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Lübecker Manifest
Fachhochschulen fordern Promotionsrecht

Mit dem Lübecker Manifest wollen die Rektoren von Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaft ein Statement gegenüber der Politik setzen. Sie wollen ihre Stärken mehr betonen, wie etwa die ausgezeichnete Lehre. Außerdem wollen sie endlich das Promotionsrecht, eine uralte Forderung.

Von Astrid Wulf |
Bachelor- und Masterabsolventen der "Hamburg School of Business Administration" warten am 02.10.2013 in Hamburg in der Handelskammer auf ihre Urkunden. Die Absolventen sitzen in schwarz-blauen Talaren und Hüten mit dem Rücken zur Kamera.
Fachhochschulen fordern das Recht auf Promotion (dpa / picture alliance / Axel Heimken)
Für norddeutsche Verhältnisse ist es außergewöhnlich warm an diesem Vormittag. Da ist die Wiese vor dem Workshopraum am Lübecker Campus der technischen Hochschule der perfekte Ort, um kurz zu verschnaufen und sich auszutauschen. Die Stimmung ist entspannt – dabei waren die beiden letzten Tage ganz schön anstrengend, sagt Susanne Staude, die staatlich Beauftragte für die Funktion der Präsidentin an der Hochschule Ruhr West. Bis das Lübecker Manifest stand, hat es gedauert:
"Wir sind eine große Runde und wir versuchen, die Meinungen von allen Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften abzubilden, und das ist eine heftige Diskussion teilweise."
Die haben sich gelohnt, findet Dieter Leonhard, Präsident der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Die wichtigsten Themen rund um die Zukunftsfähigkeit der Fachhochschulen hätten es ins Manifest geschafft, sagt er. Zum Beispiel die Frage, wie das Erfolgskonzept Fachhochschule exportiert werden kann und dass es dringend nötig ist, die Forschung voranzutreiben:
"Wir müssen ausbilden für eine Zukunft, von der wir immer weniger vorhersagen können, wie sie letztendlich für die jungen Menschen dann auch aussehen wird. Wir werden sicher in der Lehre andere Instrumente auch brauchen. Ein anderes wichtiges Thema ist auch die Sicherung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Professuren."
Karim Khakzar, Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz würde sich freuen, wenn man eines Tages über das Lübecker Manifest sagen würde: Die Fachhochschulen hätten sich in Lübeck darauf besonnen, ihre Stärken zu unterstreichen. Ausgezeichnete Lehre für eine vielfältige Studierendenschaft und dass die Punkte Forschung und Transfer stärker betont werden müssen. Denn da gebe es noch Luft nach oben:
"Dass man erkennt, dass sie dort ganz besondere Stärken haben. Ein Potenzial, das im Moment noch nicht so wirklich benutzt wird, was schlummert, aber was man in den nächsten Jahren dann hoffentlich zur vollen Geltung kommen lässt."
Promotion an Fachhochschulen
Dazu brauche es vor allem Geld, aber auch die rechtlichen Rahmenbedingungen. Für Martin Leitner, den Präsidenten der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München, gehörte unbedingt die Forderung ins Manifest, dass die FH-Studierenden künftig ihren Doktortitel machen können:
"Ich persönlich finde, dass der Punkt um das Promotionsrecht ein ganz wichtiger Punkt ist. Das ist eine uralte Forderung und ich hätte dieses Promotionsrecht gerne an meiner Hochschule."
Das Manifest steht und damit ein geeintes Statement der Hochschulrektorenkonferenz gegenüber der Bildungspolitik. Für Dieter Leonhard von der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes geht der Kampf, die Rahmenbedingungen für die Fachhochschulen zu verbessern, damit jetzt erst richtig los:
"Wir werden über unsere Strukturen und über unsere Organisationen dazu beitragen, dass das auch in den Ländern bekannt wird, dass das in den Hochschulen bekannt wird, und ich kann mir vorstellen, dass wir das lebhaft dann auch in den Standorten dann diskutieren."
Susanne Staude von der Hochschule Ruhr West ist zufrieden mit dem Lübecker Manifest – zumindest im Großen und Ganzen.
"Ich hätte auch noch mehr drin haben können. Aber die wichtigsten Punkte sind genannt. Und ich hoffe, dass wir eine interessante Diskussion mit der Politik erreichen können damit."