Christiane Kaess: Dass Horst Seehofer als Parteichef der CSU und bayerischer Ministerpräsident auch mal das eine oder andere raue Wort über politische Gegner oder Parteimitglieder verlieren kann, ist bekannt. Was er aber am vergangenen Montag bei einer Weihnachtsfeier mit Journalisten in München über Unionspolitiker losließ, war dann doch ungewöhnlich harsch. Den einstigen CSU-Star Karl-Theodor zu Guttenberg verglich er mit einem "Glühwürmchen". Ganz besonders dick aber bekam es der bayerische Finanzminister Markus Söder ab. Der sei von Ehrgeiz zerfressen und habe charakterliche Schwächen. Immerhin stellte sich gestern dann die CSU-Landtagsfraktion hinter Söder.
Am Telefon ist jetzt der CSU-Politiker Erwin Huber, ehemals selbst Parteivorsitzender der CSU. Guten Morgen, Herr Huber!
Erwin Huber: Guten Morgen!
Kaess: Herr Huber, ist Horst Seehofer unberechenbar?
Huber: Nein! Aber es ist doch ganz normal, dass man einen Ärger gelegentlich einmal ablässt. Was man kritisieren muss natürlich, dass das öffentlich passiert. Das ist ungewöhnlich, das stimmt. Aber es geht halt in einer Partei auch zu wie in den besten Familien, dass gelegentlich gestritten wird, dass es Missverständnisse gibt, dass es Ärger gibt und dass der dann abgelassen wird. Der Unterschied zur Familie besteht eben darin, dass es da millionenfach verbreitet wird.
Kaess: Ist es jetzt normal oder ungewöhnlich? Sie haben gerade beides gesagt.
Huber: Es ist normal, dass es Missverständnisse und Ärger gibt. Und ungewöhnlich ist, dass es dann öffentlich ausgetragen wird.
Kaess: Und ungewöhnlich ist nicht die Schärfe dieser Worte von Horst Seehofer?
Huber: Ich würde sagen, ja doch. Aber auf der anderen Seite muss man sagen, der Ärger entlädt sich eben gelegentlich. Man hätte sich besser an das Prinzip gehalten, Vater und Mutter streiten, Kinder macht die Fenster zu, dann hätten wir jetzt weniger Ärger. Auf der anderen Seite muss man jetzt das konsequent sagen: Es ist natürlich kein Richtungsstreit in der CSU, es ist auch keine neue Machtkonstellation, sondern es ist punktueller Ärger, auch über einzelne Personen, die zusammenarbeiten und zusammenarbeiten müssen, und da erwarte ich jetzt, dass man sich in direkten Gesprächen zusammensetzt und das Ganze noch vor Weihnachten aus der Welt geschafft wird.
Kaess: Sie sagen, man hätte die Fenster zumachen müssen. Wenn Horst Seehofer in seiner Begrüßungsrede auf der Weihnachtsfeier zu den Journalisten sagt, alle Äußerungen seien für die Berichterstattung zu verwenden, und danach dann so offen wissen lässt, was er über seine Parteikollegen denkt, ist das nicht bewusst platziert?
Huber: Ich werfe den Journalisten das auch nicht vor. Das öffentlich gesprochene Wort, noch dazu bei dieser Ankündigung, darf auch verwendet werden, ...
Kaess: Aber meine Frage war, ob es bewusst platziert war von Horst Seehofer.
Huber: Ich kann das nicht sagen. Ich nehme also schon an, er sagt ja auch, er ist für Transparenz, er ist für Mitmachpartei, er ist für öffentliche Prozesse, und dann darf der Bürger das auch mitbekommen. Für die Bürger heißt das, in der Politik gibt es natürlich auch Ärger, gibt es Missverständnisse, gibt es Streit. Das ist ganz normal im Leben, da bleibe ich bei der Normalität. Aber die entscheidende Frage ist: Was sind die Wirkungen? Hat man sich so zerstritten, dass es nicht mehr geht? Das ist nicht der Fall! Und ist es ein politischer Richtungsstreit? Das ist es auch nicht. Es ist auch kein Machtkampf in der CSU. Es wird auch keine neue Personaldiskussion geben. Es ist eben auch der Ärger, wie es im Leben so vorkommt, und ich bin der Überzeugung, es wird vor Weihnachten noch geklärt werden und wir starten dann in Kreuth neu in das Wahljahr hinein.
Kaess: Was hat denn Markus Söder falsch gemacht, dass er Horst Seehofer so dermaßen verärgert hat?
