Lima versinkt im Verkehrschaos
    Autos und Taxis ohne Ende: Lima versinkt im Verkehrschaos (AFP / Ernesto Benvides)
    Es ist der tägliche Verkehrswahnsinn, durch den sich die Teilnehmer der Klimakonferenz in Lima kämpfen müssen. Wer zum Konferenzort Pentagonito – übersetzt Kleines Pentagon – will, braucht viel Zeit, gute Nerven und eine robuste Gesundheit, um die abgasverpestete Luft einigermaßen zu überstehen.
    Bis zu zweieinhalb Millionen Autos – viele davon schrottreif - fahren auf Limas Straßen umher. "Ein Irrsinn", findet der Umweltaktivist Juan Carlos Riveros.
    "Das Problem zeigt sich zum Beispiel bei den Taxis. Es gibt in der Stadt zwischen 250.000 und 300.000 Taxis. Die meisten davon illegal. Zum Vergleich: In New York gibt es gerademal 25.000 Taxis. Hier also das Zehnfache. Meist ist ein mit einer Person besetzter Wagen auf der Suche nach einer anderen Person um auf diese Weise Geld zu verdienen. Das ergibt keinen Sinn."
    Die Folge des Verkehrschaos: Die Menschen verlieren viel wertvolle Zeit auf den verstopften Straßen, die Luft ist so schlecht wie in kaum einer anderen Metropole Lateinamerikas. Lima befindet sich im Ausnahmezustand, eigentlich schon immer, zur Klimakonferenz werden die Probleme besonders offensichtlich. Die acht-Millionen-Metropole ist nach Kairo die weltweit zweitgrößte Wüstenstadt. Und Zehntausende Bewohner der Stadt müssen tagtäglich ohne Wasser auskommen.
    "Im Prinzip verbrauchen die Einwohner zu viel Wasser. Durchschnittlich das Doppelte eines Einwohners in Paris. Und die Hälfte des Wassers, das in den Reservoirs zur Verfügung steht, kommt in den Haushalten erst gar nicht an. Geht auf dem Weg verloren, durch undichte Leitungen etwa. Dazu kommen die Folgen von "El Niño". Entweder es regnet sehr viel oder gar nicht. Es gibt hier in der Stadt eine permanente Wasserkrise, die sich oft über Monate erstreckt."
    Umweltminister hofft auf Impulse durch die Konferenz
    Dazu kommt: Lima erstickt in Müll, immer wieder sieht man illegale Müllplätze. Ein Heer von armen Landarbeitern sucht das Glück in der Metropole, kommt meist nur in wuchernden Slums am Stadtrand unter. Es sei ohne Zweifel eine Herausforderung, dass das kleine Peru unter diesen Umständen die Weltklimakonferenz ausrichte, räumt Umweltminister Manuel Pulgar Vidal ein.
    "Es ist völlig klar, Peru und auch die Stadt Lima sind begrenzt in ihren Möglichkeiten, aber – und ich würde das irgendwo zwischen Mut und Irrsinn ansiedeln - wir haben uns getraut, die Klimakonferenz zu veranstalten. Und wir sind überzeugt, dass der Gewinn für Peru die Mühe wert ist."
    90 Millionen US-Dollar kostet Peru die COP 20. Geld, das gut angelegt sei, versichert der Umweltminister und hofft auf einen Lerneffekt bei seinen Landsleuten.
    "Die Konferenz bietet die Chance, Bewusstsein zu schaffen. Es werden Informationen vermittelt. Die Probleme werden deutlich. Es entsteht der Ehrgeiz die Dinge zu ändern und die Menschen handeln. Wir wollen, dass diese Konferenz den Menschen in Erinnerung bleibt als großes Trampolin, das das Handeln jedes einzelnen Peruaners verändert hat."