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Sportschau in Eigenregie

Zur Agenda 2020 des IOC gehört der Aufbau eines eigenen TV-Kanals. Das IOC arbeitet damit weiter an der Selbstinszenierung des Sports – und ist nicht allein: In Deutschland betreiben die Sportverbände bereits eigene Angebote und gehen damit in Konkurrenz zur "Sportschau".

Von Daniel Bouhs | 13.12.2014
    Eine Szene von der WM 2013 - im kommenden Jahr sind ARD und ZDF nicht dabei.
    Der Olympische Sportkanal soll die TV-Präsenz einiger Sportarten erhöhen. (imago)
    "Olympic Games - welcome back to Greece!"
    "Welcome to Beijing!"
    Olympische Spiele - kein anderes sportliches Großereignis bietet so viele Bilder und Emotionen. Diesen Schatz will die olympische Bewegung jetzt bergen, für alle.
    Der Plan des Internationalen Olympischen Komitees ist so simpel wie eindrucksvoll: Die Organisation und ihre Spiele sollen einfach immer präsent sein - 24 Stunden am Tag, an 365 Tagen im Jahr, lückenlos. IOC-Präsident Thomas Bach: "Wir müssen etwas für die Zeit zwischen den Spielen machen: für die Athleten, für den Sport und für unsere Werte."
    Etwas für die Athleten tun, für den Sport und - natürlich - für die Werte der olympischen Bewegung, dafür öffnet das IOC sein Archiv - und noch mehr: Sportler und Funktionäre sollen zu Wort kommen, dazu Trainer, die über neue Techniken in den olympischen Disziplinen berichten. Auch von Trainingsvideos ist bereits die Rede - einer Art Teleakademie für Sportfans.
    Plattform für Werbeplätze
    Der Olympische Sportkanal soll auf allen Geräten ankommen - auf Handys ebenso wie auf den klassischen Bildschirmen in den Wohnzimmern, erklärte Yiannis Exarchos der Vollversammlung des IOC. Exarchos leitet die IOC-Tochter OBS, die schon seit Jahren die Welt während der Spiele mit Live-Signalen versorgt. Die Vollversammlung hat das Projekt durchgewunken und damit Investitionen von fast 500 Millionen Euro. Am Ende soll der Kanal das IOC aber kein Geld kosten sondern selbst welches verdienen, etwa mit dem Verkauf von Werbeplätzen.
    Das IOC muss seinen Sender jetzt erst mal aufbauen. Los gehen soll es im nächsten Jahr. Andere Sportverbände machen wiederum schon länger eigenes Programm - auch hierzulande.
    "Herzlich Willkommen liebe Handball-Freunde - DHB-'Timeout', das Magazin..."
    "Timeout" - das ist ein Magazin, das der Deutsche Handballbund vor wenigen Wochen gestartet hat - auch eine Sendung in Eigenregie. "Timeout" kommt aus einem Studio mit Spielberichten, Spieler-Porträts und Interviews. Die Sendung läuft erst mal ganz einfach auf Youtube. Der Deutsche Olympische Sportbund betreibt ebenfalls eine eigene Plattform: sportdeutschland.tv. Hier läuft, was bei den großen Sendern oft Mangelware ist. Projektleiter Oliver Beyer: "Letztendlich ist es ja so, dass gerade im klassischen Fernsehen einige Sportarten sehr dominant vertreten sind, andere weniger, wieder andere überhaupt nicht. Und letztendlich hat da der DOSB als Spitzenverband des deutschen Sports eben auch gesagt, wir nehmen die Sache jetzt in die Hand, wir geben selbst eine Plattform und eine Möglichkeit dazu, den Sport zu zeigen."
    Das Portal bündelt bereits Inhalte dutzender Sportarten, darunter Tischtennis-Partien oder Spiele der Volleyball-Bundesliga. Vieles davon steht zum Abruf bereit, also zum Nachsehen, immer mehr aber auch als Live-Stream von den Sportplätzen der Republik. Das kommt tatsächlich an: Bis zu 190.000 Live-Zugriffe hat der DOSB bereits parallel registriert.
    Bewerbung um die Rechte der Handball-WM 2015
    Im nächsten Jahr soll sportdeutschland.tv wachsen. Beyer hat dafür im Oktober eine klassische Fernsehlizenz erhalten. Außerdem bewirbt sich das Portal gerade darum, im Januar die Handball-Weltmeisterschaft zeigen zu dürfen. ARD und ZDF hatten die Verhandlungen abgebrochen. Und auch ein eigenes Magazin, eine "kleine Sportschau", kann sich der DOSB vorstellen: "Absolut! Das ist genau ein Punkt und das sage ich jetzt einfach Stichwort 'Rio 2016': Dort haben wir ja ganz genau ein Riesen-Event, bei dem sich sehr, sehr viele Sportarten, Sportlerinnen und Sportler treffen. Und das ist beispielsweise ein Meilenstein, wo man natürlich wunderbar im Vorfeld auch darauf hinarbeiten kann."
    Nur mit Journalismus sollte diese Projekte natürlich niemand verwechseln. Denn wenn der Sport über sich selbst berichtet, kommt vor allem eines oft zu kurz: die kritische Nachfrage.