Huber: Ja da gab es im ganzen Jahr natürlich schon über die Haushaltspolitik das eine oder andere, oder auch im Zusammenhang mit Kommunalfinanzen. Das heißt also, es ist nicht ganz ohne Anlass. Markus Söder ist ja auch selbstbewusst und lässt das auch erkennen, hat auch eine kesse Lippe.
Kaess: Ist er vom Ehrgeiz zerfressen?
Huber: Bitte?
Kaess: Ist er vom Ehrgeiz zerfressen?
Huber: Dass er einen starken Ehrgeiz hat, das bestreitet niemand, und dass er selbstbewusst auftritt, auch. Aber ich bin überzeugt davon, dass er Finanzminister bleibt und dass die CSU keine neue Personaldiskussion jetzt entfacht. Und es ist auch völlig klar, um das deutlich zu machen: die CSU geht mit Horst Seehofer als Spitzenkandidaten in die Landtagswahl. Er ist der Ministerpräsident und er bestimmt auch die Richtlinien der Politik der CSU.
Kaess: Aber Sie meinen auch, dass Markus Söder charakterliche Schwächen hat?
Huber: Ich möchte mich nicht beteiligen, sagen wir mal an einem Psychogramm über einzelne Kollegen.
Kaess: Aber diese Vorwürfe sind ja in der Welt jetzt.
Huber: Jeder hat Stärken, jeder hat Schwächen. Jeder hat Stärken und jeder hat Schwächen. Vielleicht könnte man über jeden da das öffentlich machen. Aber wir sind eben alle Menschen. Vielleicht gewöhnt man sich daran, dass Politiker eben fehlbare Menschen sind. Der Unterschied ist, dass bei uns eben alles öffentlich ausgetragen wird. Aber ich glaube, die Politiker haben sich auch selbst zuzuschreiben, indem man das eben auch so öffentlich macht.
Kaess: Herr Huber, helfen Sie uns doch mal bitte beim Verständnis, wenn Herr Seehofer sagt, Markus Söder leiste sich zu viele Schmutzeleien. Was meint er denn damit?
Huber: Da bin ich auch überfragt. Aber dass Markus Söder auch intensiv in Netzwerken unterwegs ist, das ist eben auch die jüngere Generation in der Politik. Und dass er selber auch ein offenes Wort pflegt, auch oft ein deutliches, das ist auch kein Geheimnis.
Kaess: Das fällt in die Kategorie Schmutzeleien?
Huber: Vielleicht auch noch mehr, das weiß ich nicht. Aber jedenfalls ist es so, dass man das Ganze vielleicht nicht überbewerten sollte.
Kaess: Markus Söder bezeichnet sich ja selbst lieber als Langstreckenschwimmer mit viel Ausdauer und langem Atem. Trifft das besser auf ihn zu als die Beschreibung von Horst Seehofer?
Huber: Dass er jemand ist, der eine klare Karrierevorstellung hat, das hat er in vielen Jahren jetzt deutlich gezeigt. Dass er auch meint, er ist nicht am Ende seiner politischen Karriere, das weiß auch jeder.
Kaess: Und das sehen Sie auch so?
Huber: Das ist so, ja. Ich meine, er zählt ja auch in Bayern zu den sogenannten Kronprinzen, aber die Zeit der Kronprinzen ist noch nicht gekommen. Und man darf auch in der Politik Ehrgeiz haben. Die Frage ist nur: ist man auch mannschaftsdienlich und bringt man an der Stelle, an der man ist, auch die beste Leistung? Er ist jetzt erst ein Jahr Finanzminister, er ist in einer glücklichen Konstellation, in Bayern regnet es die Steuereinnahmen gerade so rein, und da kann man natürlich auch gute Finanzpolitik machen.
Kaess: Aber er hätte noch mehr tun können, höre ich da heraus?
Huber: Er muss erst noch, sagen wir mal, die Meisterprüfung auch als Finanzminister ablegen in den Bereichen Haushaltspolitik und Steuerpolitik. Das kann man nach einem Jahr nicht erwarten, das muss man sagen. Er hat dieses Jahr ganz gut geschafft, aber wer in Bayern irgendwann einmal, in ich weiß nicht, vier, fünf Jahren, dann an die Spitze von Staat und Partei kommen wird, das ist durchaus eine spannende Geschichte. Wir haben drei, vier tüchtige Leute, die dafür infrage kommen. So gesehen ist die CSU in einer glücklichen Konstellation. Was wir natürlich brauchen ist, dass es hier nicht ein schmutziges Rennen gibt, sondern einen fairen Wettstreit, und da werden wir drauf achten.
Kaess: Und Ilse Aigner steht Markus Söder auch nicht im Weg?
