Gegenüber dem Recherchezentrum CORRECTIV und der "Süddeutschen Zeitung" sprechen die mit Spielern liierten Frauen erstmals von struktureller Gewalt. Man habe einen Tipp bekommen, sei dem nachgegangen und habe weitere Frauen gefunden, sagt Gabriela Keller mit Blick auf die gemeinsame Recherche. Größte Schwierigkeit bei der gemeinsamen Recherche sei es gewesen, "überhaupt Frauen zu finden, die sich trauen, da auch anonym darüber zu reden, weil die Angst und das Gefühl der Ohnmacht sitzen bei diesen Frauen sehr tief".
Die Journalistin Gabriela Keller weiß, "wenn sie Gewalt erlebt haben, dann ist es häufig schon so eine, ich sag mal, erlernte Hilflosigkeit, die auch damit zusammenhängt, dass eben in dieser Fußballwelt gar keine anderen Ansprechpartner sind. Und dann müssen sie auch erst einmal selbst zu dem Ergebnis kommen, dass ihnen wirklich etwas Schlimmes passiert ist und dass das etwas ist, wogegen man sich auch wehren kann und sollte."
Recherche deckt bestimmte Muster auf
Die Recherche beschäftigt sich mit neun Fällen. Das sei natürlich nicht genug, um Aussagen zu treffen, wie weit verbreitet der Machtmissbrauch insgesamt unter Tausenden von Spielern ist. "Was uns aber erschreckt hat, ist, dass es bestimmte Muster gibt und starke Parallelen, die bei diesen sehr unterschiedlichen Frauen, die mit sehr unterschiedlichen Fußballern zusammen waren, doch immer wieder auftauchen", betont Gabriela Keller.
Frauen schildern alle Arten von Gewalt
Nach Angaben der CORRECTIV-Mitarbeiterin sprachen die Frauen von starker körperlicher sowie psychischer Gewalt, aber auch wirtschaftlicher Gewalt. "Immer wieder wurde ihnen klargemacht, dass sie sich nicht an irgendjemanden wenden sollen, der außerhalb dieser Fußballwelt steht. Also nicht zur Polizei gehen, natürlich nicht in Medien darüber reden. Am besten sollten sie, wenn es überhaupt passiert, sich dann innerhalb der Fußballwelt, also vielleicht an den Berater, vielleicht einen Spieler selber wenden und dort Gesprächspartner suchen", weiß Keller.
Mit Verschwiegenheitsverpflichtungen zum Schweigen gebracht
Die Fälle zeigen nach Angaben des Recherchenetzwerks ein erhebliches Machtgefälle auf. Einige der Frauen sprechen von medialem, juristischem und emotionalem Druck auf sie. In einigen Fällen wurden sie mit Verschwiegenheitsverpflichtungen zum Schweigen gebracht.
Hoffnung, dass Frauen aus dem System ausbrechen
Mit der Veröffentlichung der Recherche hofft Gabriela Keller, ein bisschen Licht in diese Zusammenhänge zu bringen. Und: "Dass die Angst, die diese Frauen vor den Folgen eines Verstoßes gegen die Verschwiegenheitsverpflichtungen haben, die ist in großen Teilen nicht realistisch. Also juristisch kann ihr auch gar nicht so wahnsinnig viel passieren, wenn man gegen die Verschwiegenheitsverpflichtung verstößt. Die Hoffnung wäre, dass das Problem anerkannt wird und dass die Frauen vielleicht auch die Möglichkeit haben, Ansprechpartner oder Ansprechpartnerinnen zu finden. Dass sie sich trauen, eben aus diesem System rauszugehen und eben auch Hilfe zu suchen in der Welt, die eben nichts mit dem Profifußball zu tun hat."
Die ausführliche Recherche können Sie auf correctiv.org lesen.