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Luftschadstoffe
Verband der Lungenärzte benennt Gefahren

Gefäßveränderungen, Herzrhythmusstörungen, letztlich auch Herzinfarkt oder Schlaganfall: In einem Positionspapier benennt der Verband deutscher Lungenärzte eindeutig die möglichen Auswirkungen von Schadstoffen in der Luft. Am gefährlichsten sei die Belastung entlang von Hauptstraßen.

Von Dieter Nürnberger | 06.03.2019
Autos am frühen Morgen an einer Kreuzung, aufgenommen in Berlin 09.01.2019
Feinstaub, der auch im Verkehr entsteht, ist der gefährlichste Luftschadstoff - so Holger Schulz, Epidemologe und Hauptauto ders Positionspapiers (imago / Florian Gärtner)
Die Gefahren durch Luftschadstoffe wurden soeben von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, kurz DGP, eindeutig benannt. Luftschadstoffe haben Auswirkungen vor allem auf das Atemwegs- und Herzkreislaufsystem. Und bei Menschen, die beispielsweise an Asthma leiden, verschlechtert diese Aufnahme der Luftschadstoffe auch das Krankheitsbild. Das kann bis zu Gefäßveränderungen, Herzrhythmusstörungen und letztlich auch zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Die DGP hat dazu heute auch ein Positionspapier veröffentlicht und Hauptautor ist der Epidemiologe Holger Schulz vom Helmholtzzentrum in München. Welche Luftschadstoffe sind am gefährlichsten? Die Antwort des Experten:
"Von allen Luftschadstoffen, denen wir ausgesetzt sind, ist das der Feinstaub. Das sind die Teilchen bis zu einer Größe von 2,5 Mikrometern. Sie entstehen durch Verbrennungsprozesse in Privathaushalten, sie entstehen im Verkehr und werden auch durch die Industrie und durch gewerbliche Betriebe verursacht. Zum Teil können sie aber auch durch Ferntransport Hunderte von Kilometern weit in die Städte transportiert werden. Und dort dann zur Feinstaubbelastung beitragen."
Deutschland nicht mit Asien zu vergleichen
Der Epidemiologe verweist darauf, dass in Deutschland - auch in vielen Teilen Europas - diese Feinstaubbelastungen nicht mit den Werten anderswo zu vergleichen sind. Etwa in asiatischen Metropolen. Hierzulande zeigen also politische Maßnahmen der Reduzierung auch schon erste Erfolge. Und dennoch sollte man vorsichtig sein. Menschen in Großstädtern empfiehlt Holger Schulz deshalb Folgendes:
"Der Weg ist noch nicht zu Ende gegangen, wir sollten ihn weitergehen. Was wir persönlich tun können? Zum einen sollten wir die Schadstoffexpositionen meiden. Konkret: nicht an Hauptstraßen entlang gehen. Dort auch definitiv keinen Sport treiben. Besser also in Nebenstraßen gehen. Zum anderen können wir aber auch selber zur Vermeidung von Schadstoffen beitragen. Es geht auch um die Frage, muss ich mit dem Auto fahren? Besser ist es, bei schönem Wetter mit dem Fahrrad zu fahren oder auch vermehrt öffentliche Verkehrsmittel nutzen."
"Dieter Köhler lag beim NO2 falsch"
Natürlich kam heute die Dachorganisation der Lungenärzte nicht um den Aufreger zu Jahresbeginn herum. Mit Dieter Köhler hatte ja ein durchaus prominentes Mitglied und sogar ein ehemaliger Präsident der DGP die gesundheitlichen Auswirkungen von Stickoxiden und Feinstaub sehr öffentlichkeitswirksam infrage gestellt. Später musste Köhler allerdings Berechnungsfehler einräumen. Holger Schulz äußerte sich auch dazu:
"Er lag insbesondere beim NO2 falsch. Wobei dieser Vergleich zur Zigarette und Luftschadstoffen so nicht realistisch ist. Das kann man nicht machen. Da ist per se der Ansatz nicht richtig. Und dann sieht die Rechnung anders aus."
In der kommenden Woche findet die Jahrestagung der DGP statt. Da werden viele Themen eine Rolle spielen. Asthma bei Kindern beispielsweise, aber auch die Tuberkulose. Hier gab es 2018 5.500 Neuinfektionen in Deutschland. Weltweit starben 2017 immerhin 1,6 Millionen Menschen an Tuberkulose und Experten beobachten eine zunehmende Verbreitung beispielsweise durch Tourismus und Migration. Torsten Bauer ist Generalsekretär des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose:
"Die sogenannten Hotspots liegen in Indien auch in Südafrika, ebenso in China und Teilen der Russischen Föderation. Nach dem Zusammenbruch des Gesundheitssystems in der Russischen Föderation gab es einen Anstieg, weil die Behandlungen abgebrochen wurden. Und in Indien ist beispielsweise das öffentliche Gesundheitssystem nicht unbedingt dafür auslegt, die Patienten zu behandeln."