Huber: Ach natürlich stehen sich, wenn man so will, die Nachfolger ein bisschen im Wege. Aber es ist doch ganz klar: Wie beim Sport werden wir ein Rennen beobachten können. Wir werden darauf achten, in der Landtagsfraktion, in der Partei, dass das also mit fairen Regeln zugeht. Und dann wird in einigen Jahren von der gesamten Partei und vielleicht von der Fraktion im Landtag entschieden, wer nun Spitzenkandidat 2018 wird. Aber bis dahin werden wir darauf achten, dass die Regeln des Fair Play auch eingehalten werden.
Kaess: Faire Regeln, auch wenn sich Horst Seehofer vielleicht selbst schon entschieden hat?
Huber: Es ist sicher nicht eine alleinige Entscheidung von Horst Seehofer. Wir sind nicht in einer Monarchie, wo über die Erbfolge entschieden wird, sondern wir sind in einer Demokratie, in der die Partei und die Fraktion, die entsprechenden Gremien letztlich die Entscheidung haben, mit wem wir dann in die Zukunft gehen. Aber eines ist auch klar: Für die überschaubare Zeit wird das mit Horst Seehofer an der Spitze sein. Und ich nehme nun an, dass diese Mannschaft in diesem Sinne jetzt sich der Sache bald wieder voll zuwendet.
Kaess: Herr Huber, noch kurz zum Schluss. Wie klug ist es denn von Horst Seehofer mit Blick auf die Landtagswahlen, jetzt einen Keil in die Partei zu treiben, denn die Landtagsfraktion hat sich ja gestern versucht, hinter Markus Söder zu stellen?
Huber: Also da sehe ich nicht einen Keil. Das war eine menschliche Reaktion. Markus Söder hat ja auch zunächst einen sehr betroffenen Eindruck gemacht und er ist durch diesen Beifall wieder aufgebaut worden. Aber das ist kein Keil, und ich sage, es ist kein Richtungsstreit und es ist kein Machtkampf. Es sind diese persönlichen Zerwürfnisse, die es in jeder Familie gibt. Jetzt wird man sich aussprechen und dann im neuen Jahr geschlossen als Mannschaft sich den Herausforderungen des Jahres 2013 stellen.
Kaess: Die Einschätzungen des CSU-Politikers Erwin Huber, ehemals selbst Parteivorsitzender der CSU. Danke für das Gespräch, Herr Huber.
Huber: Bitte sehr.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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Video: Seehofers Lästereien: Von Glühwürmchen (Karl-Theodor zu Guttenberg) bis zum Zar Peter (Verkehrsminister Peter Ramsauer) - Blog der BR-Landtagskorrespondenten
Am Telefon ist jetzt der CSU-Politiker Erwin Huber, ehemals selbst Parteivorsitzender der CSU. Guten Morgen, Herr Huber!
Erwin Huber: Guten Morgen!
Kaess: Herr Huber, ist Horst Seehofer unberechenbar?
Huber: Nein! Aber es ist doch ganz normal, dass man einen Ärger gelegentlich einmal ablässt. Was man kritisieren muss natürlich, dass das öffentlich passiert. Das ist ungewöhnlich, das stimmt. Aber es geht halt in einer Partei auch zu wie in den besten Familien, dass gelegentlich gestritten wird, dass es Missverständnisse gibt, dass es Ärger gibt und dass der dann abgelassen wird. Der Unterschied zur Familie besteht eben darin, dass es da millionenfach verbreitet wird.
Kaess: Ist es jetzt normal oder ungewöhnlich? Sie haben gerade beides gesagt.
Huber: Es ist normal, dass es Missverständnisse und Ärger gibt. Und ungewöhnlich ist, dass es dann öffentlich ausgetragen wird.
Kaess: Und ungewöhnlich ist nicht die Schärfe dieser Worte von Horst Seehofer?
Huber: Ich würde sagen, ja doch. Aber auf der anderen Seite muss man sagen, der Ärger entlädt sich eben gelegentlich. Man hätte sich besser an das Prinzip gehalten, Vater und Mutter streiten, Kinder macht die Fenster zu, dann hätten wir jetzt weniger Ärger. Auf der anderen Seite muss man jetzt das konsequent sagen: Es ist natürlich kein Richtungsstreit in der CSU, es ist auch keine neue Machtkonstellation, sondern es ist punktueller Ärger, auch über einzelne Personen, die zusammenarbeiten und zusammenarbeiten müssen, und da erwarte ich jetzt, dass man sich in direkten Gesprächen zusammensetzt und das Ganze noch vor Weihnachten aus der Welt geschafft wird.
