Die 32 WM-Teilnehmer wurden von acht Ausrüstern ausgestattet. Sie erhielten insgesamt mehr als 250 Millionen Euro pro Jahr. Der Deutsche Fußball-Bund allein kassiert bis zur WM 2022 jährlich 65 Millionen Euro von Adidas. Das Trikot des noch amtierenden Weltmeisters kostet 90 Euro pro Stück.
Lohnanteil der Näherinnen gesunken
Im Vergleich zu 2014 sind die Preise der WM-Hemden durchschnittlich um zwölf Prozent gestiegen. Doch der Lohnkostenanteil für die Näherin oder den Näher beträgt davon maximal zwei Prozent. Dieser Anteil ist damit dreißig Prozent geringer als vor 25 Jahren, sagt Maik Pflaum von der Christlichen Initiative Romero, die sich für Arbeitsrechte in der Bekleidungsindustrie einsetzt.
"Die Sportbekleidungsproduktion findet zu einem großen Teil in Asien statt. Und da zieht es sich eigentlich durch alle Länder, dass die Löhne, die Mindestlöhne, die staatlich festgelegten Löhne nicht Grundbedürfnis-befriedigend sind.
Kinder müssen mitarbeiten
Wir gehen davon aus, dass man drei bis vier Mindestlöhne bräuchte, um den Grundbedarf einer Durchschnittsfamilie abzudecken. Die Realität ist aber, dass oft alleinerziehende Frauen in diesen Fabriken arbeiten. Und dann liegt es natürlich auch auf der Hand, dass die Kinder mitarbeiten müssen."
Die Christliche Initiative Romero gehört zur "Kampagne für Saubere Kleidung". Dieses internationale Netzwerk hat im Juni einen ausführlichen Bericht zur Sportartikelindustrie veröffentlicht.
Ein Messi oder 3.000 indonesische Arbeiter
Ein Beispiel: Adidas investiert viel in Werbung, zahlt dem argentinischen Spielmacher Lionel Messi jährlich elf Millionen Euro mehr als dem Franzosen Zinédine Zidane vor 15 Jahren. Von diesem Geld könnten in Indonesien 3.000 Arbeiter pro Jahr entlohnt werden. Doch ein Bewusstsein gibt es dafür nicht, sagt Maik Pflaum.
"Da passiert überhaupt nichts von Verbandsseite. Ab einem gewissen Level kommt man weder an Vereine noch an Verbände heran. Da ist dann das Sponsoringgeld viel zu wichtig. Und ich glaube, wenn hier die Fans ein klares Signal senden würden: Wir laufen gern mit den drei Streifen oder mit dem Puma-Emblem herum, aber die Produktion muss sauber erfolgen, dann würden die Sportartikler reagieren müssen."
Sportmagazine scheuen Anzeigen für faire Löhne
In der Bundesliga zum Beispiel finanzieren kritische Fangruppen ihre Antirassismus-Aktionen mit dem Handel eigener Devotionalien. Ob ihre T-Shirts oder Taschen von Kindern gefertigt wurden, wissen sie nicht. Maik Pflaum und die Christliche Initiative Romero möchten aufklären, mit Broschüren und Mitmachaktionen. Einmal wollten sie eine Anzeige in einem Sportmagazin schalten, für mehrere Tausend Euro. Der Verlag lehnte die Anfrage ab, er wollte es sich nicht mit den Ausstattern verscherzen.