
Der Deutsche Pflegerat spricht von einer enormen Herausforderung für alle Beteiligten. Präsidentin Vogler sagte dem Deutschlandfunk, es brauche verbindliche Sprachstandards unter besonderer Einbeziehung der Fachsprache - vor dem Einsatz im Pflegealltag. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe ruft zu mehr gegenseitigem Verständnis auf. Die Sprecherin des DBfK-Bundesverbands, Hild, erklärte, für den Pflegeberuf sei die Sprache unentbehrlich, da es neben sicherer Informationsweitergabe immer auch um Beziehungsarbeit gehe.
Der Spracherwerb sollte natürlich im besten Fall vor der Aufnahme der Tätigkeit erfolgen. Allerdings dauerten die Anerkennungsverfahren je nach Bundesland sehr lange, sodass bei einem gut strukturierten Einarbeitungsprozess erste Praxiserfahrungen mit Sprachbildung kombiniert werden könnten - bis die internationalen Kollegen als Pflegefachpersonen anerkannt seien. Hild fügte hinzu, ein Aspekt, der oft vorschnell als sprachliches Problem abgetan werde, sei ein unterschiedliches Pflegeverständnis.
Auch Körperpflege bei Patienten gehört in Deutschland zur pflegerischen Aufgabe
Viele ausländische Kräfte, die nach Deutschland kommen, haben oft in medizinischen Bereichen studiert. In Deutschland sollen sie Pflegebedürftigen nun Hilfestellungen geben etwa beim Waschen, Essen und Betten. Der Integrationsmanager Koudjo Johnson vom Ernst-von-Bergmann-Klinikum in Potsdam sagte im Digitalmagazin "DBfK aktuell", wer zum Beispiel nicht wisse, dass die Körperpflege hier zur pflegerischen Aufgabe gehöre, könne das auch mit dem besten Deutsch nicht leisten.
Viele Angeworbene würden zudem nicht entsprechend ihrer Kompetenzen eingesetzt. Johnson berichtete, eine Kollegin hätte jahrelange Erfahrung in der Unfallchirurgie gehabt, doch sie sei in Deutschland in eine Augenklinik gekommen. Das sei frustrierend für sie.
Etablierte Pflegekräfte beklagen Einarbeitung als mühsamen, kräftezehrenden und zeitraubenden Prozess
Auf den Stationen, die vielfach unterbesetzt sind, schafft der Aufwand für die Einarbeitung zusätzliche Belastungen. Es bedeute mehr Arbeit, die man natürlich neben allem anderen machen müsse, heißt es. Man verliere Zeit durch mehrfaches Erklären und das Auffangen bei emotionalen Ausbrüchen. In einer Zuschrift an den Deutschlandfunk wurde zudem darauf hingewiesen, dass es keine Kompensation für den Mehraufwand gebe und man etwa im angloamerikanischen Ausland schon vor Beginn der Tätigkeit auf das Beherrschen der Sprache achten würde.
Integrationsmanager Johnson appellierte an internationale Kollegen, sich über Deutschland und die Pflegekultur zu informieren und die eigenen Sprachkenntnisse zu verbessern. Zugleich betonte er, Praxisanleiter seien zwar wichtig, aber sie bewerteten. Viele internationale Kollegen bräuchten aber eher Mentoren, die sie auf Augenhöhe unterstützten. Das Anwerben von Fachkräften sollte laut Johnson erfahrungsorientiert erfolgen, nicht nur bedarfsorientiert. Hild riet Einrichtungen, das Thema im gesamten Team zu bearbeiten. Dann könnten sich internationale Kollegen schnell einarbeiten. Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste forderte jüngst die schnellere Anerkennung ausländischer Pflegekräfte.
Ohne ausländische Pflegekräfte scheint das System in Deutschland zusammenzubrechen
Klar scheint, ohne ausländische Arbeitskräfte würde das deutsche Pflegesystem zusammenbrechen. Fast 80 Prozent der Beschäftigten sind sich laut einer Studie der DBfK einig, dass angesichts der angespannten Situation in der Pflege in Deutschland die internationalen Kollegen für die Versorgung "wichtig" beziehungsweise "unentbehrlich" sind.
Es brauche wirksame strukturelle Verbesserungen - mehr Befugnisse, bessere Bedingungen und echte Anerkennung, heißt es weiter. Internationale Pflegefachpersonen leisteten einen unverzichtbaren Beitrag zur Versorgung. Ihre Integration gelinge dann am besten, wenn sie strukturell begleitet und kollegial getragen werde.
Diese Nachricht wurde am 21.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.