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Medialer Wahlkampf-Overkill
It's enough!

Wahlberichterstattung non-stop in den USA. Denn nicht nur Hillary und Donald, sondern auch 17 Volksabstimmungen stehen auf dem Wahlzettel. Und für jedes Thema wird um Stimmen geworben, auf allen Kanälen. Zu viel, findet unsere Korrespondentin Kerstin Zilm in L.A. und schaltet morgens nicht mal mehr die Nachrichten ein.

Von Kerstin Zilm |
    Social Media Board in der Hofstra University, auf dem TV-Debatten zwischen beiden Präsidentschaftskandidaten ankündigt werden.
    Social Media Board in der Hofstra University, auf dem TV-Debatten zwischen beiden Präsidentschaftskandidaten ankündigt werden. (imago / Zuma Press)
    "There is really just one question left to answer in the 2016 presidential campaign. President Obama has made it his mission in the last weeks of this campaign. Hillary Clinton is guilty! Haitan Americans in Florida. I am Hillary Clinton and I approve this message. Who is going to win?
    Tag und Nacht das Gleiche! Jede Stunde. Jede Minute. Auf jedem Sender. Im Fernsehen. Im Radio. Auf Facebook. Twitter. Snapchat. YouTube.
    "Holy shit you’ve got to vote. It’s really fucking important."
    Hollywoodstars und Historiker. Politiker, Komödianten und sogenannte Experten reden und reden und reden - seit Monaten! Über die Wahl, manchmal singen sie auch und schimpfen und weinen. Über nichts anderes als die Wahl. Und am Ende kommen sie dann auch noch immer mehr oder weniger zum selben Schluss:
    "What you think today just might not hold up tomorrow
    "Was du heute denkst, mag schon morgen nicht mehr richtig sein." Ehrlich? Weil ich mir das alles nicht länger anhören kann, gibt’s bei mir seit einer Woche morgens keine Nachrichten mehr. Statt dessen klingt durch Küche und Büro dies: Meditationsmusik.
    Vor neun Uhr und dem zweiten Kaffee höre ich gar keine Nachrichten mehr. Danach nur noch in homöopathisch kleinen Dosen. Denn: Ich kann nicht mehr. Und ich bin nicht die Einzige, wie mir selbst Journalistenkollegen heimlich gestanden. Denn Kalifornien mag zwar sicher in demokratischer Hand sein, von Werbung bleiben wir trotzdem nicht verschont, und schon gar nicht von Politikern. Die kommen zum Geld sammeln nach Hollywood und Silicon Valley.
    Trump: "I am with you, I will fight for you, and I will win for you
    Clinton: "I know there’s a lot of frustration and even anger in thgis election season."
    Für schlappe 30.000 Dollar pro Nase gibt es ein Dinner mit Hillary oder ein Foto mit Donald. Und das sind Schnäppchen! Häppchen mit Hillary servierte zum Beispiel auch George Clooney in seinem Anwesen. Clooney:
    "I know her, I think the world of her and I would be very happy if she were president."
    Clooney hält plötzlich höchste Stücke auf Hillary und wäre sehr glücklich mit ihr als Präsidentin. Wie bitte? Ich darf mal kurz erinnern: Vor acht Jahren sammelte Clooney für Obama und hatte nicht viel für Hillary übrig. Und jetzt? Nicht auszuhalten. Und als ob Hillary, Donald, Clooney und Co nicht schon genug nerven würden, stimmen Kalifornier zu allem Übel auch noch über 17 Vorschläge ab, die unter den Präsidentschaftskandidaten auf dem Stimmzettel zur Volksabstimmung stehen. 17!
    Es geht zum Beispiel um die Abschaffung der Todesstrafe und die Legalisierung von Marihuana, auch um Zigarettensteuer, Geld für Schulen, Plastiktüten, Pornos und Kondome. Für jeden Vorschlag gibt’s natürlich auch Werbung. Rund um die Uhr natürlich. Im Fernsehen, im Radio, im Briefkasten, am Telefon, an der Supermarktkasse und vorm Fitness-Studio.
    Trump: "We will make America great again." Hillary: "We will have some work to do to bring about healing and reconciliation after this election." Barack Obama: "I really, really, really want to elect Hillary Clinton."
    Nein, auch Sie, werter Noch-Präsident Obama, bitte nichts mehr zum Wahlkampf sagen.
    LA-Bürgermeister Garcetti: "And this Project broke ground just six months after they brought it to us."
    Wie bitte? Was war das denn? Oh nein, der Bürgermeister von Los Angeles. Im Mai 2017 steht der zur Wiederwahl. Sein Wahlkampf hat gerade begonnen. "In the past that would have taken two years!"