Kaess: Sie sagen, man hätte die Fenster zumachen müssen. Wenn Horst Seehofer in seiner Begrüßungsrede auf der Weihnachtsfeier zu den Journalisten sagt, alle Äußerungen seien für die Berichterstattung zu verwenden, und danach dann so offen wissen lässt, was er über seine Parteikollegen denkt, ist das nicht bewusst platziert?
Huber: Ich werfe den Journalisten das auch nicht vor. Das öffentlich gesprochene Wort, noch dazu bei dieser Ankündigung, darf auch verwendet werden, ...
Kaess: Aber meine Frage war, ob es bewusst platziert war von Horst Seehofer.
Huber: Ich kann das nicht sagen. Ich nehme also schon an, er sagt ja auch, er ist für Transparenz, er ist für Mitmachpartei, er ist für öffentliche Prozesse, und dann darf der Bürger das auch mitbekommen. Für die Bürger heißt das, in der Politik gibt es natürlich auch Ärger, gibt es Missverständnisse, gibt es Streit. Das ist ganz normal im Leben, da bleibe ich bei der Normalität. Aber die entscheidende Frage ist: Was sind die Wirkungen? Hat man sich so zerstritten, dass es nicht mehr geht? Das ist nicht der Fall! Und ist es ein politischer Richtungsstreit? Das ist es auch nicht. Es ist auch kein Machtkampf in der CSU. Es wird auch keine neue Personaldiskussion geben. Es ist eben auch der Ärger, wie es im Leben so vorkommt, und ich bin der Überzeugung, es wird vor Weihnachten noch geklärt werden und wir starten dann in Kreuth neu in das Wahljahr hinein.
Kaess: Was hat denn Markus Söder falsch gemacht, dass er Horst Seehofer so dermaßen verärgert hat?
Huber: Ja da gab es im ganzen Jahr natürlich schon über die Haushaltspolitik das eine oder andere, oder auch im Zusammenhang mit Kommunalfinanzen. Das heißt also, es ist nicht ganz ohne Anlass. Markus Söder ist ja auch selbstbewusst und lässt das auch erkennen, hat auch eine kesse Lippe.
Kaess: Ist er vom Ehrgeiz zerfressen?
Huber: Bitte?
Kaess: Ist er vom Ehrgeiz zerfressen?
Huber: Dass er einen starken Ehrgeiz hat, das bestreitet niemand, und dass er selbstbewusst auftritt, auch. Aber ich bin überzeugt davon, dass er Finanzminister bleibt und dass die CSU keine neue Personaldiskussion jetzt entfacht. Und es ist auch völlig klar, um das deutlich zu machen: die CSU geht mit Horst Seehofer als Spitzenkandidaten in die Landtagswahl. Er ist der Ministerpräsident und er bestimmt auch die Richtlinien der Politik der CSU.
Kaess: Aber Sie meinen auch, dass Markus Söder charakterliche Schwächen hat?
Huber: Ich möchte mich nicht beteiligen, sagen wir mal an einem Psychogramm über einzelne Kollegen.
Kaess: Aber diese Vorwürfe sind ja in der Welt jetzt.
Huber: Jeder hat Stärken, jeder hat Schwächen. Jeder hat Stärken und jeder hat Schwächen. Vielleicht könnte man über jeden da das öffentlich machen. Aber wir sind eben alle Menschen. Vielleicht gewöhnt man sich daran, dass Politiker eben fehlbare Menschen sind. Der Unterschied ist, dass bei uns eben alles öffentlich ausgetragen wird. Aber ich glaube, die Politiker haben sich auch selbst zuzuschreiben, indem man das eben auch so öffentlich macht.
Kaess: Herr Huber, helfen Sie uns doch mal bitte beim Verständnis, wenn Herr Seehofer sagt, Markus Söder leiste sich zu viele Schmutzeleien. Was meint er denn damit?
Huber: Da bin ich auch überfragt. Aber dass Markus Söder auch intensiv in Netzwerken unterwegs ist, das ist eben auch die jüngere Generation in der Politik. Und dass er selber auch ein offenes Wort pflegt, auch oft ein deutliches, das ist auch kein Geheimnis.
Kaess: Das fällt in die Kategorie Schmutzeleien?
Huber: Vielleicht auch noch mehr, das weiß ich nicht. Aber jedenfalls ist es so, dass man das Ganze vielleicht nicht überbewerten sollte.
Kaess: Markus Söder bezeichnet sich ja selbst lieber als Langstreckenschwimmer mit viel Ausdauer und langem Atem. Trifft das besser auf ihn zu als die Beschreibung von Horst Seehofer?
