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Makler-Verband nimmt Mietpreise unter die Lupe

Die Politik hat das Thema Mietpreise für den Wahlkampf entdeckt. Davon aufgeschreckt legen nun die Makler neue Zahlen vor. Es gebe keinen Grund, von Mietpreisblasen in Deutschland zu sprechen, sagen sie und weisen den Vorwurf, an den steigenden Preisen einen Anteil zu haben, zurück.

Von Michael Braun | 29.01.2013
    Die Vorboten des Bundestagswahlkampfs schreckt die Branchen auf. Die Immobilienbranche etwa. Die Mietpreisbremse der SPD, wonach bei Neuvermietungen die Miete um höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Miete liegen darf, die schmeckt der ganzen Branche nicht, auch nicht den Immobilienmaklern, -verwaltern und Sachverständigen. Sie befürchten weniger Wohnungsneubau, wenn so in die Preisbildung am Markt eingegriffen werde. Jens-Ulrich Kießling, Präsident des Makler- und Verwalterverbandes IVD:

    "Es wird nicht eine Wohnung mehr errichtet, wenn man in den Markt eingreift. Sondern man muss dem Markt freien Lauf lassen, damit es interessant wird für Investitionen. Dann werden genug Wohnungen gebaut. Und dann wird sich der Markt auch entspannen."

    Der Maklerverband meint zudem, es gebe überhaupt keinen Grund, von Mietpreisblasen in Deutschland zu sprechen. Er hat in Kooperation mit einem Forschungsinstitut die Mietpreisentwicklung in den vergangenen 20 Jahren analysiert. Danach sind in Deutschland die Mieten für eine Drei-Zimmer-Wohnung mittlerer Güte und 70 Quadratmeter Größe von durchschnittlich 5,04 Euro auf 5,51 Euro je Quadratmeter gestiegen, also um 9,4 Prozent. In den zehn größten Städten hätten sich die Mieten in diesen 20 Jahren um 13,6 Prozent auf durchschnittlich 7,96 Euro je Quadratmeter erhöht. Die Mietpreise hätten vor allem seit 2007 angezogen, nachdem sie zuvor lange stabil geblieben oder gar gesunken seien. Die Makler sprechen von einem Nachholbedarf, der seit 2007 wirke.
    Sie haben auch die gesamten Wohnkosten untersuchen lassen, also die Warmmiete. Deren Anteil am Nettohaushaltseinkommen liege heute deutlich niedriger als 1992, wegen der lange niedrigen Mieten und der steigenden Einkommen. Jürgen Michael Schick, der Vizepräsident des Makler- und Verwalterverbandes IVD:

    "Im Bundesschnitt musste man zu Beginn der neunziger Jahre knapp 24 Prozent des Nettohaushaltseinkommens für das Wohnen ausgeben, also Nettokaltmiete inklusive Betriebskosten. Der Anteil ist im Verlauf der Jahre zurückgegangen und liegt seit 2005 ziemlich konstant bei 16 Prozent."

    Auch in den großen Städten sei der Wohnkostenanteil am Nettoeinkommen deutlich gesunken, in Berlin etwa von 40 auf 21 Prozent.

    Alles Informationen, die Ulrich Ropertz nicht berühren. Ropertz führt die Geschäfte des Deutschen Mieterbundes:

    "Für uns ist wichtig, wie die aktuelle Mietpreisentwicklung ist. Und hier zeigt sich, dass in Großstädten, Ballungsgebieten, Universitätsstädten die Mieten, insbesondere die Neuvertragsmieten, quasi durch die Decke gehen. Und dagegen muss was getan werden. Und da kann ich keinen Mieter damit beruhigen, dass vor 20 Jahren die Miete relativ moderat war. Das spielt gar keine Rolle."

    Die Makler rechnen damit, dass der seit 2007 deutlichere Mietpreisanstieg sich verlangsamt. Für 2013 schätzen sie, dass Neuvertragsmieten um drei Prozent zulegen.