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Masern in Berlin
Gesundheitsminister Gröhe kritisiert Impfgegner

Nach dem schweren Masernausbruch in Berlin hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) Impfgegner angegriffen. "Die irrationale Angstmacherei mancher Impfgegner ist verantwortungslos", sagte Gröhe der "Welt am Sonntag". Wer seinem Kind den Impfschutz verweigere, gefährde nicht nur das eigene Kind, sondern auch andere.

22.02.2015
    Eine Arzthelferin zieht eine Spritze auf.
    Nach dem Masernausbruch in Berlin ist eine Diskussion über eine Impfpflicht entbrannt. (dpa / picture alliance / Klaus Rose)
    Nach dem Ausbruch wurden in Berlin seit Oktober bisher 530 Fälle gemeldet. Das waren nach Angaben der "Welt am Sonntag" mehr als die Zahl der bundesweiten Fälle im gesamten vergangenen Jahr. "Ich rate dringend dazu, den eigenen Impfstatus überprüfen zu lassen und die empfohlenen Impfungen nachzuholen", sagte Gröhe. Sie seien sicher und würden von der Krankenkasse bezahlt.
    Mit dem geplanten Präventionsgesetz wird künftig festgeschrieben, dass vor einer Kita-Aufnahme die Eltern eine ärztliche Impfberatung nachweisen müssen. Doch was, wenn das nicht hilft? Gesundheitspolitiker der schwarz-roten Koalition drohten schon damit, mittelfristig eine Impfpflicht einzuführen. Jens Spahn (CDU) sagte der Zeitung, Impfverweigerer seien egoistisch, weil sie sich darauf verließen, dass andere zur Impfung gingen und dann schon nichts passiere. SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach sagte, wenn die Impfbereitschaft nicht steige, "muss eine Impfpflicht für Kleinkinder der nächste Schritt sein".
    RKI warnt vor Verharmlosung von Masern-Infektion
    Nicht alle wollen sich impfen lassen. "Ich bin von der Masern-Impfung nicht überzeugt", sagt Impfgegner Hans Tolzin. Die Zahl der Masern-Infektionen sei bereits vor Beginn der Impfungen deutlich zurückgegangen und es gebe Alternativen, meint er. Zudem sei das Risiko einer Impfung nicht kalkulierbar. Dem widerspricht Kinderarzt Georg Witte. "Ich betreibe die Praxis seit 1983. Nebenwirkungen bei Impfungen kennen wir eigentlich nicht. Man sollte keine Angst haben, die Impfung zu machen."
    Die beim staatlichen Robert-Koch-Institut für Impfungen zuständige Sabine Reiter erklärte die Impfskepsis bei Masern, Mumps und Röteln jüngst im Deutschlandfunk so: "In den deutschsprachigen Ländern, also auch in der Schweiz und Österreich, ist die Skepsis in weiten Teilen der Bevölkerung sehr verbreitet. Das kommt vor allen Dingen daher, dass viele denken, das sei eine harmlose Kinderkrankheit und das Durchmachen würde das Immunsystem stärken." Ferner wies Reiter auf den starken Einfluss von Anthroposophen in dieser Frage hin: "In den letzten Jahren, wenn wir Masernausbrüche in Schulen und Kindergärten hatten, waren die oft in Waldorf-Kindergärten oder anthroposophischen Schulen."
    (tgs/tj)