Medienphilosoph zu Digitalisierung der Gesellschaft "Smartphones werden zu einem Teil unseres Selbst"
Smartphones seien in unsere Alltagskultur eingewandert und nicht mehr wegzudenken, sagte der Medienphilosoph Oliver Ruf im Dlf. Zusammen mit anderen Forschern hat er die Ästhetik der digitalen Geräte untersucht. "Sie weisen eine gewisse Schönheit auf, und sie konstituieren eine neue Wahrnehmung der Welt."
Oliver Ruf im Corsogespräch mit Adalbert Siniawski | 09.08.2018
Das Themen-Alphabet reicht von Architektur, Bytes und Comics über Film und Mode bis Zukunftsmusik. Ohne Etiketten wie "U", "E", "Post" oder "Proto" analysiert und diskutiert das tagesaktuelle Magazin Phänomene der Gegenwartskultur. Corso ist alles andere als reine Nacherzählungsberichterstattung oder Terminjournalismus, der nur die Chronistenpflicht erfüllt. Das Popkulturmagazin dreht die Themen weiter, um Mehrwert und Neuigkeitswert zu bieten. Kulturschaffende sind regelmäßig zu Gast im Studio und stehen im Corsogespräch Rede und Antwort. "Corso - Kunst & Pop" spielt musikjournalistisch ausgewählte Songs, die aktuell sind und nationale sowie globale Trends abbilden. Denn Musik ist Information - und Popkultur ist ohne Popmusik nicht denkbar.
Der Mensch und sein Mobiltelefon - ohne Smartphone ist Kommunikation für viele nicht mehr denkbar (imago / Ikon Images)
Wenn sie Pop-Konzerte besuchen, kennen Sie, was seit dem Aufkommen des Smartphones geschieht: Kaum ist die Band auf der Bühne, zücken wir die Telefone - klick: Foto. Dann noch schnell ein kurzes Video drehen. Und zur Ballade schalten wir die Taschenlampen-Funktion ein und schwenken das Smartphone als wäre es ein Feuerzeug. Wir erleben die Welt durch das Smartphone, es hat sich mit unserem Alltag komplett verschweißt.
"Smartphones machen Welt"
"Smartphones sind integraler Bestandteil unseres Lebens geworden", sagte Oliver Ruf, Professor für Medien- und Gestaltungswissenschaft an der Hochschule Furtwangen, im Deutschlandfunk. "Sie stellen eine Art Lebensbegleiter da, mit denen wir kommunizieren, informieren, orientieren, mit denen wir uns aber auch unterhalten lassen - womöglich auch Freunde finden können. Smartphones machen Welt und letztlich auch uns selbst."
Oliver Ruf, Professor für Medien- und Gestaltungswissenschaft an der Hochschule Furtwangen (Deutschlandradio/Raphael Smarzoch)
Das Wischen auf Touchscreens begründe eine neue Kulturtechnik, sagte Ruf weiter. Dadurch könnten wir unsere Kultur neu konstituieren und gestalten. In Anlehnung an den Medientheroretiker Marshall McLuhan könne man den Tastsinn, die Taktilität, als den "der Sinn aller Sinne" begreifen, der dazu da sei, die Welt zu verstehen. Das Smartphone mache mit den Theses McLuhans ernst.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Oliver Ruf (Hg.): "Smartphone-Ästhetik - Zur Philosophie und Gestaltung mobiler Medien" Transcript Verlag Bielefeld, 2018. 312 Seiten, 29,99 Euro.