Huber: Dass er jemand ist, der eine klare Karrierevorstellung hat, das hat er in vielen Jahren jetzt deutlich gezeigt. Dass er auch meint, er ist nicht am Ende seiner politischen Karriere, das weiß auch jeder.
Kaess: Und das sehen Sie auch so?
Huber: Das ist so, ja. Ich meine, er zählt ja auch in Bayern zu den sogenannten Kronprinzen, aber die Zeit der Kronprinzen ist noch nicht gekommen. Und man darf auch in der Politik Ehrgeiz haben. Die Frage ist nur: ist man auch mannschaftsdienlich und bringt man an der Stelle, an der man ist, auch die beste Leistung? Er ist jetzt erst ein Jahr Finanzminister, er ist in einer glücklichen Konstellation, in Bayern regnet es die Steuereinnahmen gerade so rein, und da kann man natürlich auch gute Finanzpolitik machen.
Kaess: Aber er hätte noch mehr tun können, höre ich da heraus?
Huber: Er muss erst noch, sagen wir mal, die Meisterprüfung auch als Finanzminister ablegen in den Bereichen Haushaltspolitik und Steuerpolitik. Das kann man nach einem Jahr nicht erwarten, das muss man sagen. Er hat dieses Jahr ganz gut geschafft, aber wer in Bayern irgendwann einmal, in ich weiß nicht, vier, fünf Jahren, dann an die Spitze von Staat und Partei kommen wird, das ist durchaus eine spannende Geschichte. Wir haben drei, vier tüchtige Leute, die dafür infrage kommen. So gesehen ist die CSU in einer glücklichen Konstellation. Was wir natürlich brauchen ist, dass es hier nicht ein schmutziges Rennen gibt, sondern einen fairen Wettstreit, und da werden wir drauf achten.
Kaess: Und Ilse Aigner steht Markus Söder auch nicht im Weg?
Huber: Ach natürlich stehen sich, wenn man so will, die Nachfolger ein bisschen im Wege. Aber es ist doch ganz klar: Wie beim Sport werden wir ein Rennen beobachten können. Wir werden darauf achten, in der Landtagsfraktion, in der Partei, dass das also mit fairen Regeln zugeht. Und dann wird in einigen Jahren von der gesamten Partei und vielleicht von der Fraktion im Landtag entschieden, wer nun Spitzenkandidat 2018 wird. Aber bis dahin werden wir darauf achten, dass die Regeln des Fair Play auch eingehalten werden.
Kaess: Faire Regeln, auch wenn sich Horst Seehofer vielleicht selbst schon entschieden hat?
Huber: Es ist sicher nicht eine alleinige Entscheidung von Horst Seehofer. Wir sind nicht in einer Monarchie, wo über die Erbfolge entschieden wird, sondern wir sind in einer Demokratie, in der die Partei und die Fraktion, die entsprechenden Gremien letztlich die Entscheidung haben, mit wem wir dann in die Zukunft gehen. Aber eines ist auch klar: Für die überschaubare Zeit wird das mit Horst Seehofer an der Spitze sein. Und ich nehme nun an, dass diese Mannschaft in diesem Sinne jetzt sich der Sache bald wieder voll zuwendet.
Kaess: Herr Huber, noch kurz zum Schluss. Wie klug ist es denn von Horst Seehofer mit Blick auf die Landtagswahlen, jetzt einen Keil in die Partei zu treiben, denn die Landtagsfraktion hat sich ja gestern versucht, hinter Markus Söder zu stellen?
Huber: Also da sehe ich nicht einen Keil. Das war eine menschliche Reaktion. Markus Söder hat ja auch zunächst einen sehr betroffenen Eindruck gemacht und er ist durch diesen Beifall wieder aufgebaut worden. Aber das ist kein Keil, und ich sage, es ist kein Richtungsstreit und es ist kein Machtkampf. Es sind diese persönlichen Zerwürfnisse, die es in jeder Familie gibt. Jetzt wird man sich aussprechen und dann im neuen Jahr geschlossen als Mannschaft sich den Herausforderungen des Jahres 2013 stellen.
Kaess: Die Einschätzungen des CSU-Politikers Erwin Huber, ehemals selbst Parteivorsitzender der CSU. Danke für das Gespräch, Herr Huber.
Huber: Bitte sehr.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Video: Seehofers Lästereien: Von Glühwürmchen (Karl-Theodor zu Guttenberg) bis zum Zar Peter (Verkehrsminister Peter Ramsauer) - Blog der BR-Landtagskorrespondenten