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Luftverkehr
Lufthansa-Chef Spohr verspricht weniger Chaos am Himmel

Ausgefallene und verspätete Flüge, erboste Passagiere - das soll es in diesem Sommer zumindest nicht in dem Ausmaß geben wie im vergangenen Jahr, verspricht Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Sein Unternehmen ist aber nur ein Teil im System Flugverkehr. Engpässe zeichnen sich schon ab.

Von Stephan Lina | 01.06.2019
    Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Group, spricht bei der Hauptversammlung seines Unternehmens.
    In diesem Sommer soll es im Luftverkehr besser laufen, verspricht Lufthansa-Chef Spohr (picture alliance / Henning Kaiser)
    Ein Flugchaos wie im vergangenen Sommer dürfe sich auf keinen Fall wiederholen. Man habe in den vergangenen Monaten mit Hochdruck daran gearbeitet, Engpässe und Fehlerquellen zu beseitigen. Das sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr dem Bayerischen Rundfunk. Die Branche insgesamt und vor allem sein Unternehmen hätten aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und zur beginnenden Hauptreisezeit viel investiert:
    "Jeder von uns muss seine Hausaufgaben machen. Für uns bei Lufthansa bedeutet das zum Beispiel, dass wir 37 Reserve-Flugzeuge über unsere Drehkreuze verteilt haben. Dass wir allein 650 Mitarbeiter eingestellt haben, die nur der Stabilisierung des Flugbetriebes dienen sollen, unsere Flugpläne entzerrt und mehr Puffer geschaffen haben. Und wenn ich jetzt davon ausgehen darf, dass auch unsere Partner bei der Deutschen Flugsicherung und den Flughäfen ihre Hausaufgaben machen, dann werden wir hoffentlich einen stabileren Sommer erleben als im letzten Jahr."
    Mangel an Lotsen ein großes Problem
    Insgesamt gebe es aber noch zu viele Engstellen im System Flugverkehr. Und jedes dieser potenziellen Nadelöhre sei dann eben das schwächste Glied der Kette. Angefangen vom Einchecken über die Sicherheitskontrolle bis hin zur Steuerung des Verkehrs am Himmel. In Luftfahrtkreisen sieht man nicht zuletzt den Mangel an Lotsen als Problem. Die Deutsche Flugsicherung habe in den vergangenen Jahren viel zu wenig Nachwuchs ausgebildet, heißt es nahezu einhellig in der Branche. Eine Kritik, der sich auch Carsten Spohr anschließt:
    "Die größten Sorgen macht mir die Deutsche Flugsicherung, die große Kapazitätsprobleme hat. Sie ist auch in einem schwierigen internen Dialog, wie die Engpässe mit den vorhandenen Fluglotsen zu beseitigen sind. Und wir gehen auch im europäischen Rahmen davon aus, dass der deutsche Luftraum immer mehr zum Nadelöhr im Flugverkehr wird, nicht nur für die Lufthansa. Wir brauchen dringend eine Modernisierung des europäischen Luftraumes. Wir brauchen bessere Technologie, die in allen europäischen Lufträumen einheitlich ist."
    Flugzeuge dürfen nicht geradeaus fliegen
    Ein entscheidendes Problem der Luftfahrt ist nach wie vor, dass die Flugsicherungen Europas nur bedingt zusammenarbeiten. Im Prinzip herrscht am Himmel Kleinstaaterei. Jeder Staat achtet eifersüchtig darauf, welche Routen er für den Luftverkehr freigibt. Das führe für die Fluggesellschaften dazu, dass sie auf manchen Strecken einen regelrechten Zick-Zack-Kurs fliegen müssen, statt gerade von A nach B. Umwege, die Zeit und Geld kosten, und außerdem noch schlechte für die Umwelt sind:
    "Allein die Tatsache, dass wir durch den nicht perfekt organisierten Luftraum zwischen fünf und zehn Prozent mehr Treibstoff verbrauchen, damit auch bis zu zehn Prozent mehr CO2-Emissionen verursachen als es eigentlich mit Geradeaus-Fliegen möglich wäre, zeigt, dass hier nicht nur ein ökonomisches Thema vor uns liegt, sondern auch ein ökologisches. Und deswegen freue ich mich auch, dass der deutsche Verkehrsminister sich vorgenommen hat, in der deutschen Ratspräsidentschaft, die auf uns zukommt, in Brüssel dieses Thema zu einem der Topthemen zu machen."
    Lufthansa-Chef Spohr zeigt sich zuversichtlich, dass nach jahrzehntelanger Diskussion Bewegung in das Thema Europäischer Luftraum kommen könnte. Dort stand das Thema "Single European Sky" bisher eher theoretisch auf der Agenda. Gefordert hatten Fluggesellschaften eine Vereinheitlichung der Routen an Europas Himmel nämlich schon sehr lange. Bisher wurden sie aber von der Politik bei diesem Anliegen weitgehend ignoriert.